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Der charismatische Dominionismus

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Hinweis: Die Zitate des Newsletters von Dutch Sheets sowie des Konferenzberichts der Webseite von Os Hillman sind dem Beitrag USAA, 7 Mountains, Dutch Sheets des Blogs Sola Dei Gloria entnommen.

Autor: Georg Walter (http://distomos.blogspot.de)

In den USA ist wie in Deutschland die Trennung zwischen Religion und Staat in der Verfassung verankert. Dennoch sind weite Teile des US-amerikanischen Evangelikalismus von dominionistischem Gedankengut beeinflusst. Dominionisten vertreten die Überzeugung, dass die gesamte Gesellschaft für das Evangelium und christliche Werte erreicht werden muss. In ihrer extremen Ausprägung, die sich nicht damit zufrieden gibt, eine Gesellschaft nach Maßgabe ihres christlichen Verständnisses zu verändern, steht die Errichtung eines Gottesstaates, also einer Theokratie: Eine oder mehrere von Gott berufene Personen verfügen über eine religiös legitimierte Staatsgewalt und regieren eine Nation auf der Grundlage christlicher Überzeugungen.

Im englischsprachigen Raum ist die Lehre, dass die christliche Herrschaft auf alle Gebiete der Gesellschaft ausgedehnt werden soll, unter der Bezeichnung Dominion Theology (Dominionismus), Christian Reconstructionism (Rekonstruktionismus) und Kingdom-Now-Theology (Reich-Gottes-Jetzt-Theologie) bekannt geworden. Man trifft sowohl in der pfingstlich-charismatischen Bewegung als auch unter nicht-charismatischen Evangelikalen auf diese Lehren.

Der große Einfluss der Evangelikalen in den USA auf Politik und Gesellschaft ist nicht vergleichbar mit der des deutschen Evangelikalismus, der bislang im Vergleich zu den USA als unbedeutende Kraft anzusehen ist. Indes hat der Dominionismus auch unter deutschen Evangelikalen – oftmals nur latent – Fuß gefasst; dabei spielt der Einfluss der dominionistischen Strömungen aus den USA auf den deutschen Evangelikalismus eine besondere Rolle.

Über den Einfluss des konservativen Christentums der religiösen Rechten in den USA schreibt der landeskirchliche Beauftragte für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dr. Richard Ziegert: „Hartmut Lehmann… hat eben noch einmal in seiner Einschätzung des… für ihn ‚verblüffenden Transfers von religiösen Motiven in eine religiös fundierte politische Mission unterstrichen’:… ‚Ein Vergleich zwischen der Bedeutung der Religion in Europa und in Amerika ist deshalb so wichtig, weil wir es hier mit zwei völlig unterschiedlichen Ausprägungen des Verhältnisses zur Religion innerhalb der ‚westlichen Welt’ zu tun haben … Während es in Europa … seit den 1960er Jahren zu einer tief greifenden, umfassenden und in den Konsequenzen durchaus radikalen Säkularisierung gekommen ist, spielen religiöse Argumente nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen und politischen Leben in den USA inzwischen eine derart große theatralisch-maskenhafte Rolle, dass… die Trennung von Kirche und Staat, zu fallen scheint.“1

Trotz einer Reihe von Beobachtungen Richard Ziegerts, denen man durchaus zustimmen kann, muss man seiner These, dass radikale Evangelikale Deutschland unterwandern, in wesentlichen Punkten widersprechen. Ziegerts Thesen blieben selbst unter evangelischen Pfarrern nicht unwidersprochen. Gerhard Gronauer, ehemaliger Doktorand der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, setzte sich im Deutschen Pfarrerblatt 9/2003 in einem Artikel mit dem Titel Eine Auseinandersetzung mit Richard Ziegerts Fundamentalismusschelte – Ob radikale Evangelikale Deutschland unterwandern? kritisch mit den Ansichten Ziegerts auseinander (im Zuge des von Ziegert veröffentlichten Artikels Die EKD Kirchen angesichts der Globalisierung).2

Im Weiteren soll besonders der charismatische Dominionismus der Neuen Apostolischen Reformation (NAR) beleuchtet und darauf hingewiesen werden, wie so populäre Führer wie C. Peter Wagner und Dutch Sheets die Verbreitung der unbiblischen dominionistischen Theologie in den Evangelikalismus vorantreiben. Bereits im Jahre 1975 empfingen Bill Bright, der Gründer von Campus für Christus, und Loren Cunningham, der Gründer von Jugend mit einer Mission, bei einem gemeinsamen Essen eine „Offenbarung“ von Gott, wonach „die Kultur von sieben Einflüssen oder sieben ‚Bergen’ in der Gesellschaft geprägt ist, die das Denken verändern (mind molders). Wenn wir (Christen) jede dieser gesellschaftlichen Bereiche für Christus verändern können, werden wir unsere Kultur für Christus gewinnen.“

Loren Cunningham

Loren Cunningham

Diese sieben Bereiche der Gesellschaft – auch als die „7 Sphären“ oder „7 Berge“ bezeichnet – sind: (1) Politik, (2) Wirtschaft, (3) Medien, (4) Kunst und Unterhaltung, (5) Bildung, (6) Familie und (7) Religion. Martin Erdmann wirft in seinem Artikel Die Neo-Kuyperianischen Sphären die Frage auf: „War es reiner Zufall, dass Loren Cunningham und Bill Bright fast identische geistliche Visionen hatten, in denen Gott ihnen neue Wege aufschloss, um alle Nationen unter die Herrschaft Gottes zu bringen? Teilte Gott ihnen wirklich ‚gesellschaftliche Kategorien’ mit, die den ‚sieben Sphären des kirchlichen Einflusses’ entsprechen würden? Oder könnte man vielleicht vermuten, dass sich beide die wesentlichen Eckpunkte der Lehren Abraham Kuypers zu eigen gemacht haben?“3

Erdmann gibt die Antwort auf diese Frage: „Die letzte Möglichkeit mag das wahrscheinlichere Szenario sein, denn Kuyper ist für die Propagierung des modernen Konzepts der ‚Sphären-Souveränität’ bekannt geworden.“4 Und weiter führt Erdmann aus: „Es ist interessant, festzustellen, dass das von Chuck Colson und Nancy Pearcey geschriebene Buch How Now Shall We Live (Tyndale, 1999) als eine der wichtigsten Ressourcen in der Selbstdarstellung dieser Bewegung zitiert wird. Auf dem Weblog des Acton Instituts wird Richard Mouw, Rektor des Fuller Theological Seminary, ebenso als ein Befürworter des Neocalvinismus erwähnt. Obgleich die meisten Christen meinen, dass diese Bewegung sich aus dem Calvinismus entwickelte, wo es ursprünglich tatsächlich Fuß fasste und aufblühte, hat sie sich seit Jahrzehnten im Fuller Theological Seminary eingenistet und Kuypers Lehren grundsätzlich neu gestaltet. Einige Generationen evangelikaler Studenten sind mit dieser neuen Form des Neocalvinismus im Vorlesungssaal konfrontiert worden. Die gesamte evangelikale Welt wurde dadurch nachhaltig beeinflusst.“5 (Hervorhebung durch den Autor)

Der niederländische Theologe, Staatsmann, Autor und Journalist Abraham Kuyper (1837-1920) vertrat die Ansicht, dass es Gottes Ziel war, die Kultur zu verherrlichen. Gottes Gnade war für alle Menschen da und griff ihrer Ansicht nach tatsächlich jeden Tag in die Ereignissen der Geschichte ein. Letztlich sollte die allgemeine Gnade in Form eines irdischen Königreiches Gottes triumphieren. „Sphären-Souveränität“ war die Bezeichnung für die Vorstellung, dass alle Bereiche der Gesellschaft unter Gottes Kontrolle stehen.

In dem oben angeführten Zitat Erdmanns wird der entscheidende Einfluss erwähnt, den das Fuller Theological Seminary auf den gesamten Evangelikalismus hatte (und noch hat). Im Zusammenhang mit dem Fuller Theological Seminary stoßen wir auf eine Person, die einerseits von diesem neovangelikalen Seminar beeinflusst wurde und andererseits den Evangelikalismus entscheidend prägte. Diese Person ist C. Peter Wagner.

C. Peter Wagner (geb. 1930) war zunächst Missionar einer evangelikalen Missionsgesellschaft, für die er in Südamerika tätig war. 1971 wurde er als Dozent für Gemeindewachstum und Weltmission an das Fuller Theological Seminary in Pasadena, Kalifornien berufen. 1981 löste er Donald McGavran als Rektor der Fakultät ab. Beide Männer wirkten überdenominationell und übten enormen Einfluss über die USA hinaus auf globaler Ebene aus.

1982 begegnete C. Peter Wagner dem Gründer der Vineyard Bewegung, John Wimber. Wimber war ein charismatischer Pastor, der die Bedeutung von Zeichen und Wundern in der Evangelisation betonte. Die unter seiner Führung im Jahre 1978 entstandene Bewegung ist unter anderem als die „Zeichen und Wunder-Bewegung“ (signs and wonders movement) bekannt geworden, die bis heute selbst unter Charismatikern nicht unumstritten ist. Zu den 2500 Vineyard Gemeinden weltweit gehören ca. 45 Gemeinden im deutschsprachigen Raum.

Schnell entwickelte sich nicht nur eine Freundschaft zwischen C. Peter Wagner und John Wimber, sondern Wagner öffnete sich dem charismatischen Gedankengut und Geist und sollte einige Jahre später selbst eine neue Bewegung gründen, die als die Neue Apostolische Reformation (NAR) bis heute über eine enorme Anhängerschaft verfügt. Wagner gründete ein „Netzwerk von vollmächtigen Aposteln und Propheten“ und bezeichnete diese Bewegung zunächst als Post-Denominationalismus, also die Zeit nach den christlichen Denominationen (und Kirchen), in der es keine organisierten religiösen Institutionen mehr gibt. 1996 entschied sich Wagner, dieser Bewegung den Namen NAR zu geben. 2008 erfolgte eine weitere Namensänderung: Aus der NAR wurde die USAR, die United States Alliance for Reformation – Allianz für Reformation in den USA, die eine neue Phase der „apostolischen Strategie“ einläuten soll, um die Herrschaft Christi auf Erden zu erreichen.

Die USAR entstand durch „göttliche Offenbarung“ des Propheten Chuck Pierce und wird von C. Peter Wagner als obersten Apostel geleitet. Ihm unterstellt sind die drei Mitgründer Chuck Pierce, Dutch Sheets und Robert Henderson, die seit langem als „Apostel“ und „Propheten“ in der NAR tätig sind. In seinem Buch The Church in the Work Place (Gemeinde in Wirtschaft, Bildung und Politik) beschreibt Peter Wagner, wie die „7 Berge“ oder „7 Sphären“ oder „7 Pforten“ der Gesellschaft transformiert werden können und nimmt Bezug auf Cunningham und Bright (Regal, 2006, S.112).

Der „Apostel“ Os Hillman, Gründer von Reclaiming the 7 Mountains of Culture (ein dominionistischer Dienst, der die „7 Berge der Kultur“ wieder für Gott zurückgewinnen will) hielt vom 6.-8 Februar 2009 eine Konferenz ab unter dem Thema 2009 Church in the Workplace – Reclaim 7 Mountains of Culture International Conference, an der Vertreter von 14 Nationen teilnahmen.

Auf der Webseite von Os Hillman trifft man auf einen Konferenzbericht unter dem Titel: Change Agents Gather in Atlanta, GA USA to Consider Culture Changing Strategies (Change Agents [Erneuerer, Betreiber des Wandels, Innovatoren, ein gängiger New Age Ausdruck!] versammeln sich in Atlanta, um Strategien zu einem Wandel in der Kultur zu betrachten).

In diesem Konferenzbericht heißt es:

„Change Agents aus 13 Nationen und 30 US-Bundesstaaten versammelten sich für die Konferenz 2009 Church in the Workplace – Reclaim 7 Mountains of Culture International Conference. Das Ziel der Konferenz war es, Männern und Frauen zu einem Verständnis zu verhelfen, wie christliche Führer in Wirtschaft, Bildung und Regierung (marketplace) zu Katalysatoren werden, um die Kultur mit ihren 7 strategischen Bergen für Jesus Christus einzunehmen…“6

Auf der Webseite des prophetischen Dienstes Elijah List (NAR), wo ebenfalls für diese Veranstaltung geworben wurde, wird deutlich, dass man besonders die junge Generation erreichen will: „In diesem Jahr haben wir besondere Veranstaltungen für alle unter 30 Jahre. BITTE, sofern ihr kommen könnt, bringt eine Person unter 30 Jahren mit. Es gibt für alle Studenten und Personen unter 30 Jahre eine Ermäßigung. Wir müssen die nächste Generation in dieser Botschaft unterweisen. Dies lernen sie nicht in der Schule und nicht einmal in der Gemeinde.”7

Die eigentliche Botschaft von Reclaiming the 7 Mountains ist auch bekannt als „Dominion Process“ (Dominionismus-Prozess) und wird folgendermaßen definiert:

„Der Prozess, bei dem Gott die Menschheit gebraucht, Seine Königsherrschaft auf Erden aufzurichten und die Herrschaft (dominion) über die Erde anzutreten. Es ist ein zweifacher Prozess. Erstens, Gott schafft und erlöst eine gesegnete Nachkommenschaft (blessed seed). Dann macht er sich diese gesegnete Nachkommenschaft zu einem Instrument, um Seine Königsherrschaft auf Erden aufzurichten, indem sie (die gesegneten Nachkommen) die Herrschaft (dominion) über die Erde antreten.

Die gesegnete Nachkommenschaft bezieht sich auf die Irrlehre der geoffenbarten Söhne Gottes, die besagt, dass eine neue Generation, eine super-spirituelle Rasse der Endzeit zu ‚Überwindern’ wird, um Satan letztlich von der Erde zu vertreiben.

Eine Hauptaussage dieser Lehre ist, dass die Gemeinde dies mit dem Evangelium alleine nicht zustande bringen kann. Die Gemeinde muss zunächst die Sphären der Gesellschaft beherrschen und den Staat in ihren Dienst nehmen, um die Nationen dieser Welt zu transformieren und zu reformieren.“8

Die Personen, die sich der „gesegneten Nachkommenschaft“ zurechnen, bezeichnen sich als „heimliche Agenten“ (stealth agents)! Jesus hatte niemals eine geheime Evangelisationsstrategie im Sinn, als er seine Jünger mit dem Auftrag in diese Welt sandte, das Evangelium zu verkünden. Offen sandte er sie aus, und offen sollten sie das Evangelium verkünden.

Der „Prophet“ Dutch Sheets, langjähriger Weggefährte von C. Peter Wagner und Mitbegründer der neuen apostolisch-prophetischen Allianz (USAR), verschickte eine Reihe von E-Mails, in denen er den Dominionismus der NAR propagierte. Darin wird die dominionistische Strategie sehr deutlich, die 7 Sphären oder 7 Berge der Gesellschaft für Christus einzunehmen. Neben den 6 säkularen Sphären (Bildung, Wirtschaft…) gehört auch die 7. Sphäre der Religion zu den gesellschaftlichen Bereichen, die es zu erobern gilt.

Dutch Sheets

Dutch Sheets

Bei Dutch Sheets wird besonders deutlich, wie er die Sphäre der Religion als Brücke versteht, die diese spirituelle Sphäre mit den 6 säkularen Sphären verbindet. Eine neue christliche Religion entsteht. Dutch Sheets schrieb bezüglich einer Einladung zu einer Konferenz vom 30. März – 2. April 2008 unter anderem:

“Lasst mich Euch einige Statistiken mitteilen, von denen ich glaube, dass sie alarmierend sind. In der Generation meines Urgroßvaters wurde uns gesagt, dass 65% der Menschen echte Gläubige waren, sie nannten sich nicht nur Christen, sondern besuchten regelmäßig ihre Gemeinden und engagierten sich für Christus. In der Generation meines Vaters sank diese Zahl von 65% auf 35%. Heute in meiner Generation sind es noch 15%. Aber die alarmierendste Statistik ist, dass es unter der jungen Generation (USA) wahrscheinlich gerade noch 4% sind, die sich als wahre Nachfolger Jesu betrachten…. Trotz der Aufbrüche und Erweckungen, trotz der charismatischen Bewegung usw. haben wir viel an Boden verloren.

Ich bin kein Schwarzseher… Ich glaube, dass Gott dabei ist, eine große Erweckung in den USA zu schenken…. Ich glaube, dass dies bald geschieht. Ich glaube, es wird etwas in Bewegung setzen, was ich Reformation nenne…

Als ich den Herrn suchte, gab er mir einige Strategien…

Ich möchte in den nächsten Monaten vier oder fünf oder vielleicht sechs Dinge beginnen, von denen ich glaube, dass der Herr sie gebraucht um Erweckung und Reformation zu bringen…

Einige von euch wissen, was die USAR ist, einige von euch wissen es nicht. Man kann kein Mitglied der USAR werden. Es ist kein neues apostolisches Netzwerk, dem man sich anschließen kann und dem gegenüber man verantwortlich ist. Es ist einfach eine Strategie, die der Herr mir offenbarte, als ich auf eine Offenbarung von Chuck Pierce einging, der mir sagte: ‚Ich glaube, der Herr wird eine Strategie geben, einen neuen Weinschlauch – der die apostolische und prophetische Bewegung und die Gebetsbewegung miteinander verbinden wird, damit alle diese Dinge zusammenwirken können…

Eines der Bilder, die Gott mir im Zusammenhang mit der USAR gegeben hat, war Israel. Jeder Stamm sollte über sein Gebiet herrschen… Wir haben Regionen, Städte und Staaten, die Gott uns zugewiesen hat.

Ich glaube, ich bin an einem Punkt in meinem Dienst angelangt…, wo Gott mir mehrere Strategien gibt und sie zusammenfließen lässt, um sie umzusetzen.

Einige dieser Strategien sind natürlich nur auf Deinen Bundesstaat ausgerichtet. Chuck Pierce, ich und andere wollen es für Dich auf den Punkt bringen, indem wir Dir sagen: ‚Hier können wir Dir helfen, die prophetische Salbung freizusetzen, damit Gott seine Strategien usw. offenbart.’ Was wäre, wenn ich sagen würde, dass Gott mir eine Strategie gegeben hat, wonach wir mindestens 1 Million junge Menschen pro Jahr freisetzen, damit sie ein Verständnis dafür bekommen, dass sie in die verschiedenen Bereiche unserer Kultur ausgesandt sind, um durch Gott jenen Bereich zu verändern?

In letzter Zeit wurde viel über die 7 Berge oder Säulen unserer Gesellschaft oder Kultur gesprochen, die alles andere beeinflussen: Religion, Familie, Kunst und Unterhaltung, Medien, Bildung, Regierung und Wirtschaft. Wir wissen, dass wir unsere Gesellschaft verändern können, wenn es uns gelingt, jeden dieser Berge zu verändern und das Reich Gottes wirklich bauen.

Was wäre, wenn ich sagen würde, dass Ihr jedes Jahr 1 Million junger Leute in diese Berge aussenden könntet mit einer echten Offenbarung von Gott, dass sie dorthin berufen sind…
Das wären 10 Millionen junge Leute in den nächsten zehn Jahren… Wir haben eine Strategie und wir werden sie dieses Jahr auf der Konferenz der USAR (USAR) kundtun…

Was wäre, wenn ich sagen würde, dass wir 23 Bundesstaaten ausgesondert haben, die eine gerechte Wurzel haben, die wir berufen und gebrauchen können, so wie Chuck Pierce es in seiner Vision gesehen hat.

Mit anderen Worten, diese Staaten haben etwas, was Gott dort getan hat – durch den Geist hat Er eine Wurzel dort geschaffen, die Leben freisetzen kann…

Wir glauben, dass es davon 23 Bundesstaaten gibt und dass es 27 Bundesstaaten gibt, die keine gerechte Wurzel haben. Was wäre, wenn ich sagen würde, wir haben einen Plan und setzen ihn in diesen 23 Staaten um, damit Erweckung und Reformation entsteht?…

Ich glaube und ich bin sehr davon überzeugt, dass Gott uns einen Plan gegeben hat, mit dem wir diese jungen Leute anstecken (infect) können, damit sie verstehen, dass sie berufen sind, diese Berge zu transformieren…”9

C. Peter Wagner, Dutch Sheets und viele andere Vertreter der NAR propagieren und praktizieren seit Jahrzehnten die sogenannte geistliche Kriegführung, wonach dämonische Mächte ganze Städte, Regionen und sogar Staaten beherrschen und durch Gebetskampf, Jesu-Märsche und stellvertretende Buße besiegt werden müssen. Ist dieser Sieg über die territorialen Mächte der Finsternis erst einmal errungen, so diese charismatische Sonderlehre, ist der Weg frei für den Lichtglanz des Evangeliums: Menschen werden offen für die Frohe Botschaft und bekehren sich. Zu Recht muss die Frage nach der Effektivität dieser Methode gestellt werden, wenn Sheets nach Jahrzehnten geistlicher Kriegführung einräumen muss, dass es alarmierend ist, dass gerade noch 4% der Jugendlichen als echte Jünger Jesu gelten.

Der charismatische Dominionismus lehrt, dass das Zentrum jeder Gesellschaft der „Marktplatz“ (marketplace) ist, ein spezieller Ausdruck, den diese Bewegung für die Geschäftswelt, das Bildungswesen und die Regierung prägte. Diesen „Marktplatz“ gilt es für Christus zu gewinnen. Ein Ziel ihrer Strategie ist es, dass die christlichen Führungskräfte des Marktplatzes (marketplace leaders) dies als ihre Berufung erkennen. Für diesen Zweck wurden kommerzialisierte Missionswerke (marketplace ministries) geschaffen, d.h., christliche Missionswerke, die für kommerzielle Absichten instrumentalisiert werden. Das Lausanne Komitee für Weltevangelisation hat 2004 ein Dokument mit dem Titel Marketplace Ministry (Paper No 40) veröffentlicht, in dem eine lange Liste von ca. 40 kommerziellen Missionswerken aufgeführt ist.

Seit Jahrzehnten empfangen die Apostel und Propheten der NAR und anderer apostolisch-prophetischer Netzwerke und Bewegungen in und außerhalb der USA Visionen, Prophetien, Träume und Offenbarungen über eine kurz bevorstehende Mega-Erweckung. Immer neue Offenbarungen und Strategien werden einer leichtgläubigen charismatischen Zuhörerschaft präsentiert, und stets wird der Eindruck vermittelt, dass jeder, der sich die „Visionen“ der Apostel und Propheten zu eigen macht, an einer besonderen Berufung oder Salbung Gottes teilhat. Dieser elitäre und triumphalistische Geist macht die Zuhörer blind für den Ratschluss des geoffenbarten Wortes Gottes.

Zu den populärsten Vertretern der dominionistischen Szene, die mit ihren Lehren in Form von Büchern oder Konferenzen in Deutschland Fuß gefasst haben, gehören Rick Joyner (Morning Star Ministries), C. Peter Wagner (NAR/USAR), Cindy Jacobs (Generals International), Bill Hamon (Christian International Ministries Network), Dutch Sheets (NAR/USAR), Ed Silvoso (Harvest Evangelism), Che Ahn und Lou Engle (The Call), Loren Cunningham (Jugend mit einer Mission), Bob Jones und Paul Cain (Kansas City-Propheten) sowie Mike Bickle (Kansas City Fellowship/IHOP).

Judas ermahnte die Empfänger seines Briefes für den „ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben“ (Judas 3) zu kämpfen. Der christliche Glaube hat seine Grenzen in dem überlieferten oder geoffenbarten Wort Gottes. Das Griechische macht sehr deutlich, dass der Glaube „ein für allemal“ (gr. hapax) in Form der Heiligen Schrift überliefert wurde und dass es darüber hinaus keine weiteren Offenbarungen mehr gibt. Der ein für allemal überlieferte Glaube stellt einen einmaligen, abgeschlossenen Vorgang dar und fand seinen Abschluss mit der Niederschrift der Offenbarung.

Die sogenannten Apostel und Propheten beharren jedoch auf der Behauptung, dass Gott ihnen über das geschriebene Wort Gottes hinaus „neue“ Offenbarungen, Visionen und Träume gibt. Die unzähligen falschen Prophetien sind ein hinreichender Beweis dafür, dass sie aus ihrem eigenen Herzen reden. In den vielen nichtssagenden und allgemein gehaltenen Weissagungen ist nichts enthalten, was Gottes Wort nicht schon sagt. Und letztlich warnte Jesus in seiner Endzeitrede vor falschen Propheten und Wunderwirkern und unterweist uns, auf die Früchte von Menschen zu achten, denn daran erkennt man wahre und falsche Propheten und Lehrer.

Die angestrebte Verschmelzung der christlichen Gemeinde mit dem „Marktplatz“ im Allgemeinen und der Wirtschaft im Besonderen soll nach dominionistischer Lehre die Transformation der Erde ermöglichen. Nicht Christus schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, sondern eine elitäre, vollmächtige Gemeinde – oder genauer gesagt, eine ganz besondere Elite von Aposteln und Propheten.

Regelmäßig tauchen neue Prophetien und Lehren auf, die die „Strategie des Planes Gottes“ entfalten sollen. Längst ist auch die Vermarktung von Konferenzen, Büchern und Lehrmaterial (Audio/DVD) zu einem milliardenschweren Markt vorangeschritten. Das auch in der NAR so populäre Wohlstandsevangelium tut das Seinige dazu. Vielleicht dämmert jetzt dem einen oder anderen der Sinn der Schriftstelle: „Denn eine Wurzel allen Übels ist die Geldliebe (Mehrhabenwollen), nach der einige getrachtet haben und vom Glauben abgeirrt sind.“ (1Tim 6,10)

Anmerkungen

1 Dr. Richard Ziegert, Wohin entwickelt sich der Protestantismus? Überarbeitetes Vortragsmanuskript Konfessionskundliches Institut Bensheim 12. Mai 2004, abgeschlossen am 21.9.2004. URL: http://www.pfarrerblatt.de/text_52.htm.
2 Gerhard Gronauer, Eine Auseinandersetzung mit Richard Ziegerts Fundamentalismusschelte – Ob radikale Evangelikale Deutschland unterwandern? Deutsches Pfarrerblatt 9/2003.
Teil 1: URL: http://pfarrerverband.medio.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=1262
Teil 2: URL: http://pfarrerverband.medio.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=1263
3 Martin Erdmann, Die Neo-Kuyperianischen Sphären. Verax Institut.
URL: http://www.kfg.org/archiv/pdf/artikel/098%20MErdmannn%20-%20Die%20Neo-Kuyperianischen%20Sphaeren.pdf.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 2009 Conference Report. URL: http://www.reclaim7mountains.com/pages.asp?pageid=82164.
7 Special Sessions for the next Generation.
URL: http://www.elijahlist.com/words/display_word/7310.
8 7 Spheres of Influence. 15. Januar 2008.
URL: http://herescope.blogspot.com/2008_01_01_archive.html.
9 Zitiert aus: USAA, 7 Mountains, Dutch Sheets. BLOG: http://pjmiller.wordpress.com/.
URL: http://pjmiller.wordpress.com/2009/02/20/usaa-7-mountains-dutch-sheets/.
10 MARKETPLACE MINISTRY – Occasional Paper No. 40. “A New Vision, a New Heart, a Renewed Call.”
Produced by the Issue Group on this topic at the 2004 Forum hosted by the Lausanne Committee for World Evangelization in Pattaya, Thailand, September 29 to October 5, 2004.
URL: http://www.lausanne.org/documents/2004forum/LOP40_IG11.pdf.



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Dominionismus: Die Batallione des Anti-Christen formieren sich

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sehr geehrter Leser, stelle Dir bitte einmal vor, dass sich inmitten der christlichen Kirchen ein paar Narren, Blasphemiker, Unzüchtige, Sodomisten, Lügner, Alkoholiker, falsche Propheten, Esoteriker und (mildernd) verblendete Neo-Evangelikale Einfluss verschaffen, globale Netzwerke bilden, eine krude Ideologie einer weltweiten totalen Herrschaft verbreiten und einer Irrlehre anhängen, dass (vorgeblich) Jesu Wiederkunft militant erkämpft werden muss – ein Horrorszenario !

Die Realität ist jedoch erschreckender !

Die Verführung zum Abfall kommt im christlichen Gewand ! Das sind die Fakten !

Die Batallione des Anti-Christen formieren sich und ihr Einfluss in der Ökumene mit der römischen Kirche und auf alle gesellschaftlichen Belange mehrt sich unaufhaltsam !

Die Truppen stehen schon seit 3 Jahrzenten in Gestalt des umtriebigen C. Peter Wagner und diversen Organisationen, w.z. B. der NAR ( Neue Apostolische Reformation ) und seinen Verbindungsleuten u.a. Rick Joyner dessen falsche Prophetien alleine schon das Fürchten lehren könnten, damit nicht genug – droht er auch unverhohlen und kündigt eine Zeit an, in der “Joel´s Armee” militant Jeden beiseite fegen wird, der sich in den Weg stellt.

( Die Vertreter v.l.n.r. Robert Henderson, Rick Joyner, Bob Jones, Paul Cain, Cindy Jacobs, C. Peter Wagner, Loren Cunningham, Todd Bentley, Mike Bickle, Chuck Pierce, Donald MacGavran, Dutch Sheets, Os Hillman, Rick Warren )

Übertreibe ich ? Ist meine Besorgnis unbegründet oder paranoid ? Sind das Erscheinungen die am Rande einer verweltlichten, liberalen oder extrem charismatischen Kirche auftreten ?

Nein, gewiss nicht ! Die Verführung zum Abfall der Christenheit, die das Wort Gottes, die Bibel, in den letzten Tagen beschreibt, kommt unter dem Deckmantel des Christentums daher.

Was bedeutet das für die bibeltreue Christenheit – für die Braut, die wahre Gemeinde Christi ? Was kann man tun ?

Überprüfe bitte einmal, lieber Leser, wie weit die Entwicklung Deiner Denomination, Deiner Ortsgemeinde, in Fragen der Ökumene mit dem römischen Katholizismus fortgeschritten ist, überprüfe bitte auch Zugehörigkeit und ggf. Aktivitäten mit dem ACK und der Deutschen Evangelischen Allianz. Überprüfe bitte ebenfalls wie man in Deiner Kirche auf Gemeindewachstumskonzepte und Strategien zu einer Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche positioniert ist.

Handelt es sich bei meinen Ausführungen um “Schwarzmalerei” oder eine Affinität zu Verschwörungstheorien ?

Wo bleibt das ( viel zitierte ) Gute ?

Die Beweisführung, dass diese endzeitlichen Geschehnisse unaufhaltsam sind und nach Gottes Ratschluss geschehen, überlasse ich gerne Authoren wie Dr. Martin Erdmann, Dave Hunt und anderen Theologen und Publizisten ( siehe Videos + Artikel unten ).

Ich möchte mich viel mehr mit der Frage befassen, was man angesichts einer unaufhaltsamen Entwicklung zu den biblisch beschriebenen endzeitlichen Schrecken der Formation einer falschen Kirche und einer diktatorischen Gesellschaft unter Herrschaft des Anti-Christen, noch tun kann:

1.) Beten, beten und beten !

2.) Lass Dir von Jesus zeigen welche Geschwister in Deinem Umfeld in der Gefahr einer Verblendung stehen

– lesen diese Geschwister z. B. die Bücher von Rick Joyner

– oder hängen sie den weitverbreiteten Gemeindewachstumskonzepten u.a. von Rick Warren an

– hören sie beispielsweise auf die falschen Prophetien einer Cindy Jacobs

– sind sie vielleicht verführt durch einen falschen Einheitsgedanken der Christen durch die sogg. IHOP-Gebetshäuser eines Mike Bickle

Weise vielleicht auch auf den Lebenswandel, die Skandale und die Verbindungen der Beteiligten prominenten Irrlehrer und falschen Propheten in diesem Netzwerk hin.

3.) Lass Dir von Jesus zeigen ob Du selber, oder vielleicht ein Bruder, eine Schwester, ein Gemeindeältester zu dem Verführten reden soll, oder ob Du ggf. einen zuverlässigen Bruder bei einem Gespräch zur Unterstützung hinzuziehen sollst. Bedenke, bei einem solchen Gespräch, dass der durch eine elitäre Irrlehre Verblendete sich womöglich zu denjenigen zählt die mehr verstanden haben als Andere und womöglich angegriffen und geistlich stolz reagieren wird.

4.) Gib dem Teufel keinen Raum in dem Du ärgerlich auf den Bruder zugehst – Du wirst womöglich mehr verderben als den Absichten Jesu zu dienen, dass der Bruder von seinen Irrtümern umkehren kann.

5.) Erwarte nicht, dass Dein Umfeld voll des Lobes für Deine Hingabe und den Dienst an Deinem Bruder sein wird – sondern: Rechne viel mehr damit, dass Du Angriffe erleben wirst, auch durchaus von Gemeindeleitern deren Vorstellungen von Toleranz und Gemeindefrieden leicht strapaziert werden könnte.

6.) Fürchte keine Menschen und handele nach Deinem Gewissen, denn die Liebe die Du dem Bruder tust, wenn Du ihn seiner Irrtümer überführst, die tust Du auch dem HERRN.

7.) Tue alles und spreche erst dann, wenn der Frieden JESU und der Beistand des Heiligen Geistes mit Dir ist

Was kannst Du noch tun ?
Solltest Du festgestellt haben, dass Deine bibeltreue Gemeinde Etikettenschwindel betreibt und nicht das Wort Gottes als einzigen Maßstab zu Grunde legt, sollten in Deiner Gemeinde ausserbiblische Offenbarungen z.B. von Rick Joyner, Cindy Jacobs, Francois Botes, Bob Jones, Paul Cain u.v.m., oder Gemeindewachstumskonzepte die nach Massgaben von weltlichen Beratern und New-Age-Philosophen erstellt wurden, wie z.B. die Rick Warren´s, eine Rolle spielen, dann gehe bitte vor Jesus und lass Dich leiten, ob Du hierzu ermahnen sollst, oder ggf. hinausgehen sollst ehe Du an den Sünden Anderer teil hast und schliesse Dich einer wahrhaft bibeltreuen Gemeinde oder Hausgemeinde an.

Offb 18,4 Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, auf daß ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und auf daß ihr nicht empfanget von ihren Plagen;

Zur Beweisführung der nicht zu unterschätzenden Gefahr, die von der domionistischen Bewegung ausgeht, sowie meiner Behauptungen, siehe Dir bitte folgende Artikel und Videos an und lies bitte auch die früheren Artikel zu dem Thema Dominionismus, sowie die verbundenen links in meinen Artikeln zu anderen Authoren:

Der charismatische Dominionismus (Artikel: Georg Walter distomos.blogspot.de)

Dr. Martin Erdmann – Dominionismus

Dr. Martin Erdmann: Auffallend ist, dass die Vertreter des Christentums in den zurückliegenden 2000 Jahren bisweilen einen starken Zug zum Dominionismus aufwiesen. In unregelmäßigen Schüben bewegte sich diese Sonderlehre über die Massen der Kirchengänger. Immer, wenn sich die Sonderlehre vom weltweiten Aufbau des Königreiches Gottes im Aufschwung befand, kam es zu schrecklichem Missbrauch der Gewalt im Namen Jesu.

Dr. Martin Erdmann: Laut den Dominionisten muss das Königreich Gottes vergrößert werden durch hypergeistliche „Kriegsführung“, die gegen den Teufel gerichtet ist. Eine grosse Auswahl an verbalen und körperlichen Gebetstechniken, wie beispielsweise Sprechgesänge, Gebetsspaziergänge und -märsche, werden empfohlen. Den Gläubigen wird eingeredet, ihre Gebetskräfte würden geistliche „Schutzdecken“ über bestimmte Landstriche legen, um alle Dämonen, die sich einer „Erweckung“ in den Weg stellen, unter den Bann zu tun.

Dr. Martin Erdmann: Das Erfüllen des Missionsbefehls“ bedeutet nicht mehr vorrangig die Ausbreitung des christlichen Glaubens durch die Verkündigung der biblischen Heilsbotschaft, sondern die sozial-politische Transformation aller Nationen unter dem Motto „das Reich Gottes zu bauen“.

Dr. Martin Erdmann: Seit der zweiten Hälfte der 1990-er Jahre begannen die Vertreter der drei führenden dominionistischen Sonderlehren, sich öffentlich anzunähern, um ihre gemeinsamen Ideen vom „Reich Gottes auf Erden“ zu verwirklichen. Auf vielen Ebenen standen die drei Zweige dieser Lehre, des so genannten Dominionismus, schon lange miteinander in loser Verbindung.

Dr. Martin Erdmann: Die Dominionisten streben eine ständige Vergrösserung des Einzugsgebiets des Königreich Gottes auf Erden an. Dies geschieht, wenn man die Kontrolle über drei Bereiche der Gesellschaft erringt: die Übernahme der Regierung, die Instrumentalisierung der Geschäftswelt und die Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Sektor, dazu zählen die Kirchen und andere religiöse und säkulare Organisationen.

Dr. Martin Erdmann: Die Massenmedien feiern Rick Warren als „Amerikas Pastor“. Es wird zunehmend sichtbar, dass sich die Popularität von Billy Graham auf ihn überträgt. Er setzt sich mit voller Kraft ein, um Peter Druckers Modell einer „gesunden Gesellschaft“ in Ruanda unter dem Banner der Mission und Entwicklungshilfe einzuführen.

Dr. Martin Erdmann: Internationale Firmen suchen in aller Welt neue Absatzmärkte für ihre Erzeugnisse. Um ihren Profit zu steigern, scheuen sie sich nicht, christliche Missionswerke für ihre kommerziellen Zwecke einzuspannen. Unter dem Vorwand, die Verbreitung des Evangeliums in unterentwickelten Dritte-Welt-Länder, in denen Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden sollten, zu unterstützen, engagieren sie Missionare, um die anfänglichen bürokratischen Hürden zu überspringen und verwertbare demographische und geopolitische Daten zu sammeln.

Dr. Martin Erdmann: Regelmässige Verlautbarungen neuer „Prophetien“ und „Beschlüsse“ füllen die Inhalte christlicher Medien. Falsche Propheten sind eifrig dabei, die absolute Pflicht in der Erfüllung des Königreich-Mandats zu bekräftigen, das heisst die globale „Transformation“ aller Lebensbereiche zu vollziehen.

Dr. Martin Erdmann: Die gegenseitige Einflussnahme von evangelikalen Dominionisten und New Age-Theosophisten hat mittlerweile beträchtliche Ausmasse angenommen. Seit den späten 1970-er Jahren trafen sich die Dominionisten mit den Theosophen hinter verschlossenen Türen, um über die Möglichkeit einer zukünftigen Zusammenarbeit zu beraten.

Dr. Martin Erdmann: Mehrere internationale Missionsgesellschaften schlossen sich in Allianzen zusammen, um ihre gemeinsamen Königreichsziele zu verwirklichen. „Micah Challenge“ ist eine der wichtigsten Organisationen, die in diesem Bereich aktiv sind.

Dr. Martin Erdmann: Die Bibel spricht ganz offen über das Hereinbrechen einer massiven Irrlehre über die Kirche Jesu Christi, die sich besonders darin zu erkennen gibt, dass sie das Erwirtschaften von Geld mit den Interessen der Kirche verbindet. Die Sturmwolken einer unheiligen Allianz des Geschäfte treibenden Dominionismus scheinen sich über unseren Köpfen zusammenzubrauen.

Interview.Der Griff zur Macht

Dr. Martin Erdmann: Die Evangelikalen suchen und gewinnen immer mehr Anerkennung und Einfluss in Gesellschaft und Politik. Doch zu welchem Preis? Entspricht dieser Weg dem biblischen Evangelium oder ist er ein Irrweg? Es ist Zeit, dass die Christen die wahren Beweggründe von „besucherfreundlichen Gottesdiensten“, „Emerging Church“, Rick Warrens Bestrebungen und der „Transformation“ von Gemeinden und Gesellschaft erfahren. Dr. Martin Erdmann ist ein profunder Kenner der Zusammenhänge auf christlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene und verdeutlicht hier eine brisante und eklatante Notlage.

Autor: S.Schad 23.11.2012 (www.der-ruf.info)



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Die neuen Weinschläuche der NAR (Neue Apostolische Reformation)

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Von der NAR zur GSI – Wie der neue globale Weinschlauch der “Apostel” und “Propheten” der Erfüllung der dominionistischen Ziele dienen soll

Autor: Georg Walter (http://distomos.blogspot.de)

Unter Leitung von C. Peter Wagner fand im Jahre 1996 eine Konferenz am bekannten Fuller Seminary (USA) statt. C. Peter Wagner gab der Bewegung, die er bis dahin als „post-denominational“ (die Zeit nach den Denominationen) bezeichnete, erstmalig die neue Bezeichnung Neue Apostolische Reformation (NAR). In dem fundierten Artikel mit dem Titel Wurzel und Frucht der Neuen Apostolischen Reformation des ehemaligen Pfingstlers und intimen Kenners der pfingstlich-charismatischen Szene in den USA hat der US-amerikanische Pastor Bob DeWaay nicht nur nachgewiesen, dass die Urgemeinde mit dem Tod des letzten Apostels keiner weiteren Apostel bedurfte und die Leitung der Gemeinde in der nachapostolischen Zeit Ältesten, Diakonen und Lehrern anvertraut war, wie auch die Pastoralbriefe des Paulus (1 + 2Tim, Titus) bereits deutlich erkennen lassen, sondern er weist auch darauf hin, dass die geistlichen Wurzeln der NAR im Grunde in den unbiblischen Lehren der Spätregen-Bewegung liegen, die Ende der 1940er Jahre aus der Pfingstbewegung entstand und von letzterer als häretisch abgewiesen wurde.

C. Peter Wagner

C. Peter Wagner

Steter Tropfen höhlt den Stein aus heißt es in einem Sprichwort. Nachdem die Spätregen-Bewegung sich schnell Anfang der 1950er Jahre auflöste und in der entstehenden charismatischen Bewegung absorbiert wurde, dauerte es fast zwei Jahrzehnte, bis die häretischen Lehren der Spätregen-Bewegung in Form einer Bewegung von „Aposteln“ und „Propheten“ erneut an Popularität gewann. C. Peter Wagner und Mike Bickle sind wohl die bekanntesten Vertreter dieser Lehre sowohl in den USA als auch in Deutschland. Um das Gedankengut der NAR zu verbreiten, schuf Peter Wagner Global Harvest Ministries (GHM) in Texas. Die NAR zählt heute weltweit über 500 Apostel und Hunderte von Propheten. In Deutschland zählt Jobst Bittner mit der Tübinger Offensiven Stadtmission zu den assoziierten Gemeinden der NAR (siehe: hier). C. Peter Wagner, der sich bislang als Hauptapostel der Bewegung betrachtete, hat sich nun den Titel „Apostolic Ambassador“ (Apostolischer Botschafter) zugelegt.

Mike Bickle

Mike Bickle

Am 15. August 2010 wurde Wagner 80 Jahre alt und übergab seinem langjährigen Weggefährten Chuck Pierce Global Harvest Ministries (GHM). Chuck Pierce gründete ein neues Werk mit dem Namen Global Spheres Inc. (GSI), in welchem er Präsident und Peter Wagner Vizepräsident ist. Global Spheres Inc. (GSI) ist „ein neuer Weinschlauch der apostolischen Ausrichtung“, so Wagner. Der Name Global Spheres deutet die 7 Sphären an, die der charismatische Dominionismus für sich einnehmen will (siehe unten Punkt 12: “Die sieben Berge [=Sphären] der Gesellschaft”)

Chuck Pierce

Chuck Pierce

Am 21. November 2011 richtete sich nun der „Apostolische Botschafter“ Peter Wagner mit einer Botschaft an seine Anhänger. Darin brachte er seine Zufriedenheit zum Ausdruck, dass die NAR mittlerweile bis in die amerikanische Medienlandschaft die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Sowohl das bekannte TIME Magazine als auch Associated Press berichteten über die NAR. In christlichen Kreisen wird die NAR sehr unterschiedlich bewertet. Von Zustimmung über Vorbehalte bis zu ablehnenden Positionen liegen die unterschiedlichsten Bewertungen vor.

Eine Kritik, die an der NAR laut wurde, war der Vorwurf, die NAR habe kein Glaubensbekenntnis. Peter Wagner begründete dies damit, dass die NAR keine Organisation, sondern eine Bewegung sei und die Gemeinden, die mit der NAR assoziiert sind aus sehr unterschiedlichen Denominationen kommen. Ferner sieht Wagner diese theologische Vielfalt als eine Bereicherung an. Dennoch bekennt er sich zu den klassischen christlichen Glaubensbekenntnissen wie dem Apostolischen und Nizäischen Glaubensbekenntnis, was für Wagner nicht ausschließt, dass auch Denominationen wie die Oneness-Pfingstler, die die Lehre der Trinität ablehnen und zur Lehre des Modalismus neigen, der NAR angehören können.

Zusammen mit Chuck Pierce hat C. Peter Wagner ein Glaubensbekenntnis der GSI veröffentlicht. Die GSI wird als „Oase für die Nationen“ und Glory of Zion International Ministries (Werk von Chuck Pierce) als „Ausdruck des Einen Neuen Menschen“ bezeichnet. Das Bekenntnis beinhaltet:

1. Gott, der sich treu zu seinem Bund stellt und ihn erfüllen wird.
2. Israel ist Gottes Bundesvolk und wird in der Zukunft das Zentrum der Nationen sein.
3. Der himmlische Vater erfüllt in jedem Menschen seinen einzigartigen Plan.
4. Gott sandte seinen Sohn Jesus Christus, der die Menschen durch seinen Opfertod mit Gott versöhnt.
5. Nach der Himmelfahrt Christi wurde der Heilige Geist, die dritte Person der Gottheit, auf die Erde gesandt, um aus den Gläubigen übernatürliche Personen zu machen, die Gottes Werk auf Erden tun.
6. Jesus ist das fleischgewordene Wort. Der Glaube kommt aus dem Hören der Predigt.
7. Der Mensch wird durch Gnade und nicht durch die Werke des Gesetzes errettet.
8. Die Lehre der Erstlingsfrucht ist der Schlüssel, um im Segen zu wandeln. Wenn der Mensch Gott das Beste bringt, wird Gott den Rest segnen.
9. Geben und Opfern sind die Schlüssel zur Anbetung. Wenn der Mensch Gott sein Bestes oder seine Erstlingsfrucht darbringt und Ihn anbetet, wird er von Ernte zu Ernte gehen.
10. Gott wohnt im Lobpreis seiner Kinder. Gott will, dass die Anbetung, die im Himmel stattfindet, ebenso hier auf Erden stattfindet. Auf diese Weise wird Gottes Gegenwart auf Erden manifestiert.
11. Die Geistesgaben und Dienste sind nach einer Ordnung Gottes gegeben. An oberster Stelle steht der Apostel, gefolgt vom Propheten, Evangelisten, Pastor und Lehrer.
12. Das Königreich Gottes wird gebaut, indem alle Gläubigen, die das Königreich bereits in sich tragen, in jeden Bereich der Gesellschaft ausgesendet werden. Das Reich Gottes ist bereits heute hier! Die sieben Berge der Gesellschaft [Kultur, Medien, Bildung, Politik, Religion, Familie, Kommerz] sollen vom Königreich Gottes dominiert werden (Dominionismus).
13. Propheten proklamieren den himmlischen Willen. Gott hat verheißen, dass alle, die auf seine Propheten hören, Erfolg haben werden!
14. Geistliche Kriegführung ist das Mittel, um den Feind zu besiegen. Geistliche Kriegführung geschieht vom Zufluchtsort in Gott. Durch Anbetung steigt der Krieger auf in himmlische Bereiche, um von dort als Krieger in diese Welt hinabzusteigen.
15. Die Menschen dieser Erde sollen zu Jüngern gemacht und die Nationen sollen geheilt werden.

Chuck D. Pierce – C. Peter Wagner – Doris M. Wagner President – Apostolic Ambassador – Minister & Vice President: A MESSAGE FROM PETER: THE NEW APOSTOLIC REFORMATION – What Are Its Beliefs? 21. November, 2011.

Chuck Pierce schreibt auf seiner neuen Webseite Global Spheres Inc. (GSI) über sein Werk:

„Eines der Hauptgebiete, das im letzten Jahrzehnt entwickelt wurde, war das Heranreifen des neuen Weinschlauchs der apostolischen Bedeutung der Leiterschaft, die den Plan von Gottes Königreich auf Erden im nächsten Jahrzehnt vorantreiben soll. Peter Wagner hat 15 Jahre damit verbracht, dem Leib Christi ein Verständnis über diesen Wandel des Weinschlauchs zu vermitteln.“

Über C. Peter Wagner urteilt Chuck Pierce: „Ich habe niemals jemanden getroffen, der mehr Paradigmen im Denken des Leibes Christi verändern konnte als Peter.“ Aber auch über Wagners Frau Doris ist Pierce voller lobender Worte: „Doris hat dazu beigetragen, den neuesten apostolischen Ruf zu führen, Befreiung und innere Heilung im Leib Christi zu ermutigen. Die Organisation, die daraus hervorging, ist unter dem Namen International Society of Deliverance Ministers (Internationale Gesellschaft für Befreiungsdienste) bekannt.“

Über seine eigenen geistlichen Führungen schreibt Pierce: „Ich wusste, dass ich Global Harvest Ministries (GHM) nicht in diesen Weinschlauch [Glory of Zion International Ministries – das eigene Werk von Chuck Pierce], der mehr prophetischer Natur ist…, aufnehmen sollte. Die Weitergabe eines Mantels [der Salbung] und die Schaffung eines neuen Weinschlauchs macht es erforderlich, eine neue Organisation und neue Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen.“

Über die Ziele, die Pierce mit dem neuen Weinschlauch verfolgt, sagt er: „Dieser Weinschlauch muss Gebiete umfassen wie Mission, Lehre, Befreiungsdienst, Transfer von Wohlstand, Apostolische Leitung, Bildung, Kunst, Familie, Medien, Wissenschaft und technischer Fortschritt, um nur einige zu nennen.“

Mit Global Spheres Inc. (GSI) hat Pierce große Pläne. Als ein Dreiergespann aus Pierce selbst sowie Peter Wagner und seiner Ehefrau Doris wollen die drei Apostel und Propheten „eine neue Apostolisch-Prophetisch-Evangelistische Ordnungsstruktur der Befreiung (Apostolic-Prophetic-Evangelistic-Deliverance Governmental Structure) schaffen, die bereit ist, im Dienst der Nationen zu stehen. Dies wird ein Weinschlauch sein für das transformatorische Ziel, die Welt in dieser Ära auf den Kopf zu stellen.“

Pierce sieht vor, apostolisch-prophetische Offenbarungen zu veröffentlichen, wobei jede Gemeinde für sich selbst entscheidet, ob sie den Offenbarungen folgen will oder nicht. Pierce will Durchbruch-Teams (breakthrough teams) zur Verfügung stellen, die von Gemeinden angefordert werden, die auf eine höhere Ebene ihrer Berufung kommen wollen. Diverse Gemeinden sollen in ihrer „besonderen Sphäre von Autorität“ bestätigt und ausgesendet werden. Pierce hat eine globale Vision. „Der Herr hat mir gezeigt, dass ich eines Tages mit geistlichen Leitern aus 153 Nationen vernetzt sein werde. Dies wird kein nationaler Weinschlauch sein, sondern einer, der apostolisch-prophetische Leiter in der ganzen Welt einschließt.“ Die assoziierten Gemeinden und Werke sollen regelmäßig kontaktiert werden, damit sie effektive Unterstützung erfahren in der jeweiligen „Einflusssphäre, die der Herr ihnen gegeben hat.“

Chuck D. Pierce, About Global Spheres, Inc.

Soweit die beiden charismatischen Visionäre mit ihrer „apostolisch-prophetischen Salbung“. Bescheidenheit ist nicht gerade ein Merkmal, das man bei Wagner und Pierce antrifft. Die fast triumphalistisch anmutenden globalen Ziele der beiden Apostel sowie Wagners eigenmächtige Ernennung zu einem „Apostolischen Botschafter“ – früher hatte er noch den Rang eines „horizontalen Apostels“, der über den „vertikalen Aposteln“ stand, weil er Gott näher war als diese und sie mit seinen geistlichen Offenbarungen anführen durfte – zeugt alles andere als von Demut. Wer wahre apostolische Demut kennenlernen will, wird in diesen Kreisen vergeblich suchen.

Wie wäre es, sich einmal dem 2Korintherbrief zuzuwenden. Dort finden wir viele Hinweise über falsche Apostel und betrügerische Arbeiter und deren Auftreten unter den Korinthern. Vieles erinnert an die modernen Apostel und Propheten unserer Tage. Aber vertieft man sich in die Aussagen des Apostels Paulus über sich selbst, wird schnell sehr deutlich, wie einfach und demütig dieser wahre Apostel Gottes war. Erst kürzlich hat der Charismatiker J. Lee Grady, Chefredakteur des US-amerikanischen Magazins CHARISMA, wieder einmal scharfe Kritik an seiner eigenen Bewegung geübt. Anlässlich des Reformationstages im Oktober schrieb er einen Artikel mit dem Titel Es ist höchste Zeit, die charismatische Bewegung zu reformieren – Zum Gedenken an den Reformationstag, hier einige Vorwürfe, die ich an die Wittenberger Türe nagle. Grady schreibt:

„Mir ist zunehmend bewusst geworden, dass die sogenannte ‚geisterfüllte‘ [=charismatische] Gemeinde von heute vielfach die gleichen Probleme hat wie die katholische Kirche im 16. Jahrhundert. Wir haben keine ‚Ablässe‘ – wir haben Spendenmarathone. Wir haben keine Päpste – wir haben Super-Apostel. Wir haben keine unantastbaren Priester – wir werfen Star-Evangelisten, die Flotten von Privatjets besitzen, unser Geld zu Füssen.

Zum Gedenken an den Reformationstag tue ich meine eigene Liste notwendiger Reformen unserer Bewegung kund. Und da ich sie nicht an die Türe zu Wittenberg nageln kann, veröffentliche ich sie online. Fühle dich frei, sie überall anzuschlagen.

1. Lasst uns unsere Theologie reformieren. Der Heilige Geist ist die dritte Person der göttlichen Dreieinigkeit. Er ist Gott und Er ist heilig. Er ist nicht ein ‚es‘. Er ist nicht etwas Fiktives, eine Kraft oder eine intuitive Macht. Wir müssen aufhören, Ihn zu manipulieren, Ihm Befehle zu erteilen und Ihn umherzuwerfen.

2. Lasst uns zur Bibel zurückkehren. Das Wort Gottes ist die Grundlage der christlichen Erfahrung. Jede dramatische Erfahrung, ganz gleich wie geistlich sie erscheinen mag, muss am Wort Gottes durch das vom Heiligen Geist gewirkte Unterscheidungsvermögen geprüft werden. Visionen, Träume, Prophetien und Begegnungen mit Engeln müssen mit der Schrift vereinbar sein. Wenn wir diese Dinge nicht prüfen, enden wir in einer ausufernden Verführung.

3. Es wird Zeit für persönliche Verantwortlichkeit. Wir Charismatiker müssen aufhören, den Dämonen alle Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Menschen selbst sind normalerweise das Problem.

4. Hört auf, Spiele zu spielen. Geistliche Kampfführung ist eine Realität, aber wir werden die Welt nicht für Jesus gewinnen, indem wir einfach dämonische Herrschaften und Gewalten anbrüllen. Wir müssen beten, predigen und ausharren, damit wir letztlich Sieg haben werden.

5. Beendet alle Torheit. Leute, die für andere Leute beten und sie schlagen, ihnen einen Schubs geben oder sie niederdrücken, sollte man bitten, sich hinzusetzen, bis sie gelernt haben, dass Sanftmut eine Frucht des Heiligen Geistes ist.

6. Hört mit aller geistlichen Erpressung sofort auf. Christliche Fernsehdienste müssen mit all ihren manipulativen Taktiken bei ihren Spendenaufrufen aufhören und sich davon distanzieren. Wir müssen aufhören, Predigern eine Plattform zu bieten, die haarsträubende Versprechungen für übernatürlichen Geldsegen nach der Gabe von Spenden machen, insbesondere wenn diese die Schrift verdrehen, wenn Fristen gesetzt werden und die Armen ausgebeutet werden.

7. Duldet nicht länger Einzelgänger. Diejenigen, die von sich behaupten, Diener Gottes zu sein – ob es sich nun um Reiseevangelisten, Pastoren vor Ort oder Leiter von christlichen Werken handelt -, müssen anderen Leitern verantwortlich sein. Alle, die sich weigern, ihr Leben einer göttlichen Disziplin zu unterwerfen, müssen korrigiert werden.

8. Stellt die Fieslinge an den Banner. Gemeinden sollten sich nach Predigern im Reisedienst erkundigen. Prediger, die Straftaten vertuscht oder über vergangene Ehen gelogen haben, indem sie die Frauen ausnehmen oder den Unterhalt für ihre Kinder nicht bezahlen, sollten als Scharlatane entlarvt und gemieden werden, sofern sie nicht Buße tun.

9. Hört auf, die Salbung zu imitieren. Gott ist Gott, und Er braucht unsere Hilfe nicht, damit Er sich manifestieren kann. Das bedeutet, wir bestäuben uns nicht mit Goldstaub, um andere glauben zu machen, Gottes Herrlichkeit sei mit uns; wir verstecken keine nachgemachten Juwelen auf dem Boden, um zu beweisen, dass wir gesalbt sind, und wir holen keine Hühnerfedern aus unseren Westen, um vorzugeben, Engel seien in unserer Mitte. Damit lügen wir den Heiligen Geist an.

10. Lasst uns zur Reinheit umkehren. Wir hatten genug Skandale. Die charismatische Bewegung muss ein System entwickeln, wie gefallene Verkündiger wiederhergestellt werden. Diejenigen, die moralisch fallen, können Wiederherstellung erfahren, aber sie müssen bereit sein, sich einem Heilungsprozess zu unterziehen, statt dass sie umgehend auf die Kanzel zurückkehren.

11. Wir brauchen Demut. Prediger, die wie Stars behandelt werden wollen und enorme Gehälter fordern, die auf Titel bestehen oder sich als abgehoben über alle anderen darstellen, machen sich des geistlichen Hochmuts schuldig.

12. Keine ‚großen Tiere‘ mehr. Apostel sind Sklaven Christi und sollten die unanfechtbarsten Vorbilder in Demut sein. Wahre Apostel üben weder Macht von oben nach unten aus, noch stellen sie sich als hierarchische Autorität an die Spitze der Gemeinde. Sie dienen der Gemeinde von unten nach oben als wahre Diener.

13. Fördere niemals Charismen (Geistesgaben) auf Kosten des Charakters. Diejenigen, die den Dienst der Prophetie, Heilung und Wunderwirkungen ausüben, müssen auch die Frucht des Geistes erkennen lassen. Und während wir die Gabe des Zungenredens befürworten, so lasst uns aus dieser Gabe nicht etwas machen, das man wie eine höhere Auszeichnung vor sich herträgt. Die Welt muss unsere Liebe erkennen, nicht unsere Zungenrede.

14. Propheten müssen Rechenschaft ablegen. Diejenigen, die sich weigern, die Verantwortung für falsche Aussagen zu übernehmen, sollte man nicht mehr reden lassen. Und ‚Propheten‘, die einen unmoralischen Lebensstil führen, verdienen es nicht, dass sie eine Stimme in der Öffentlichkeit haben.“

J. Lee Grady, It’s (Past) Time for a Charismatic Reformation. 26. Oktober 2011.

Obgleich Peter Wagner als auch Chuck Pierce (soweit bis heute bekannt) keine größeren moralischen Verfehlungen vorzuwerfen sind, so treffen doch zumindest eine Reihe von Vorwürfen, die J. Lee Grady an seine eigene Bewegung richtet, auf Wagner und Pierce zu. Die dominionistische Theologie Wagners über den Dienst der Apostel und Propheten sowie seine Vorstellungen über das Reich Gottes, das in allen Gesellschaftsbereichen dieser Welt errichten werden soll, werden selbst von vielen Charismatikern und Pfingstlern nicht geteilt. Die Lehre der geistlichen Kampfführung (siehe hier) und des Befreiungsdienstes (siehe hier) sind unbiblisch und in vielen Punkten sogar durch und durch heidnisch.

Der Inhalt der neuen apostolischen Weinschläuche ist auch in anderer Hinsicht äußerst fragwürdig. Der Autor stimmt J. Lee Grady zu, wenn er die „großen Tiere“ ablehnt, die an der Spitze von Organisationen wie Stars verehrt werden und von oben herab ihre Anhänger dirigieren. Jesus sagte seinen Jüngern, niemand solle sich Meister nennen lassen – in jener Zeit gab es noch keine „horizontalen Apostel“, die in den Rang eines „Apostolischen Botschafters“ aufsteigen konnten. Vielmehr lebten und wirkten in der Urgemeinde die wahren Apostel als demütige Jünger, die sich wie Petrus in 1Petrus 5,1 diensteifrig als „Mit-Älteste“ einer Gemeinde und „Diener aller“ sahen und nicht als die übergroßen Apostel, wie es bei den falschen Aposteln unter den Korinthern der Fall war.

Und schließlich, wer die überzogenen Prophetien von Peter Wagner und Chuck Pierce nur oberflächlich studiert, wird schnell merken, dass viele Prophetien entweder nie eintraten oder einfach so allgemein gehalten wurden, dass man alles in sie hineininterpretieren kann. Peter Wagner prophezeite beispielsweise im Jahre 1993 in seinem Buch Breaking Strongholds in Your City, in welchen er die Methode der territorialen Kampfführung gegen die Mächte der Finsternis über Japan anpreist: „10 Millionen Japaner werden bis zum Jahr 2000 zu Christus kommen“ (1993, S.25). Heute, fast 20 Jahre nach dieser Prophetie, wissen wir, dass die Zahl aller japanischen Christen noch immer gerade einmal ca. 1% der Bevölkerung (also ca. 1 Million) ausmacht – die Zahl der Evangelikalen ist demgemäß noch weit geringer.

Es würde den Umfang dieses Artikels sprengen, auf die vielen falschen Voraussagen der modernen „Propheten“ einzugehen. Ausdrücklich weist sowohl das Alte als auch das Neue Testament darauf hin, dass prophetische Worte geprüft werden müssen (5Mo 13,1-6; 1Kor 14,29; 1Thes 5,20-21; 1Joh 4,1). Sowohl die nationale Erweckung in Deutschland, die mehrfach prophezeit wurde, als auch die globale Megaerweckung ist bislang ausgeblieben. In dem Buch Der Angriff auf die Wahrheit ist eine Chronologie von Falschprophetien von 1986 – 2008 aufgeführt, darunter finden sich viele Propheten der NAR wie Cindy Jacobs, Dutch Sheets und Paul Cain (siehe S. 429 – 444, kostenloser Download: hier). Alle Prophetien mit einem konkreten Datum haben sich seither als falsch erwiesen.

Trotz Hunderter falscher Prophetien halten die meisten Charismatiker ihren „Propheten“ die Treue. Mancher Anhänger der prophetischen Strömung wie beispielsweise der Charismatiker Andrew Strom haben mittlerweile der Bewegung den Rücken zugekehrt und prangern offen deren Missstände an – Falschprophetien, extravagantes Auftreten, moralische Verfehlungen und Manipulation. Die charismatische Bewegung hat mit ihren Prophetenschulen und Seminaren den Eindruck vermittelt, als wäre Prophetie erlernbar. Ferner wurde der Mensch in das Zentrum des prophetischen Dienstes gerückt. Kennzeichnend für die meisten persönlichen prophetischen Worte sind die außergewöhnlichen Segnungen oder Berufungen der Empfänger solcher Prophetien. Mittlerweile hat die charismatische Bewegung fast alles mit einem prophetischen Etikett versehen: prophetisches Gebet, prophetische Evangelisation, prophetischer Tanz, prophetischer Lobpreis, prophetische Seelsorge usw. Nicht wenige Charismatiker sind einer regelrechten Prophetiesucht verfallen. Die prophetische Praxis, wie sie sich heute größtenteils darstellt, ist als unbiblisch abzulehnen.

Viele Propheten werden auch morgen aufstehen und vage, nebulöse Prophetien abgeben, die auf jede beliebige Weise interpretiert werden können. Viele der Propheten werden ihre Prophetien, die sich nicht erfüllt haben, mit fadenscheinigen Argumenten wegerklären, was von ihren leichtgläubigen Anhängern problemlos akzeptiert werden wird.

Jesus hatte recht, als er seinen Jüngern und damit uns über das nahende Ende und seine Wiederkunft sagte: »Und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen“ (Mt 24,11; siehe auch V. 4, 5, 24!).

Letztlich soll an dieser Stelle neben dem falschprophetischen Geist noch auf den unbiblischen Charakter des Dominionismus hingewiesen werden. Der Dominionismus sieht vor, dass das Reich Gottes hier auf Erden in allen gesellschaftlichen Bereichen aufgerichtet wird. In seiner Extremform wird die Errichtung des Gottesreiches auf Erden sogar zur Voraussetzung für die Wiederkunft Christi. Mit anderen Worten, Christus kann nicht eher wiederkommen, bis die vollmächtigen Apostel und Propheten im Zuge einer globalen Erweckung die Welt „christianisiert“ haben.

Sandy Simpson führt eine Reihe von Gründen an, warum die Lehre des Dominionismus abzulehnen ist:

Grund 1: Es ist kein universelles „Königreich Gottes“ auf Erden vonnöten

Folgt man der Logik der dominionistischen Lehren, dann führt die Christianisierung der Welt zu dem Wunder eines planetarischen Heils. Dies würde aus Sicht des Dominionismus das „Königreich des Friedens und der Gerechtigkeit“ darstellen, wie es im Alten Testament verheißen wurde. Wenn man jedoch den gefallenen Zustand des menschlichen Herzens und Satans Absicht, eine Weltherrschaft zu errichten, berücksichtigt, kann dies am Ende nur in eine universelle Herrschaft des Schreckens durch den Antichristen münden! Das Wort Gottes sagt nichts über einen universellen Gehorsam vor der Wiederkunft Christi, sondern es sagt eine universelle Verderbtheit (der große Abfall) voraus, und alle Nationen werden den satanischen Plänen des „Tieres“ folgen (Offb 13,3-4).

Grund 2: Das Bewusstsein für die Wiederkunft des Herrn geht verloren

Die Betonung auf den irdischen Triumph der Gemeinde und einer langen siegreichen Herrschaft vor der Wiederkunft Christi macht es überflüssig, zu wachen und zu beten, um sich für den Tag der Wiederkunft Christi bereit zu sein. Viele besonnene Christen glauben, dass die Zeichen in dieser Generation auf die Wiederkunft Christi hindeuten und dass die Wiederkunft sich sehr bald ereignen könnte. Wenn dem so ist, dann sollten wir auf der Hut sein vor Lauheit und Verführung, vor der Jesus uns warnte. Die Lehre des Dominionismus verheißt der Gemeinde in der Endzeit Sieg statt Trübsal und Erweckung statt des großen Abfalls.

Grund 3: Die Souveränität Gottes wird geleugnet

Die Lehre des Dominionismus propagiert, dass Jesus NICHT wiederkommen kann, ehe alle seine Feinde durch die Gemeinde unterworfen wurden. Christi Wiederkunft wird sich also nicht zu dem von Gott bestimmten Zeitpunkt ereignen, wie die Schrift es sagt (Apg 1,7). Vielmehr kann sie erst dann stattfinden, wenn die Gemeinde die Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Die Welt muss evangelisiert und errettet werden, und die Braut Christi muss in vollkommener Einheit und ohne Flecken und Runzeln sein, ehe Christus wiederkommen kann. Die Bibel jedoch sagt, dass nur sehr wenige bereit sein werden, wenn Jesus kommt und dass die Reinigung der Braut ein Werk des Heiligen Geistes und nicht von christlichen Führern sein wird (Lk 18,8, Mt 7,14).

Grund 4: Religiöse Einheit wird zu einer Bedingung gemacht

Da die Welt gemäß dieser Lehre evangelisiert und rein gemacht werden muss, und da dies nicht durch einzelne Gemeinden erreicht werden kann, ist es notwendig, dass alle christlichen Kirchen und Denominationen (mittlerweile schließt dies die Mormonen ein) sich zusammenfinden müssen, um dieses Werk zu verrichten. Das Ziel der Weltevangelisation mit allen christlichen Gruppen beinhaltet zwangsläufig, dass Lehrunterschiede bedeutungslos werden; somit können Katholiken und Liberale dabei helfen, die Welt zu christianisieren. Die Schrift allerdings warnt davor, mit Ungläubigen und Häretikern zusammenzuarbeiten (2Kor 6,14).

Grund 5: Menschliche Fähigkeiten und Weisheiten sind entscheidend

Statt auf die Weisheit und Kraft des Heiligen Geistes beruft sich die dominionistische Lehre auf die menschliche Entwicklung der sozialen Fähigkeiten, der Erkenntnis, der organisatorischen Fähigkeiten, der Qualitäten als Leiter und Verkündiger und der Fähigkeit, Widersacher zu unterwerfen. Anhänger des Dominionismus werden derzeit ermutigt, sich in allen Bereichen der Welt zu engagieren, um sie von innen her zu verändern. Alles in der Transformations-Bewegung (Transformation Movement) dreht sich um die Vorstellung von Aposteln und Christen, die in alle Bereiche der Arbeitswelt hineinwirken.

Grund 6: Es muss ein strukturiertes Gemeindesystem auf der Grundlage menschlicher Leiter geschaffen werden

Um eine „christliche“ Herrschaft über die Welt zu errichten, muss die Lehre des Dominionismus starr und universell sein, was man nur erreichen kann, wenn alle Anhänger dieser Lehre Gehorsam leisten. Folglich muss ein System einer Leiter- und Jüngerschaft eingeführt werden, welches sicherstellt, dass sich jeder Christ einer Autorität unterstellt, welche ihm Schutz bieten und ihn vor vermeintlichen Irrlehren bewahren soll. Dieses Leiterschafts-Modell finden wir bei der Neuen Apostolischen Reformation (NAR). Aus diesem „globalen Königreich“ werden alle ausgeschlossen, die mit den Lehren des Dominionismus nicht übereinstimmen.

Grund 7: Jesus wird durch die Gemeinde ersetzt

In den Bemühungen, auf Erden das Königreich Gottes zu errichten und geistliche Autorität (dominion) aufzurichten, der sich alle Menschen unterwerfen sollen, ist die Lehre des Dominionismus teilweise so weit gegangen, dass sie den Herrn Jesus Christus durch den Leib Christi ersetzt. Sowohl die vollmächtigen Eigenschaften als auch die Autorität Jesu Christi werden auf den sichtbaren Leib Christi auf Erden übertragen. Sogar Christi Funktion als Haupt und Herrscher, Hirte und König wird von den Aposteln für ihren eigenen Dienst beansprucht. Damit wird der GEMEINDE die Verantwortung übertragen, das Böse zu vertilgen und das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Gehorsam Gott gegenüber wird auf diese Weise durch den Gehorsam gegenüber einer Gemeinde oder eines Leiters (Apostel und Propheten) ersetzt.

Grund 8: Die Lehre wird aus ungesunden Quellen gespeist

Die derzeitige Irrlehre der „Geburt des Menschenkindes“ („Man-Child“: die vollmächtige Siegesgemeinde oder Sohnes-Gemeinschaft nach Offb 12,5) und die Rolle einer Elite-Armee von Heiligen (Joels Armee), welche die Welt erobern, wurde von vielen charismatischen Gemeinden unbedacht übernommen. Aus bitterer Erfahrung haben viele Mitglieder dominionistischer Gemeinden erkannt, dass sich hinter der lächelnden Fassade von Kameraderie, liebevollen Umarmungen und Sieges- und Lobgesängen ein Geist der Unterdrückung verbirgt, der jeden, der mit ihm nicht in Übereinstimmung ist, zu unterjochen sucht. Dadurch entsteht ein Imperium, in dem die dominionistischen Leiter von einer selbstsüchtigen Arroganz erfasst werden, die sich nicht mehr als korrekturfähig erweist.

Fazit

Bis Jesus wiederkommt, sind Christen gerufen, das Evangelium zu verkünden (Mk 16,15) und alle Nationen zu Jüngern zu machen (Mt 28,19). Christen sind NICHT dazu berufen, die Regierungen dieser Welt zu übernehmen, die Wirtschaft zu erobern und in allen Bereichen der Gesellschaft ihren Einfluss geltend zu machen, um an Macht zu gewinnen und um diese Welt in ein christliches Paradies zu verwandeln.

Daher sollten Christen diese dominionistische Rhetorik über die Errichtung eines Königreiches Gottes auf Erden abweisen.



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“Königreich Jetzt” ? – die Wegbereitung für den Anti-Christen

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Warum kann man die “Königreich Jetzt”-Theologie, die Spätregen-Bewegung, den Dominionismus bzw. den Christlichen Rekonstruktionismus als unbiblisch und unbedingt anti-christlich inspiriert verwerfen ?

Warum stellen geradezu diese verwandten und verwobenen Irrlehren eine grosse Gefahr, geradezu für die bibeltreue Christenheit, dar ?

– Was sagt unser HERR JESUS über sein kommendes Reich ?

– Ist es von dieser Welt und muss es von Menschenhand etwa vorbereitet und vorangetrieben werden ?

– Ist unser HERR JESUS etwa abhängig davon, dass Christen alle möglichen Kooperationen und Koalitionen mit Politikern, New-Age-Philosophen, sozialen Organisationen u.v.m. eingehen um das Reich Gottes bereits schon jetzt als Menschen aufzubauen, damit unser HERR wiederkommen kann ?

Mk 10,15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen!

Lk 17,20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit Aufsehen.

Lk 17,21 Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Joh 3,3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!

Joh 3,5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!

Joh 18,36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, daß ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier.

Offb 12,10 Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten gekommen! Denn gestürzt wurde der Verkläger unsrer Brüder, der sie vor unsrem Gott verklagte Tag und Nacht.

1Thes 5,2 Denn ihr wisset ja genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht.

2Petr 3,10 Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; da werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen.

Offb 16,15 Siehe, ich komme wie ein Dieb! Selig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht bloß einhergehe und man nicht seine Schande sehe!

Kurz zusammengefasst: Die eindeutigen Aussagen des Wortes Gottes belegen, dass SEIN Reich nicht von dieser Welt ist und bereits existiert, dass SEINE Wiederkunft überraschend und zu SEINEM souverän gewählten Zeitpunkt , nach SEINEM Ratschluss erfolgen wird – ohne menschliches Zutun !

Es muss sich bei diesem Reich, der Dominionisten, also um ein anderes Reich handeln dass es zu errichten gilt !

Offb 17,12 Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, welche noch kein Reich empfangen haben; aber sie erlangen Macht wie Könige auf eine Stunde mit dem Tier.

Offb 17,17 Denn Gott hat ihnen ins Herz gegeben, seine Absicht auszuführen und ihr Reich dem Tier zu geben, bis die Worte Gottes erfüllt sein werden.

Offb 17,18 Und das Weib*, das du gesehen, ist die große Stadt, welche königliche Macht über die Könige der Erde besitzt.

*(Anm.: Das Weib – oder die Hure = die abgefallene Kirche)

Die biblischen Aussagen sind klar und deutlich – kurz zusammengefasst: In den letzten Tagen werden nach einem Scheinfrieden Kriege und Hungersnöte über die Menschheit hereinbrechen, in ihrer Not und dem Bedürfnis nach Frieden und Einheit wird der Anti-Christ ein leichtes Spiel haben, ausgestattet mit diktatorischen Vollmachten, die Welt zu einen und seinen eigenen Kult ( das Greuel ) in Jerusalem zu installieren, ab diesem Zeitpunkt wird auch das Weib, die abgefallene Kirche nicht mehr gebraucht, sie hat ihren Zweck erfüllt. Diese Ereignisse geschehen jedoch vor der Wiederkunft Christi, der bei seinem Erscheinen die Armeen aller Nationen, die gegen Israel in den Krieg ziehen vernichtet.

Welches Reich und welche Ordnungen müssen somit vorbereitet und vorangetrieben werden mit Menschenkraft ?

Das Reich der 10 Könige, der Welteinheit, der Neuen Weltordnung (NWO) und die Einheit der abgefallen Kirche !

Was sagt das Wort Gottes, die Bibel, überdies zu unheiligen Allianzen, den Koalitionen mit ungläubigen Heiden ?

Wir lesen im Alten Testament, dass jedesmal wenn, das Volk Gottes, Israel Verbündtete bei den ungläubige Völkern suchte und Allianzen spann, danach dem Gericht Gottes anheim fiel.

Wir lesen im Neuen Testament der Bibel dieses sehr bemerkenswerte Wort:

2Kor 6,14 Ziehet nicht am gleichen Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

Was lehren die Dominionisten ?

Das Königreich Gottes wird gebaut, indem alle Gläubigen, die das Königreich bereits in sich tragen, in jeden Bereich der Gesellschaft ausgesendet werden. Das Reich Gottes ist bereits heute hier! Die sieben Berge der Gesellschaft [Kultur, Medien, Bildung, Politik, Religion, Familie, Kommerz] sollen vom Königreich Gottes dominiert werden (Dominionismus). ( Quelle: Georg Walter – Die neuen Weinschläuche der NAR )

Wie können also die Vertreter des Dominionismus ( siehe auch Dominionismus: Die Batallione des Anti-Christen formieren sich ) mit dem Wort Gottes in der Hand erklären wollen, dass sie um der Wiederkunft Christi Willen mit allen Sündern dieser Welt kooperieren können, ohne am gleichen Joch wie diese zu ziehen ?

Ferner wird gelehrt:

Propheten proklamieren den himmlischen Willen. Gott hat verheißen, dass alle, die auf seine Propheten hören, Erfolg haben werden! ( Quelle: Georg Walter – Die neuen Weinschläuche der NAR )

Was sagt das Wort Gottes, die Bibel, als eindringliche Warnung in den letzten Versen des letzten Buches ?

13. Offb 22,18 Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buche geschrieben ist;

Die sogg. Propheten dieser sich als Elite begreifenden Bewegung, w.z.B. Rick Joyner, Bob Jones und Paul Cain, letztere durch sittenlosen Lebenswandel bekannt, werden Plagen empfangen dafür, dass sie dem Wort unseres ewigen Gottes ihre Weissagungen der Hölle hinzufügen möchten.

Jud 1,4 Es haben sich nämlich etliche Menschen eingeschlichen, für die schon längst folgendes Urteil geschrieben worden ist: «Gottlose, welche die Gnade unsres Gottes in Ausgelassenheit verkehren und den einzigen Herrscher und Herrn, Jesus Christus, verleugnen.»

Desweiteren wird von den gleichen Vertretern des falschen Königreichs gelehrt:

Die Menschen dieser Erde sollen zu Jüngern gemacht und die Nationen sollen geheilt werden. ( Quelle: Georg Walter – Die neuen Weinschläuche der NAR )

Das klingt zunächst recht gut, wenn man davon absieht, dass im Wort Gottes nichts von einer solchen Massenerweckung steht und dem unüberhörbaren Anspruch der Absolutheit, der mit Hilfe von Joel´s Armee ( so verlautbart von Rick Joyner ) auch gewaltsam durchgesetzt werden soll.

(Hören Sie bitte hierzu die Aussagen von Rick Joyner in dem Video von Dr. Martin Erdmann [ Teil 8 ]. Alle Videos siehe auch )

( Rick Joyner in GOD.TV )

Welche Massnahmen werden bei der Durchsetzung ihrer Ziele von den Dominionisten empfohlen ?

Kurz gesagt: Alles geht ! Pragmatismus pur ! Und wenn wir zudem einem der Protagonisten, Rick Joyner, folgen: Militärische Gewalt !

Verbindungen aller Art, zu den Neo-Konservativen Amerika´s, Schlüsselpersonen der Tea-Party-Bewegung, Management-Beratungen der Kirchen Rick Warrens und Bill Hybels durch den New-Age- und NWO-Anhänger Peter F. Drucker, vielfältige Allianzen und Koordinationen der Zielsetzungen mit der Industrie für besseres Produkt-Placement durch Missionseinrichtungen und allen Sphären der Gesellschaft, auf Kosten der biblischen Wahrheit, lassen böses ahnen, so wie es Dr. Martin Erdmann formuliert: “Dominionismus – das Erscheinen des christlichen Imperialismus”.

Ein weltumspannendes Komplott einer zuvor nie dagewesenen Grössenordnung, Allianzen von Kirchenvertretern mit Regierungen, Wirtschaft und allen denkbaren Sektoren der Gesellschaften kann einzig und alleine vom Geist des Anti-Christen inspiriert sein: Satan selber !

Das montröse, das unaufhaltsame und das unvermeidbare an diesem Kommen des Anti-Christen und seiner Vorhut, sollte uns die mit JESUS leben jedoch nicht zu sehr betrüben, denn in der Folge: ER, der HERR JESUS kommt bald wieder ! Tröstlich ist auch, dass ER der HERR JESUS zugesagt hat in seinem Wort, dass um seiner Heiligen Willen, uns, seinen Söhnen und Töchtern, die Zeit verkürzt würde, damit wir, die teuer erkauft sind durch sein Blut, seinem Sterben auf Golgatha, um deretwillen ER, GOTT auf die Erde kam und das Kreuz um unserer Sünden willen zur Sühnung unserer Schuld auf sich nahm, damit wir Heiligen angesichts der nie dagewesenen, grossen Verführung nicht auch abfallen werden. AMEN !

1Tim 4,1 Der Geist aber sagt deutlich, daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen anhangen werden,

Mk 13,19 Denn es wird in jenen Tagen eine Trübsal sein, dergleichen nicht gewesen ist von Anfang der Schöpfung, die Gott erschaffen hat, bis jetzt, und wie auch keine mehr sein wird.

Mk 13,20 Und wenn der Herr die Tage nicht verkürzt hätte, so würde kein Mensch errettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er erwählt hat, hat er die Tage verkürzt.

Welche Verpflichtungen ergeben sich für uns, die Heiligen, in den kommenden Zeiten ?

1.) Prinzipiell die gleichen wie ehedem: Zuerst sind wir unseren Mitgläubigen, unseren Geschwistern in JESU, verpflichtet allezeit beizustehen in ihren Nöten und Bedrängnissen und haben auch sehr darauf zu achten, dass diese keinen Irrtümern und Verblendungen durch dämonische Lehren anheim fallen.

2.) Vorweg: Ich, persönlich, habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass unbekehrte Menschen zunehmend besorgt sind über die Entwicklungen in dieser Welt. Auch Unbekehrte beklagen die zunehmende Unmoral, den Verfall aller Werte, sind verzagt über tiefgreifende Paradigmenwechsel in der Gesellschaft und ahnen, dass sie von den Herrschenden z.B. über die wahren Ausmasse der Finanzkrisen, oder die tatsächliche ökonomische Situation des Landes, belogen werden. Ich registriere, angesichts dieser Verunsicherungen, eine viel grössere Offenheit in den Gesprächen für die Antworten der Bibel, auf die Fragen der Menschen, als noch vor wenigen Jahren. Viele unerlösten Menschen beschleicht Angst in Folge der vielfältigen Bedrohungen durch zunehmende Naturkathastrophen, das Geschehen z.B. im Nahen Osten, Bürgerkriege und einer zunehmend kälter werdenden Welt in de sich auch die Ereignisse in der Arbeitswelt wiederspiegeln.

Aus meiner Sicht ergibt sich daraus, verstärkt mit den Unerretteten, den Verlorenen, den Unerlösten dieser Welt über das Evangelium, die gute Nachricht, Jesu Christi, offen und klar, ohne humanistische und falsche Rücksichten, ohne Beschönigungen und Weichzeichnung zu sprechen und das einmalige Rettungsangebot für die Erlösung von ihrer Schuld zu offenbaren.

Das ist nicht etwa die Aufgabe des (ökumenisch bewegten) PRO CHRIST mit einer “Weichspülung” gegenüber den Wahrheiten Gottes versehen, es ist auch nicht die alleinige Aufgabe eines theologisch geschulten Profis, oder Deines Pastors, oder Gemeindeältesten – sondern DEINE Aufgabe, sehr geehrter Bruder und sehr geehrte Schwester, in Deinem Umfeld klar den HERRN JESUS zu bezeugen ! Denn nur die Wahrheit wird die Gefangenen frei machen.

Liebe Geschwister, betet und lasst Euch vom Heiligen Geist zeigen, mit wem Ihr über das ewige gültige Wort Gottes, unseren HERRN JESUS CHRISTUS, sprechen sollt. Es sind wahrhaftig nicht nur die Gebildeten und Klugen die dazu befähigt wären – viele, viele Zeugnisse belegen, dass geradezu das schlichte und einfache Zeugnis, das aus dem Herzen der Liebe kommt, wirksamer ist als viele kluge Reden – wir, die Kinder Gottes, sind Alle seine Zeugen, gleich ob Akademiker oder Friseuse – wir Alle haben den selben Geist empfangen unseres HERRN JESUS.

Mk 13,5 Jesus aber fing an, zu ihnen zu sagen: Sehet zu, daß euch niemand irreführe!

Mk 13,6 Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin es, – und werden viele irreführen!

Mk 13,7 Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgeschrei hören werdet, so erschrecket nicht; denn es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.

Mk 13,8 Denn ein Volk wird sich erheben wider das andere und ein Reich wider das andere; es wird hier und dort Erdbeben geben, und Hungersnöte und Unruhen werden sein. Das ist der Wehen Anfang.

Mk 13,9 Ihr aber, sehet auf euch selbst! Denn sie werden euch den Gerichten überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und man wird euch vor Fürsten und Könige stellen um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.

Mk 13,10 Und unter allen Völkern muß zuvor das Evangelium gepredigt werden.

Mk 13,11 Wenn sie euch aber hinführen und überliefern werden, so sorget nicht zum voraus, was ihr reden sollt, sondern was euch zu jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der heilige Geist.

Autor: S. Schad 28. November 2012 (www.der-ruf.info)

 

 



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“Der angedichtete Griff zur Macht”– Zum Kommentar von Thomas Schirrmacher – von Gottfried Meskemper

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Der angedichtete Griff zur Macht

 

Zum Kommentar von Thomas Schirrmacher

 

von Gottfried Meskemper

 

Zu Martin Erdmanns neuem Buch „Der Griff zur Macht: Dominionismus – der evangelikale Weg zu globalem Einfluss“

 

Die Gesellschaft christlich prägen zu wollen, ist der Fehler schlechthin

 

Der Artikel von Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher in „Bibel und Gemeinde“ steht seit März 2012 auf dessen Hompage.

 

Schirrmacher begeht gleich im ersten Satz seines kritischen Kommentars einen grundlegenden Fehler. Er verwechselt ein „christliches Prägen der Gesellschaft“ mit den Bemühungen der Weltweiten Evangelischen Allianz, im Schulterschluss mit den dominierenden Gruppen in Politik und Wirtschaft einer Vorherrschaft dieser Gruppen zum „Endsieg“ zu verhelfen. In den vielen Kapiteln des Buches dürfte jedem aufmerksamem Leser klar werden, wie dieser Feldzug geplant ist, in dem am Ende die Evangelikalen nicht dominieren werden, sondern der Dominanz der anderen zum Sieg verhelfen sollen. Die Evangelikalen sind – zusammen mit den Kirchen – das größte Netzwerk, das auf der Erde existiert. Über dieses Netzwerk soll die Idee des „Dreibeinigen Stuhls“ von Peter S. Drucker durchgesetzt werden. Entweder hat Schirrmacher diese Strategie nicht durchschaut, oder er streut bewusst irreführende Gedanken und Vorwürfe in die Debatte. Selbst dem euphorischten Evangelikalen muss bewusst werden, dass – käme der Plan zum Zuge – nicht eine evangelikale Dominanz entstehen würde, sondern die von Politik und Wirtschaft angestrebte, die Evangelikalen also nur „willige Helfer“ zur Durchsetzung dieses Ziels wären. Ich vermute, Dr. Erdmann hat nicht gewagt, den letzten, nahe liegenden Schluss aus seinen Recherchen und Analysen zu ziehen.

 

Gerade Schirrmacher erweckt den Eindruck, eine Verkörperung der Idee des Dominionismus zu sein. Auf seiner hompage zeigt er sich täglich neu mit bekannten politischen Persönlichkeiten und gibt sich staatsmännisch. Und wie er deren Vorstellungen entgegenkommt, wurde in dem unter seiner Federführung entstandenen „Ethik-Kodex für Evangelisation“ deutlich. Es dürfe keine, durch Begleitmaßnahmen flankierte Evangelisation geben, selbst medizinische Hilfe müsse absichtsfrei geleistet werden. Dieses Paper kann sich auf Dauer nur als Maulkorb erweisen. Es findet dadurch ein Wechsel von der Dominanz des Evangeliums zur Dominanz des sozialen Engagements statt, ganz im Sinne des von Harold J. Ockenga initiierten Neoevangelikalismus. In den USA läuft diese Kampagne schon seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir in Europa und besonderes in Deutschland wussten bisher von dieser Strategie wenig. Deshalb fällt es Schirrmacher und anderen auch leicht, mit einer unwirschen Handbewegung dies brisante Thema vom Tisch zu wischen. Bei einem Anruf in

 

anderem Zusammenhang war Thomas in Zeitnot, er musste eilig zum Flugplatz, weil er nach Damaskus fliegen musste, um mit Assad zu konferieren. Aber er war und ist nicht der Einzige, auch Rick Warren führte – im Auftrag der US-Regierung – Gespräche mit Assad.

 

Oder denken wir an die Ereignisse um den 11. September 2001. Am 13.11.2001 fand ein nationaler Gedenkgottesdienst in der National Kathedrale in Washington statt, bei der – in Anwesenheit von Präsident Bush und hochrangigen Politikern, Wirtschaftsführern und Vertretern aller Religionen – Billy Graham eine Andacht hielt, in der er den Präsidenten ermunterte, „mit dem neuen Geist Amerikas die Attentäter zu finden und einer gerechten Strafe zuzuführen“. Aber die Attacke auf das World Trade – Center war ein willkommener Anlass, den Irak-Krieg zu beginnen – ähnlich dem nicht verhinderten Angriff japanischer Kamikaze-Flieger auf Hawai als Auslöser für die Kriegserklärung der USA an Japan im II. Weltkrieg. Der Außenminister Powell entschuldigte sich später vor dem amerikanischen Kongress-Ausschuss dafür, auf irreführende Informationen über Saddam Husseins angeblichen kriegerische Absichten hereingefallen zu sein. Er habe sich angeblich aus Nigeria Uran beschafft und in mobilen Anlagen Vorbereitungen zum Bau einer Atombombe betrieben. Nach dem Ende des Irak-Krieges III wurde allgemein bekannt, dass Saddam Hussein keine Atombomben zu bauen gedachte.

 

Ein bekannter charismatisch-evangelikaler Journalist, der in den USA promovierte, erläuterte mir in einem persönlichen Gespräch seine Vorstellungen von der evangelikalen Beteiligung an der Politik. Während seines Aufenthalts in Washington sei der Wahlkampf zwischen Bill Clinton und George W. Bush gelaufen. Die etwa 20.000 Evangelikalen in Washington hätten alle Freunde und Bekannten angerufen, um sie zu bewegen, für Bush und die Republikaner zu votieren. Das Hauptargument waren die Sexhandlungen im Oval Office zwischen Präsident Clinton und Praktikantin Monika Levinski. Ich sagte ihm, dass das „Bumsen im Oval Office“ nur abgelöst worden sei durch „Bomben auf Bagdad“, was er denn nun als schlimmer ansehen würde? Verlegenheit.

 

Der Dominionismus ist in vollem Gange! Aber diese Strategie muss immer – wenn sie bemerkt und die Einsicht darin verbreitet wird – heftig zurückgewiesen werden. Und immer wieder trommelt die DEA: „Christen in die Politik!“ Und wenn sie in der Politik zuhause sind, besorgen sie oft genug das Geschäft der Gegenseite (s. Frank Heinrich und seine Aktivität in der „pressur group“ zur steuerlichen Gleichstellung von Schwulen mit richtigen Ehepaaren – natürlich ist er „an sich gegen die Homosexualität“ aber er unterstützt sie wirtschaftlich, was nützen da alle Vorbehalte?). Beim Beschluss der EKD-Synode 2011, gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus zuzulassen, stimmten auch alle evangelikalen Delegierten dafür. Aber von dem allen bemerkt Schirrmacher anscheinend nichts. Er ist viel zu sehr mit seiner Imagepflege beschäftigt.

 

Schirrmacher meinte: „Die Wirklichkeit, die sich in der weltweiten Religionsstatistik niederschlägt, ist eine andere.“ Wirklich? Woher kommen denn die großen Zahlen? Meint er vielleicht China, wo es nicht westliche Missionar sind, durch die Menschen zum Glauben an Jesus kommen, sondern dort ist die Mission ein „Selbstläufer“, der Funke springt von einer Hausgemeinde zur anderen über. Wer

 

selber an Mission „nahe dran ist“, hört im Umfeld seiner verschiedenen Missionsgesellschaften wenig von spektakulären Zahlen. Sollte es die großen Zahlen wirklich geben, so kann sich die WEA sie nicht auf ihr Konto schreiben. Und umgekehrt wissen die dort erreichten Menschen nichts von den politischen Bemühungen der WEA.

 

Schirrmacher beruft sich auf Wilberforce und Wesley in ihrem Kampf gegen die Sklaverei, die durch Auftritte ihrer Anhänger im Britischen Parlament für die Abschaffung sorgten. Aber die heutigen Auftritte von Evangelikalen im politischen Raum finden entweder keine Beachtung – wie bei den Abtreibungsgegnern – oder unsere Leute in den Parlamenten befinden sich in unschöner Übereinstimmung mit dem Mainstream – s. Frank Heinrich bei der steuerlichen Gleichbehandlung von Homosexuellen mit normalen Ehen. Zwischen den Auftritten von Wilberforce und dem, was wir heute erleben, liegen Welten. Wo „hauen“ die DEA-Leute so „auf die Pauke“, dass sie Ärger stiften?

 

Er nimmt den Einsatz gegen Armut für die Evangelische Allianz in Anspruch, obwohl fast alle Missionsgesellschaften in den Entwicklungsländern wie selbstverständlich zu ihrer Verkündigung diakonische Hilfe leisten. Die Art der Erwähnung des Einsatzes gegen Armut erweckt den falschen Eindruck, als würde erst durch die Evangelische Allianz das Bewusstsein für die Nöte in den Missionsgebieten geweckt. Aber es ist ja etwas ganz anderes eingetreten, mit der Micha-Initiative soll ganz allgemein, unabhängig vom missionarischen Einsatz, soziale Hilfe geleistet werden, und damit sind wir wieder beim Dominionismus. Man tut sich etwas darauf zugute, im Gleichschritt mit dem Milleniums-Projekt zu agieren. Bis 2015 sollte der Hunger für die Hälfte der Betroffenen Vergangenheit sein. Inzwischen sind durch kriegerische Handlungen im Sudan und Somalia weitere Hunderttausende dem Hungertod preisgegeben. Und fast jeden Tag melden die Medien, dass durch weltweite Bodenspekulationen von den Investmentgesellschaften eine Verteuerung der Grundnahrungsmittel angestrebt wird – so erste heute 25.8.2012 wieder im WESER-KURIER – als neuer lukrativer Markt nach dem Platzen der Immobilienblase und der Finanzkrise. Statt den Hunger zu bekämpfen, geraten immer neue Bevölkerungsgruppen in Not und Elend. Das Micha-Projekt kann nur als große Illusion bezeichnet werden. Welchem Zweck dient es in Wahrheit?

 

Schirrmacher erwähnt auch nicht, dass die heute üblichen „Evangelisationsmethoden“ und die Gemeindearbeit unnötig viel Geld verschlingen. Therapeutische Seelsorgen, Events und Kongresse benötigen Unsummen, und von der jungen Generation hört man aus dem Munde von ebenso modernen evangelikalen Führern, dass sie sich nicht langfristig festlegen, sondern bestenfalls kurzzeitig Projekte unterstützen. Und meine eigenen Nachfragen bei Leitern von Gemeinden, die die „moderne“ Gemeindearbeit betreiben, ergab, dass die Jungen kaum für eine engagierte Arbeit zu gewinnen sind. Von dem allem liest man bei Schirrmacher nichts, ihm geht es anscheinend nur darum, Dr. Erdmanns Arbeit kleinzureden.

 

Und in unserem Lande kann man ja unmittelbar beobachten, was noch an Mission läuft. Die „Zeugnisse“ nach den im Dreijahresrhythmus stattfindenden ProChrist-Veranstaltungen lauten: „Ich bin nicht mehr einsam“, „ich kann jetzt öffentlich besser reden“, „ich habe zu mir selbst gefunden“

 

u.ä.m. Nichts hört man davon, dass man unter den Predigten und anderen Beiträgen als Sünder entlarvt wurde. Und Legion sind die Folgeprogramme: Alpha-Bibelkurs, Biblisch-therapeutische Seelsorgen, Frauenfrühstück, Frühschoppen für Männer, Ferienprogramme, Promise Keeper u.v.a.m. Es hat sich inzwischen der Eindruck verfestigt, dass es nach dem „Nach-vorne-Gehen“ intensivster Behandlung bedarf, um aus dem „Bekehrten“ endlich einen richtigen Christen zu machen. Als ein vor Jahrzehnten Bekehrter gewinnt man den Eindruck: „Wenn das Christsein sein soll, dann nein danke.“ Es gibt inzwischen auch in vielen Gemeinden keine geistliche Atmosphäre mehr. Mit einem – im Buch von Erdmann – Change-Management genannten Umgang mit der Gemeinde werden sie bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die älteren Geschwister stehen ratlos vor wild gewordenen Predigern und „ihrer Jugend“. Die bisher die Gemeinde tragende Generation wird ständig zum Spenden aufgefordert und die „Jugend“ versammelt sich am Sonntag nach dem Gottesdienst zum „Gottesdienst“, „wenn die Alten gegangen sind“. Wieso spricht man dann noch von „Gemeinde“? Spenden heißt das große Thema! Mit allen möglichen Argumenten wird den traditionellen Spendern zugesetzt, es ist immer zu wenig, „spendet, spendet!“ Man treibt Spenden ein, indem man ein schlechtes Gewissen macht, daher wird oft nicht aus Liebe zu unserem HErrn gespendet. Das erinnert mehr an die katholische „Werkgerechtigkeit“, als ans Evangelium.

 

Durch die „Bands“ wird statt Musik Radau gemacht. Wichtig scheint nicht das Evangelium zu sein, sondern die Selbstdarstellung. Transformation heißt die Strategie, Change-Management für die Gemeinde, Transformation für die Gemeindeglieder. Am Anfang steht die Verflüssigung, d.h. die Auflösung des Bekannten mit eben schon den genannten Methoden: „Musik“ aus „Workshops“, Anspiele und Events. Da gibt es eine „ultimative-Jesus-eNight“. Selbstdarstellung ist die Taktik, mit der die Gemeinde „verändert“ – richtiger zerstört – wird. Als wir zum Glauben fanden, sang der Chor auf der Empore und war von der Gemeinde gar nicht zu sehen. Es ging ums Hören. Heute ist das Wichtigste, dass man zu sehen ist, möglichst das Mikrophon wie einen Dauerlutscher vor dem Gesicht. Es gibt sie noch, die traditionelle Predigt, aber man fragt sich, was die in diesem Showgeschäft noch zu suchen hat.

 

Aber von diesem allen weiß wahrscheinlich Thomas Schirrmacher nichts. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich mir mit meiner skeptischen Einstellung gegen die in die Gemeinden eindringenden Amerikanismen ihm gegenüber sehr laienhaft vorkam. Ich war mit der gleichen Einstellung wie heute ihm gegenüber damals ein „Waisenknabe“. Er war ein Frontkämpfer für die überkommene Evangelisations- und Gemeindearbeit. Heute erkenne ich ihn gar nicht mehr wieder. In einem Brief an den Evangelisten Albert Janssen v. 8.4.2003 erklärte er: „…in Deinem letzten Brief hast Du damit gedroht, dass Du öffentlich machen wirst, dass ich von meiner früheren klaren Haltung abgefallen bin. Ich habe Dir daraufhin klar mitgeteilt, dass Deine Einschätzung der Lage stimmt und ich nicht mehr zu meinen früheren Verurteilungen stehe.“ Gegner sind ihm jetzt offenbar die Freunde von einst.

 

Unter Grundlage 1: das traditionelle Christentum konstruiert dann Schirrmacher einen künstlichen Gegensatz zwischen dem überkommenen Verständnis von Evangelium und Gemeinde und Dr. Erdmanns Einschätzung. Er führt die Seiten 28–31 an und schließt mit der Bemerkung, dass man nach

 

Kenntnis dieser Seiten das Buch getrost aus der Hand legen kann, das soll wohl heißen: „Kauft es gar nicht erst!“

 

Man muss nicht über Erdmanns Gemeindeverständnis philosophieren, denn es geht um die Transformation des gesamten evangelikalen Lagers in Deutschland und weltweit. Aber wenn Schirrmacher schon meint, das „unsichtbare Reich Gottes“ gegen Erdmann ins Feld führen zu müssen, dann sollte er nicht versuchen, dies mit dem Verweis auf den darbystischen Dispensationalismus tun, sondern so ehrlich sein, dass schon Luther vom „unsichtbaren Reich Gottes“ gesprochen hat und dass auch manch andere geistlich gesonnene Persönlichkeiten die gleiche Meinung vertreten. Auslöser ist ja die in jeder Kirche oder Gemeinschaft sich bald herausstellende Erkenntnis, dass die eigene Gruppierung als Ganzes nicht mit dem „Reich Gottes“ gleichgesetzt werden kann. Luther sprach von der „ecclesiola in ecclesia“, vom „Kirchlein in der Kirche“. Nur die Katholische Kirche erklärt unbekümmert alle Getauften zu wahren Christen. Der Vollzug des Sakraments garantiert für sie die – fast – unkündbare Zugehörigkeit zur Kirche. Etwa noch vorhandene Unklarheiten werden im Fegefeuer geklärt, aber am Status des Christseins wird nicht gerüttelt. Dies alles vermisst man bei Schirrmacher und man kommt dabei nicht auf den Gedanken, es könnte die Folge von Nichtwissen sein bei einem Mann, der jeden Tag ein Buch liest. Warum also solche Irreführungen?

 

Ob es nun ein „allen gemeinsames Reich-Gottes-Verständnis“ gegeben hat, muss ebenfalls nicht diskutiert werden, das ist ein reines Ablenkungsmanöver. Wir waren uns im evangelikalen weitestgehend einig bei der Einschätzung, das „eigentliche Reich Gottes ist unsichtbar“. Die Infragestellung gehört mit zu den Verflüssigungstendenzen Peter Wagners. Als weitere Ablenkung „übermittelt uns die Offenbarung eine enorme Breite und Vielfalt“. Damit sind wir dann ja nicht weit von einer christlichen Oekumene entfernt, für die Schirrmacher ja ohnehin mit seinem „Ethik-Kodex für Evangelisation“ steht.

 

Schirrmacher versucht, die Diskussion in die Vergangenheit zu verlegen, indem er Calvin, Bucer oder Wesley anführt, anstatt auf die aktuelle Situation einzugehen, in der Namen wie Peter S. Drucker, Harold J. Ockenga, Bill Hybels, Rick Warren, Billy Graham, Bill Bright, McGavran u.v.a. die entscheidende Rolle spielen. Er erwähnt auch nicht, dass Luther strikt auf die Trennung von „Reich Gottes“ und „Reich der Welt“ durch die „Zwei-Reiche-Lehre“ achtete.

 

In „Grundlage 2: Dominionismus“ nimmt Schirrmacher den Begriff unter die Lupe, als ob durch die Bestreitung des hier weitgehend unbekannten Wortes die Sache selbst schon aus der Welt wäre. Ein mexikanischer Präsident witzelte einmal über „God‘s own land“: „So weit weg von Gott und so nahe bei Amerika.“ Schirrmacher hofft wohl, dass deutsche Evangelikale nichts vom übersteigerten Selbstverständnis US-amerikanischer „Evangelicals“ wissen. Aber er spekuliert – wie viele Evangelikale hierzulande – mit dem Gedanken: Endlich aus der religiösen Schmuddelecke herauszukommen und öffentliche Bedeutung zu erlangen. Die permanente Erwähnung erfolgreicher Evangelikaler aus Politik, Wirtschafte, Wissenschaft und Kunst in den evangelikalen Medien soll dem angeschlagenen Selbstwertgefühl auf die Beine helfen: „Wir haben auch …!“

 

Aber er vergisst zu erwähnen, dass es die Rockefellers waren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts große Summen in das Change-Management der Evangelikalen steckten, um sie von der Selbstbeschäftigung mit Fragen der Bibelentstehung – heute verurteilend auch in Deutschland Fundamentalismus genannt – auf eine politisch verwertbare Haltung umzufunktionieren. Ich erinnere mich noch gut an das Engagement der Osteuropa-Mission, die nach dem II. Weltkrieg in Belgien und Deutschland Zentren aufbaute, um mit dem Evangelium ein Gegengewicht gegen den Kommunismus zu schaffen. Damit soll die missionarische Arbeit nicht geschmälert, sondern auf die Doppelstrategie aufmerksam gemacht werden.

 

Ich selber war Mitbegründer einiger Gideongruppen und erinnere mich der Startsituation in Bremen. Ein älterer Opernsänger, Dick Holzwart, lud uns ein und erklärte uns die Absicht und die Arbeitsweise der Gideons. Wir brauchten nur die Bibeln und Neuen Testamente zu verteilen, das Geld für die in den USA gedruckten Ausgaben käme dort zusammen. Nach einem Jahr las ich eine kleine Notiz im Weser-Kurier, dass der Rechnungshof des US-Finanzministeriums dahinter gekommen sei, dass die US-Army Gelder an Missionsgesellschaften gebe, um missionarische Arbeit in kommunistischen Ländern als Gegengewicht zum Kommunismus zu unterstützen. Kurz darauf erhielten wir die Mitteilung, dass die Spenden in den USA leider zurückgegangen seien und wir jetzt selber verstärkt für die Verbreitung der Bibeln sammeln müssten. Zufall?

 

Schirrmacher meint wohl, wenn er den hierzulande weitgehend unbekannten Begriff attackiert, damit auch die Sache aus dem Blickfeld rücken zu können. Natürlich ist es völlig illusorisch, von einer Dominanz der Evangelikalen sprechen oder auch nur daran denken zu wollen. Aber sollen denn die Hauptakteure öffentlich erklären: „Wir wollen ab jetzt Handlanger der amerikanischen Geschäfts-missionsbewegung sein.“ Leute wie Rick Waren geben doch den Ton an, wenn sie erklären: „Ich werde 2 Mrd. Christen in Marsch setzen um den Hunger in der Welt bis 2015 zu halbieren.“ Als ich das das erste Mal hörte, dachte ich nur, „der Mann ist doch nicht ganz richtig im Kopf“. Und dennoch sind Evangelikale hierzulande von ihm begeistert, und selbst nichtchristliche Teilnehmer des jährlichen Weltwirtschaftsgipfels in Davos sind angetan von seinem Charisma, wie es heißt. Also lohnt es sich doch wohl, näher hinzusehen, um herauszufinden, welches Spiel man mit uns treibt. Schirrmacher schreibt dagegen:

 

Mir ist keine einzige evangelikale Führungspersönlichkeit bekannt, die vertritt, wir sollten, dürften oder müssten „das Schwert“ gegen Nichtchristen „ergreifen“, die „Strafjustiz“ gegen Feinde des Christentums einsetzen oder dass alle Menschen in die Kirche „gezwungen“ werden müssten.

 

Als der Irakkrieg auf dem Höhepunkt war, haben deutsche TV-Reporter im Bibel-belt eine Umfrage gestartet und bekamen vielfach als Antwort: „Oh, das ist doch gar nicht so schlecht, dadurch wird die Ausbreitung des Islam verhindert.“ Anderes zum 11. September 2001, Billy Graham betreffend, habe ich bereit notiert (s. o.). Warum kommen aus Amerika Parolen wie „Weltweiter Evangeliums-Kreuzzug“, muss das nicht latent eine Kreuzzugsmentalität hervorbringen? Wer hat daran Interesse? Bis vor wenigen Jahren wurden wir durch das amerikanische Erfolgs-Evangelium immer neu in schreckhaftes Erstaunen versetzt. Das Leitmotiv aus dem reformierten Lager lautete: „Wenn du

 

richtig glaubst, segnet dich Gott und du wirst Erfolg haben.“ Diese, als Ideologie missbrauchte Segenszusage Gottes wurde jahrelang nach innen gekehrt, d.h. auf das Wohlergehen des Einzelnen bezogen. Anscheinend wird der Handschuh jetzt nach außen gestülpt, es geht um den Erfolg über die anderen. Beim Führungskongress 2006 in Bremen beklagte sich Bill Hybels, dass der neben ihm stehende Rick Warren 45 Mio. seiner Visions-Bücher abgesetzt habe, während er auf seinen Büchern weitgehend sitzen bleibe. Ist dieses Erfolgsdenken so sehr weit von einer Zusammenarbeit mit politischen und wirtschaftlichen Gruppen entfernt? Gewiss werden die evangelikalen Potetentaten nicht zu den Waffen rufen, aber wenn sie – wie die Kirchen im I. und II. Weltkrieg Kaiser und Führer – „demokratische“ Präsidenten beim Waffengang bestärken, reicht das doch völlig. Ihnen fällt dann die Aufgabe zu, die Bevölkerung ruhig zu stellen. Erdmann hat in seinem Buch genügend Belege für die falsche Koalition aufgeführt. Man sollte das Buch unbedingt kaufen, um sich kundig zu machen.

 

Diesen Dominionismus gibt es doch, auch wenn Schirrmacher behauptet: „Diesen Dominionismus gibt es nicht.“ Wahrscheinlich möchte er die Zusammenhänge, die Dr. Erdmann aufzeigt, vergessen machen. Wenn er solche Sätze schreibt, könnte man fast annehmen, dass er das Buch gar nicht gelesen hat. Es geht um das Netzwerk, das über einen langen Zeitraum zwischen den verschiedenen Werken, Gruppen und Verbänden aufgebaut wurde. Hat sich bisher niemand darüber Gedanken gemacht, warum jedes Jahr ein oder mehrere Führungskongresse initiiert werden? Da werden hochfliegende Ziele angesteuert. Tausende von Gemeindeleitern und Leitern freier Werke genießen dort dieses „Wir-sind-wer“-Gefühl. Und zuhause plappern sie die Parolen, die dort ausgegeben werden, unkritisch nach. Jeder Evangelikale kann es in seiner Gemeinde oder in der Nachbargemeinde nachprüfen.

 

Da findet eine Christival-Veranstaltung statt, zu der einige Tausend aus ganz Deutschland anreisen, und der Verantwortliche im Zeitungs-Interview sagt, das sei der „Auftakt zum Kirchentag“ im nächsten Jahr. Hier wird die Liaison mit denen beschworen, die mit dem Evangelium nichts am Hut haben. Wozu also diese Einheitsideologie, wenn das Ganze nicht einem „größeren Ziel“ dienen soll? Haben sich die Verantwortlichen je überlegt, dass sie in die Fußtapfen der immer mehr verdunstenden Kirchen treten und das gleiche Schicksal erleiden werden? Für eine Übergangsphase werden sie noch gebraucht und glauben deshalb, weltweite Bedeutung zu erlangen.

 

Worin besteht nun der „moderne Dominionismus“? Es geht um eine zeitangepasste Reakti-vierung des „Constantinischen Prinzips“ Erdmann macht 3 Aspekte aus (GzM S. 29):

 

1. Satan nahm nach dem Sündenfall widerrechtlich die herrschaftliche Stellung über die Welt ein, die eigentlich dem Menschen vorbehalten war.

 

2. Die Kirche ist Gottes Instrument, Satan die Herrschaft wieder abzunehmen. (Anm. vgl. 1000jähr. Reich Augustinus)

 

3. Die Wiederkunft Jesu wird solange hinausgezögert, bis die Kirche die Herrschaft über alle staatlichen und sozialen Institutionen der Welt errungen hat. (Anm. Das erinnert an Dostojewskis Novelle vom „Großinquisitor“ in seinem Roman ‚Die Brüder Karamasow’ u. das Assisi-Gebet) (Einleitung und Abschrift G. Meskemper)

 

Ist das alles nicht schon deshalb „heiße Luft“, weil Schirrmacher seine Reputation als internationaler Professor in die Waagschale wirft, oder ist doch was dran an Dr. Erdmanns Recherchen zum

 

Dominionismus? So ganz ohne Grund wird Ulrich Parcany im idea-Interview v. 2.5.2012 nicht so geantwortet haben, wie nachstehend zu lesen ist:

 

Subject: ideaNews: “Evangelisation” statt “Gesellschaftstransformation” 02.05.2012

 

Warum kommt Mission so mühsam voran?

 

Wetzlar (idea) – Evangelisation kommt in Deutschland nur mühsam voran, obwohl sie sich die EKD seit der Leipziger „Missionssynode“ im Jahr 1999 auf die Fahne geschrieben hat. Woran liegt das? Dieser Frage geht der Leiter der größten Missionsaktion in Europa „ProChrist“, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), in einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) nach.

 

„Ich habe einen Verdacht: Die Begriffe Mission und Evangelisation werden inzwischen so weit gefasst, dass alles darunter fällt, was in der Kirche sowieso schon geschieht“, schreibt er. Tatsächlich böten Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Gemeindeveranstaltungen großartige Möglichkeiten – „wenn in ihnen die Einladung zum Glauben an Jesus Christus tatsächlich zur Sprache kommt“. Doch obwohl es sich der Bibel zufolge letztlich um eine Frage von „Leben und Tod“ handele, sei dies nicht immer gewährleistet, bedauert Parzany. In der evangelischen Diakonie und der katholischen Caritas arbeiteten über 950.000 Angestellte – also mehr als in der Automobilindustrie; und doch gebe es „nur eine Handvoll hauptamtliche Evangelisten“ in den landeskirchlichen Missionarischen Diensten. Parzany: „Weil ja alles in der Kirche ‚Mission’ ist, hat man die speziellen Dienste der Evangelisten schlicht abgeschafft. Wie tragisch!“

 

Kritik: „Transformation“ statt „Evangelisation“

 

Einen Mangel an evangelistischer Verkündigung macht der ProChrist-Leiter aber nicht nur in der Volkskirche aus; auch in den Freikirchen und pietistischen Gemeinschaften werde sie zunehmend vom Begriff „Gesellschaftstransformation“ abgelöst: Christen versuchen, dem Evangelium zum Durchbruch zu verhelfen, indem sie die Gesellschaft verändern. Parzany lehnt dieses Bemühen nicht rundweg ab, kritisiert aber die Zielvorstellung: „Wer meint, er würde durch diakonisches und politisches Handeln Relevanz in der Gesellschaft gewinnen und könnte dadurch dem Evangelium mehr Gehör verschaffen, der täuscht sich!“ Bei allen positiven Veränderungen, die aufgrund der Bekehrung Einzelner und des vorbildhaften Lebens der Gemeinden möglich seien, habe sich Gott die endgültige Transformation der Gesellschaft vorbehalten – „durch die Auferweckung der Toten, das Weltgericht und die Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde“. Darauf vertrauten Christen; sie handelten nicht aus der Vermessenheit heraus, dass sie das selbst schaffen könnten.

 

Ohne Christus in Ewigkeit verloren

 

Nach Parzanys Auffassung mangelt es den Christen zurzeit am Bewusstsein „über die Dramatik, dass alle Menschen ohne Jesus Christus in Ewigkeit verloren gehen, also von Gott getrennt und verdammt sind“. Ferner fehle „das Vertrauen in die Wirksamkeit des Wortes Gottes“. Der Glaube komme aus der Predigt (Römerbrief 10,17). Parzany: „Ein soziale Pantomime reicht daher nicht aus!“

 

Fundamentalismus-Keule gegen Evangelikale

 

Die Verkündigung dürfe sich nicht auf private Gespräche beschränken, denn die öffentliche Predigt signalisiere den Anspruch auf verbindliche Gültigkeit der christlichen Botschaft für alle Menschen. Doch das sei, so Parzany, „nach postmodernem Verständnis unerträglicher Fundamentalismus“. In den Massenmedien werde „immer kräftiger die Keule des Vergleichs von Evangelikalen mit islamistischen Fundamentalisten geschwungen“. Als Folge zögen sich viele Christen in private Nischen zurück. Das lehnt Parzany ab: „Wir brauchen neuen Mut, mit der Verkündigung der Guten Nachrichten in die Öffentlichkeit zu gehen.“

 

Wie ködert man das evangelikale Fußvolk? Natürlich nicht, wie schon erwähnt, indem man ihnen erklärt, man wolle jetzt mit der Geschäftsmissions-Bewegung zusammenarbeiten, sondern indem man zunächst noch die bekannten Vokabeln bemüht: Satan, Sündenfall, Kirche, Gottes Instrument, Wiederkunft Jesu, Herrschaft u.a.m. Das kommt bei den verspotteten Evangelikalen an. Ich denke da an einen Onkel meiner Frau, der nach dem II. Weltkrieg in die USA auswanderte und bei seinen Besuchen in Old Europe mit Blick auf die Leiter der Freikirchen in den USA von „Himmelskomikern“ sprach. Offensichtlich sind Evangelikalen doch nicht so dominant, wie sie es gern sein möchten, da kommt ein Dominionismus-Programm gerade recht. Schirrmacher erkennt das – wahrscheinlich wider Willen – ganz richtig:

 

Alle in einen Topf?

 

Aufs Ganze gesehen wirft Erdmann ungezählte Personen, Werke und Bewegungen in einen Topf. Darunter sind ausgezeichnete und problematische, theologisch konservative und progressive, rechte wie linke, kleine wie große. Er setzt sie alle gleich und verdammt sie, die Lausanner Bewegung und die Weltweite Evangelische Allianz, Reformierte wie Baptisten, John Stott als reformierter Vordenker wie Brian McLaren als Vorreiter der Emerging Church-Bewegung, missionarisch tätige Organisationen wie auf andere Ziele ausgerichtete Werke, wie das Micha-Netzwerk. Sie alle verfolgen nach Erdmann eigentlich dasselbe Ziel, die Gemeinde Jesu weg vom Evangelium hin zur Beeinflussung durch die Welt zu locken.

 

Auf eine geheimnisvolle Weise dienen sie alle dem gleichen Ziel, auch wenn, von außen betrachtet, sich eigentlich manche Gruppierungen gegenseitig ausschließen. Ich selber habe die Transformation in meinem eigenen Umfeld erlebt. Da werden formal noch fast die gleichen Predigten gehalten wie vor 30 oder 40 Jahren, und doch ist alles ganz anders. Da schreibt einer aus unseren Reihen in einem Buch „Kirche bei den Menschen“, das er nach einem Vikariat in den USA verfasst hat, man solle die Gemeinde völlig umkrempeln, und wer nicht mitmacht, für den solle man beten, dass er die Gemeinde verlässt und wenn das nicht hilft, ihn auffordern zu gehen. Und das sind keine nutzlosen Empfehlungen, sondern sie werden strikt befolgt, wie ich aus eigenem Erleben weiß. Warum aber „die da oben“ so handeln und so anders sind als früher, wissen die Gemeindeglieder zumeist nicht. Sie meinen, „der sei nun mal eben so“ oder „er sei eben anders“, vielleicht auch „das ist nun heute mal so, die Zeit geht eben weiter“. Das dahinter aber ein Programm steckt, wissen die meisten nicht,
und wenn man ihnen die Namen aufzählt, die Dr. Erdmann nennt, wissen sie damit nichts anzufangen, weil sie noch nie von ihren gehört haben.

 

Evangelikalismus eine Spielart der Esoterik?

 

Die evangelikale Bewegung ist für Erdmann rechts und links mit esoterischen Bewegungen aller Art verknüpft. Möglich wird das über Wortassoziationen. Weil etwa die Rosenkreuzer ebenso wie einige Evangelikale von einer „Zweiten Reformation“ sprechen, könne dahinter eigentlich nur das gleiche Anliegen stehen (S. 87).

 

Wahrscheinlich ist Schirrmacher viel zu sehr im Jet unterwegs, als dass er noch weiß, was in den Gemeinden gespielt wird. Er hat gewiss nicht mitbekommen, dass 2010 das „Jahr der Stille“ war. 50 Verbände, Werke und Gemeinden hatten sich zusammengeschlossen unter der Parole: „Das Jahr der Stille will helfen, Balance zu finden. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Ruhe. Gottes faszinierenden Lebensrhythmus entdecken, den er selbst in angelegt hat. Neue Impulse bekommen für das fruchtbare Wechselspiel von Aktion und Stille. Stille einbauen lernen in den ganz normalen Alltag von Beruf, Familie und Gemeinde“ (aus der Erklärung der Evangelischen Allianz.) Ich will das Thema hier nicht erschöpfend behandeln, nur soviel, diese Stille hat große Ähnlichkeit mit esoterischer Selbstversenkung und Loyola’schen Exerzitien (wie das auch in „Leben mit Vision“ zum Ausdruck kommt). Man muss einfach „so tun als ob“, die meisten werden gar nicht merken, was um sie herum und mit ihnen selber geschieht. Sie leben nicht ihren Glauben, sondern werden mit dem Glauben anderer gelebt.

 

Oder man betrachte das meditative Spielchen mit den „Stufen des Lebens“. Ob in Gemeinden oder Diakonissenhäusern, überall stößt man auf die Installationen aus Steinen, Kerzen, Blumen, Blättern und anderen, die „Fantasy“ anregenden Gegenständen, und da will uns Schirrmacher weismachen, Dr. Erdmann sehe Gespenster, wenn er von der esoterischen Verknüpfung der evangelikalen Szene spricht.

 

Und das Geschwätz von der „zweiten Reformation“ kommt einem überall entgegen. Mancher harmlose Evangelikale wird dabei noch dran denken, dass man das doch auch schon früher gesagt habe: „Wir brauchen eine neue Reformation!“ Und alle haben uneingeschränkt zugestimmt. Dass aber diese „zweite Reformation“ nichts mit ihren früheren Hoffnungen zu tun hat, entgeht ihnen dabei. Und die heutigen Befürworter meinen ja auch keine „zweite Reformation“ – ganz abgesehen davon, dass eine Reformation heute gar nicht möglich wäre – sondern sie meinen Transformation und missbrauchen das Wort und die damit traditionell verbundenen Hoffnungen. Überhaupt ist inzwischen eine völlig neue Sprache eingeführt worden, die eine Abkopplung vom bekannten Evangelium bewirkt. Ein Mitarbeiter der DMG, der in Ungarn an einer Bibelschule lehrt, hielt einen Gottesdienst in meiner Gemeinde und sprach unablässig von der Postmoderne, der sich die Gemeinde stellen müsse, wobei die meisten den Ausdruck wohl noch nie gehört hatten (ich höre als Echo: „Dann wurde es aber auch höchste Zeit“). Aber dies sollte der Impuls für „Emerging Church“ sein. Auf meine kritische Anfrage reagierte er erst nach einer zweiten Aufforderung unwirsch. Überall sind die „Missionare“ des Neoevangelikalismus unterwegs und verbreiten ihr „Newspeak“. Das Vokabular wird sukzessive ausgetauscht, und neue Sprache = neues Denken = anderes Evangelium.

 

Der Einsatz für die Armen

 

Erst auf S. 181 heißt es erstaunlicherweise, da Erdmann bis dahin kein gutes Wort über gute Werke im sozialen Bereich gesagt hat: „Evangelikale haben traditionell das Gebot der Schrift ernstgenommen, als ‚Salz‘ und ‚Licht‘ (Matth. 5,12–13) in der Welt zu wirken. Diese Worte besaßen, so Erdmann, ursprünglich keine dominionistische Färbung. Sie bedeuteten einfach, dass Christen durch individuelle oder gemeinschaftliche Wohltaten das Leben von Menschen positiv beeinflussen können. Dank eines heiligen und gerechten Lebensstils, der übereinstimmt mit einem biblischen Glaubensbekenntnis, können Christen auch in ihrer kulturellen Umgebung Gutes leisten.“ (S. 181).

 

Das ist wirklich erstaunlich, denn bis S. 181 klang es so, als wäre dem genau nicht so und als fiele schon das alles unter „Dominionismus“. Diese Worte könnten doch von der Micha-Initiative und praktisch allen von Erdmann angegriffenen Personen und Organisationen stammen.

 

Wie schon oben gesagt, geht es bei der Micha-Intiative um eine zentral gelenkte Aktion, nicht mehr die einzelne Missionsgesellschaft soll in ihrem Missionsgebiet diakonische Hilfe leisten, sondern durch die Allianz soll der Spendenfluss auf von dort ausgesuchte Projekte fließen. Und – zum wiederholten Male – sei daran erinnert, dass es gerade Schirrmacher war, der im „Ethik-Kodex für Evangelisation“ nur absichtsfreie soziale Hilfe zulassen will. Und hier – auch das sei noch einmal vermerkt – tut man sich viel darauf zugute, im Gleichschritt mit dem Milleniums-Projekt zu handeln. Wenn das kein Dominionismus ist, was soll es dann sein? Und Kay Warren, die Ehefrau von Rick Warren – dem Teilnehmer an den Weltwirtschaftskonferenzen von Davos – hat es ja deutlich gesagt, wie die Unterstützung in den Missionsgebieten – die es aber vermutlich bald gar nicht mehr geben wird – aussehen soll:

 

Kay Warren verwarf die Beibehaltung der Selbständigkeit der örtlichen Kirchen; ihrer Meinung nach sollten die Kirchen unter die Leitung größerer Agenturen gestellt werden, die über die Landesgrenzen hinaus tätig seien. Als Begründung führte Kay Warren im Interview das „dreibeinige Stuhlmodell“ von Management-Berater Peter Drucker an.

 

(GzM S. 197)

 

… sofort behauptet er (Erdmann), dass die „Gemeinnützigkeit“ nur vorgeschoben ist: „Blickt man allerdings unter die Oberfläche, erkennt man den Dominionismus.“ Alles ist „werbeträchtig“ darauf ausgerichtet, „die öffentlichen Meinungsmacher in der Welt positiv“ zu beeindrucken, und „neue ‚Rekruten‘ für die Armee der ‚Milliarde von freiwilligen Fußsoldaten‘ anzuheuern“ (S. 185). Und was ist sein Beweis für seine ungeheuerliche Aussage? Der lapidare Satz danach, nämlich dass Rick Warren die Micha-Iniative unterstützt. Also, wenn Rick Warren die Armutsbekämpfung unterstützt, kann sie ja nur falsch und seiner Gier nach Anerkennung geschuldet sein? Diese Logik überzeugt nicht.

 

Aber Rick Warren selber überzeugt, denn er hat die Behauptung aufgestellt, 2 Mrd. Christen in Marsch setzen zu wollen, um bis zum Jahr 2015 den Hunger in der Welt zu halbieren. Aber vielleicht liest Schirrmacher ja solche Mitteilungen vorsichtshalber nicht, damit das Abstreiten von Dr. Erdmanns Erkenntnissen nicht behindert wird. Natürlich kann man skeptisch sein, ob es Rick Warren gelingen wird, aber wenn er es schon so steif und fest behauptet, wird wohl „was dran sein“ – oder?

 

Fehlerhaft

 

Das Buch enthält viele Aussagen, für die ein Beleg fehlt oder die einfach falsch sind. So heißt es „Im frühen 21. Jahrhundert treten in evangelikalen Denominationen und parakirchlichen Institutionen unzählige Befürworter eines Staatskirchensystems auf und legen einen erstaunlichen Eifer an den Tag.“ (S. 27). Wer das denn so vertreten hat, wird nicht gesagt und konkrete Belege dürfte man wohl vergeblich suchen. (Ich will einmal ganz außer Betracht lassen, dass die Trennung von Kirche und Staat eine komplizierte, sich in jedem Land neu und anders darstellende Thematik ist, die man nicht wie Erdmann auf drei absolute Sätze reduzieren kann.)

 

Wie war denn das mit den Evangelisations-Kreuzzügen? Da wollten doch etliche – ich meine, es wäre „Campus für Christus“ gewesen oder/und „Operation Mobilisation“ mit der weltweiten Schiffsmission mit „Logos“ und „Doulos“ – oder /und die Satteliten-Mission von ??????? – die sich als Zielvorgabe das Jahr 2030 gesetzt hatten, die Welt vollständig missioniert zu haben. Was sollte denn das am Ende anderes bedeuten, als eine evangelikale Weltherrschaft? Niemand wird skeptisch, wenn sich Missionen große Ziele setzen, aber nach 2000 Jahre Christentum in einem Gewaltritt die Welt zu Christus bekehren zu wollen, ist denn doch wohl abwegig und weder durch die Hl. Schrift noch durch die Erfahrung gedeckt. Eine Missionsgesellschaft suchte die andere durch immer noch spektekulärere Aktionen zu überbieten. Man muss es wohl der amerikanischen Großmannssucht zuschreiben, aber keinesfalls dem Evangelium. Oder es steckt eben etwas ganz anderes dahinter, nämlich Christen zu Erfüllungsgehilfen einer ganz anderen Welteroberungsstrategie zu machen. Und anscheinend sind amerikanische „born again“ – aber inzwischen auch deutsche – nur noch zu motivieren, wenn das, wofür sie sich einsetzen, das Größte, das Bekannteste und „Faszinierendste“ ist. Natürlich wird man nicht propagieren: „Wir wollen die Weltherrschaft“, das würde auch die fundamentalistischen Evangelikalen zum Rückzug veranlassen, aber man kann die evangelikale Szene mit Weltbeglückungsparolen stimulieren. Was dann in geschlossenen Zirkeln verlautet, ist etwas anderes, da kann man schon deutlicher werden. Und genau das hat Dr. Erdmann in seinem Buch festgehalten. Schirrmacher lenkt dabei auf ein – für das Buch Dr. Erdmanns – nicht relevantes Thema ab, nach dem Motto: „Reden wir mal von was anderem.“:

 

Die wirklichen Probleme der evangelikalen Bewegung kennt und erwähnt Erdmann nicht

 

Selbstverständlich hat die weltweite evangelikale Bewegung mit ernst zu nehmende Problemen in ihren Reihen zu kämpfen. Wie sollte das bei mehr als einer halben Milliarden Menschen auch anders sein? Nur kann ich nicht ersehen, dass Erdmann irgendeines von ihnen wirklich kennt und seriös darstellt. Man denke an die kürzliche gemeinsame Stellungnahme der Lausanner Bewegung International und der Weltweiten Evangelischen Allianz gegen das „Health-and-Wealth-Gospel“. Dass Geld eine Wurzel allen Übels ist, auch in der Gemeinde, steht schon im Neuen Testament und die evangelikale Welt ist wie alle Christen natürlich nicht immun dagegen. Doch Erdmann behandelt das Wohlstandsevangelium nicht, sondern nur diejenigen, die Armut bekämpfen wollen.

 

Die wirklichen Probleme der evangelikalen Bewegung – wenn es denn die sind – nennt auch Schirrmacher nicht – sieht man vom „Maulkorberlass“ „Ethik-Kodex“ einmal ab. Er wirft das Stichwort „Health-and-Wealth-Gospel“ einfach als Ablenkungsmanöver in die Debatte, ohne dass bisher im evangelikalen Raum die Sache offen diskutiert worden wäre. Ganz im Gegenteil, Kritiker der Auftritte etwa von Joyce Meyer bei Bibel-TV bekommen zu hören, dass der Sender ohne die von ihr bezahlte Sendezeit gar nicht existieren könnte.

 

Machtmenschen gibt es überall und sie bedrohen auch gerade evangelikale Gemeinden, wie etwa Martina und Volker Kessler als Insider in ihrem Buch „Die Machtfalle‘ darstellen. Doch so etwas Konkretes samt Lösungsvorschlägen findet sich in Erdmanns Buch über „Macht“ nicht.

 

Ja, es ist schon erstaunlich, wo Schirrmacher Freund und Feind ausmacht. Er bezieht sich auf das Machwerk von Volker und Martina Kessler „Die Machtfalle“. Hier ein kleiner Ausschnitt aus der vor Schreibfehlern strotzenden Rezension bei „Irrglaube.parlaris.com“:

 

AUS DEM BUCH”DIE MACHTFALLE” MACHTMENSCHEN IN CHRISTLICHEN GEMEINDEN Machtfalle, Machtmenschen in der Gemeinde Ein Machtmensch wird eher die Gemeinde (Freikirche) oder das Werk opfern, als freiwillig auf Macht zu verzichten. Er wird zu immer stärkeren Mitteln greifen, gegebenenfalls auch lügen!!! obwohl er sich als Christ bekennt. Es kann auch sein, dass dem Machtleiter gar nicht bewusst ist, dass er die Unwahrheit sagt. Aufgrund seiner selektiven Wahrnehmung hält er seine Aussagen tatsächlich für die Wahrheit.

 

Das ist bereits in das Periodikum der Evangelischen Allianz eingeflossen:

 

… werfen wir einen Blick ins Vierteljahrsheft EiNS (Ausgabe 4/2011, S. 16), wo es heißt: “Macht und Einfluss in christlichen Gemeinden”. Es wird ein länglicher Exkurs darüber ausgeführt, ob nun in der Gemeinde Älteste gewählt werden dürfen oder nicht, über „Machtmissbrauch“ und „Machtverzicht“. Die Verfasser Martina und Volker Kessler berufen sich denn auch nicht auf die Bibel, sieht man von einer getürkten Zitierung ab, die sich auf 1. Mose 1,26 bezieht: „Der Mensch hat Macht, weil Gott ihn so gemacht hat. Von daher kann Macht nicht grundsätzlich schlecht sein.“ Von dort aber wo im NT von Macht- und Machtmissbrauch die Rede ist, in 2. Kor.1,24 etwa, liest man nichts: „Nicht, dass wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr stehet im Glauben.“ (Auszug aus Vortrag von G. M.)

 

Machtmissbrauch im traditionellen Sinne wird vor allem von jenen beklagt, die den Neoevangelikalismus noch nicht in allen evangelikalen Gemeinden verwirklicht sehen. Und da gibt es den stillen oder offenen Zweikampf um dessen Durchsetzung, wie ich aus eigenem Erleben weiß. So dient die Klage vor allem der Umsetzung der methodischen Vorherrschaft, die auf örtliche Autoritäten verzichtet und sich auf ferne Alpha-Tiere beruft, die spektakuläre Ideen und Programme – vor allem in den USA – entwickeln und zur Vorlage für die Weltgeltung machen. So dient das Kessler-Buch vor allem der strategischen Durchsetzung solcher Thesen und Programme, was ja ohne weiteres einsehbar ist, da er Leiter der neuen „Führungsakademie“ ist. Die „Akademie für christliche Führungskräfte“ ist eine Dependance der Universität Südafrika – an der auch Johannes Reimer, Missionswissenchaftler der Bibelschule Ewersbach (FeG) lehrt. Sie wurde von einem Stiftungsrat unter Vorsitz des pfingstlerischen Unternehmers Schock, Schorndorf, gegründet.

 

Hat je einer in unseren Gemeinden gewusst, dass die Evangelikalen in den USA so in das politische Geschäft verwickelt waren, wie es der Bericht in Zeit-Online zeigt? Und sie haben eine doppelte Kehrtwendung vollzogen, bestehen auf der Trennung von Staat und Kirche, wenden sich von den

 

Demokraten ab und beschweren sich gleichzeitig über zu wenig Engagement gegenüber dem Kommunismus und wenden sich den Republikanern zu. Während wir in Deutschland schon unsere Stirn in Falten legen, wenn sich der Allianz-Hauptvorstand mit der Bundeskanzlerin trifft, wird offensichtlich in den USA von den Evangelikalen ganz ungeniert Politik gemacht. Wo ist die Grenze, was sind die Ziele, wer bestimmt, was wo verfolgt und unterstützt werden soll? Es wird also Macht ausgeübt von Leuten, die von niemandem dazu beauftragt wurden. Die Gemeinde wird dazu nicht befragt. Das ist viel gravierender, als wenn hierzulande die Gemeinde von einem Eigenbrödler geleitet wird. Das ist Dominionismus pur.

 

Zeit – Online 13.11.2011

 

Christentum Die neuen Evangelikalen (Seite 2/3):

 

Die neuen Evangelikalen sind für eine Trennung von Kirche und Staat

 

Zweimal vollzogen die Evangelikalen im 20. Jahrhundert eine konservative Wende. Die zweite, in den 1960er Jahren, war eine Reaktion auf die von ihnen so empfundene moralische Feigheit in der Außenpolitik. Sie fühlten sich provoziert von linken Antikriegsprotesten und der mangelnden Bereitschaft, den Kommunismus zu bekämpfen. Mit dieser Kehrtwende reagierten sie auch auf die Innenpolitik Lyndon B. Johnsons, dessen Bürgerrechtsprogramme und Armutsbekämpfung sie als falsche »Almosen« ansahen. Als dann noch die grellen Hippies kamen, schlossen sich die Evangelikalen vollends den Republikanern an, um die Nation vor dem moralischen Abstieg zu bewahren.

 

Aus einem Vortragsmanuskript von G. Meskemper zum Buch von Dr. Erdmann:

 

Rick Warren nimmt für sich die Autorität des frühkirchlichen Bischofs in Anspruch, indem er von seinen Anhängern verlangt, „nie etwas Kritisches über sein Programm ‚Leben mit Vision’ zu sagen“ (GzM S. 29) Ein Teilnehmer des alljährlichen Managertreffens von Davos, Felix Salmon, schreibt in „Market Movers“:

 

http://nuntia.info/wordpress/archives/77

 

Rick Warren und Brian McLaren auf dem WEF in Davos

 

„Davos-Überraschung: Rick Warren

 

Die bisher größte Überraschung für mich in Davos war … Rick Warren. Da ich ein kosmopolitischer, atheistischer Typ bin, habe ich natürlich von ihm gehört, dachte aber, er sei nur der Autor eines sich gut verkaufenden Selbsthilfebuchs und Pastor irgendeiner großen Kirche. Es war mir allerdings nicht bewusst, dass er schon jahrelang nach Davos kommt und dass die Herrscher des Universums – und Zyniker – auf seinen Charme [magic] genauso ansprechen, wie seine Kirchenmitglieder zuhause.

 

‚Wenn Sie ein globaler Leiter sind, müssen sie sich bewusst machen, dass die Verweltlichung nicht die Zukunft der Welt bestimmen wird,’ sagte er [Rick Warren] in einem Diskussionsforum über „Glaube

 

und Modernität“, das Tony Blair moderierte. ‚Der Einfluss der Religion wird zunehmen, nicht abneh-men. Dies mag ihnen nicht gefallen, aber so wird es nun einmal sein.’“

 

Market Movers, von Felix Salmon

 

Wie soll eine freiheitlich geistliche Gemeinde- und Allianzarbeit möglich sein, wenn man über Führungskongresse die Transformationale Führung installiert, die nach ihrem Erfinder Kurt Lewin (WIKIPEDIA) zu dem nachstehenden Verhaltensmuster führen soll?

 

Der Begriff Transformationale Führung bezeichnet ein Führungsmodell, bei dem die Geführten Vertrauen, Respekt, Loyalität und Bewunderung gegenüber der Führungskraft empfinden und dadurch überdurchschnittliche Leistungen erbringen

 

Ach ja, da fällt mir noch ein, dass in unserer Stadt ein neuer evangelikaler Pastor agiert, der als eine der ersten Amtshandlungen die Bibeltreuen in seinem Kirchenvorstand an die Luft setzte und seine Vorstellungen von Gemeindearbeit mit angeblichen Beauftragungen durch den Heiligen Geist durchsetzte: „Der Geist hat mir gesagt…“ Wer will dagegen noch etwas sagen, wenn es doch „der Geist“ gesagt hat. Die Jungen sind begeistert, und die Alten sind frustriert, sie verlassen die Gemeinde und sind – weil es in den anderen evangelikal geprägten Gemeinden ähnlich zugeht – heimatlos. Dabei ist mit Händen zu greifen, dass der Betreffende seine Starrköpfigkeit mit dem „Heiligen Geist“ bemäntelt. Aber diesen Typus meinen die Kesslers gewiss nicht. Wir haben keine echten geistlichen Autoritäten mehr, deren Wort Geltung hätte, sondern „Glaubens-Manager“, die ein organisiertes Bekehrungsritual und ein daraus folgendes Gemeindemanagement betreiben. Es handelt sich um die Dominanz der Methoden, die unter Gruppendruck (Team) durchgesetzt werden.

 

Dann versucht Schirrmacher den Einfluss der führenden Amerikaner im internationalen Zusammenspiel der Evangelikalen herunterzuspielen: Man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass Schirrmacher von der Strategie und dem sie ermöglichenden Netzwerk nichts versteht oder …

 

Wenn man sich die vier Hauptzweige des „Dominionismus“ anschaut und die Personen, die Erdmann als ihre Hauptvertreter anführt (C. P. Wagner, Billy Graham, Bill Bright, Rick Warren, Bill Hybels, Brian McLaren, Erwin McManus), muss man zu dem Schluss kommen, dass Erdmann 1. den amerikanischen Evangelikalismus mit dem internationalen verwechselt und international den Einfluss großer Namen und ihrer jeweiligen „Ministries“ stark überschätzt. In den USA stehen solche Namen neben einer Vielzahl anderer „big guys“, er nennt ja vor allem diejenigen, die sehr stark auch in Deutschland engagiert und bekannt sind. (S. 8)

 

Es mag sein, dass bei den großen Kongressen auf internationaler Ebene die Evangelikalen aus den Entwicklungsländern dominanter erscheinen, als die Vertreter der evangelikalen „Stammländer“ USA und Deutschland. Dennoch treten gerade die Neo-Altevangelikalen als Sinngeber mit ihrer „Leitkultur“ auf, wie Schirrmacher durch sein weltweites Engagement selber deutlich macht.

 

Und wer immer einen Verantwortlichen der Weltweiten Evangelischen Allianz fragt, wird als Problem Nummer 1 zu hören bekommen, dass die durchschnittliche Bibelkenntnis unter Evangelikalen bedrohlich abnimmt. Doch zu all dem sagt Erdmann nichts, schon gar nicht, wie man diese Probleme überwinden kann. (S. 8)

 

Statt also solche Fragen anzusprechen, behauptet Erdmann, Kernproblem sei, dass die evangelikale Bewegung ihren evangelistischen Schwung verloren hätte. (S. 8)

 

Mit diesen beiden, kurz aufeinander folgenden Sätzen führt sich Schirrmacher selber ad absurdum. Anstatt dass die Evangelische Allianz darauf den Finger legt und durch begleitende Kulturkritik am humanistischen Denk- und Menschenbild das Problem angreift, gibt man sich alle Mühe, zeitgemäß zu erscheinen, in Vokabular und Methoden es der Welt gleichzutun, möglichst noch, ihr einen Schritt voraus zu sein, wie das Programm des Dominionismus zeigt. So spielt Schirrmacher denn auch die Kohabitation der WEA mit der UNO herunter und stellt Dr. Erdmann als uninformiert hin, wenn er schreibt:

 

Dass der UN-Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz für den Einsatz der Ausgangspunkt die stark wachsende Zahl von Christen in Armutsregionen gewesen und die Einsicht, dass sie am besten wissen, wie man mit Unterstützung reicherer Kirchen und Länder Armut vor Ort konkret bekämpfen kann. (S. 8)

 

Dagegen hat Dr. Erdmann die Zusammenhänge sehr deutlich klargelegt (GzM S. 106-108)

 

Wie war es möglich, dass ein neoevangelikaler Missionloge wie Jay Gary sich mit der berühmten einflussreichen Schlüsselfigur der New-Age-Bewegung, Robert Muller, abgab? […] Gary gründete 1991 das „Bimillennial Global Interaction Network 2000“ (B.E.G.I.N.). In seiner Broschüre beschreibt er B.E.G.I.N. wie folgt:

 

[…] ein globales Netzwerk von Gruppen und Personen, die sich gemeinsam darum bemühen, dass das Jahr 2000 als ein planetarisches Jubeljahr von der ganzen menschlichen Familie zelebriert wird.

 

Robert Muller wurde als einer der drei Leiter der Organisation B.E.G.I.N. aufgeführt und in der Broschüre als „Schlüsselperson“ gekennzeichnet. […]

 

Im Anschluss an diese „Schlüsselperson(en)“ setzt Gary „Schlüsselwörter“, die auf Deutsch Folgendes bedeuten: zweitausendjährig, zukünftige Zivilisation, Vernetzung, Solidarität, glo-bal, Jubeljahrfeiern, „mega“. Deutlich erkennbar ist Garys Übernahme von Begriffen, die Muller in seinen Büchern für wichtig erachtet. […]

 

Robert Muller, der ehemalige Vize-Generalsekretär der Vereinten Nationen und theosophischer Futorologe, arbeitete oft mit dem evangelikalen Leiter Jay Gary zusammen.

 

1993 stellte Muller in Chikago vor dem „Parlament der Weltreligionen“ einen Plan von einer „Weltagentur der Spiritualität“ vor. […] Im Vordergrund sollten der Fortschritt, die fortschreitende Bildung, die „erleuchtete Demokratie“ und die Transzendenz stehen. Der Mensch sollte in die Verantwortung genommen werden, eine „umfassende, vorwärts schreitende „kosmische Evolu-tion des Planeten Erde“ voranzutreiben. […]

 

Muller forderte, dass die neue „Weltagentur der Spiritualität*“ die „Riten“ aller Weltreligionen praktizieren sollte. (*Spiritualität, eine Vokabel im Wortschatz der Politiker, z.B. von Angelika Merkel)

 

Und so argumentiert Schirrmacher auf der ganzen Linie mit Unterstellungen und aus dem Zusammenhang gerissenen Sätzen. Da Schirrmacher viel weiter bekannt ist und sich als „Fachmann“ in „allen Fragen des Lebens und des Glaubens“ geriert, „wird er wohl Recht haben“. Wer unterzieht sich schon der Mühe nachzuprüfen, ob das wirklich alles stimmt, was er so schreibt.

 

Ad personam: Wasser predigen und Wein trinken

 

Normalerweise ist mir eine Argumentation ad personam zuwider. Ob ein Autor Recht hat, hängt nur bedingt mit der Frage zusammen, ob er selbst entsprechend lebt. Wer ad personam Erdmann nichts hören möchte, kann diesen kleingedruckten Teil ohne Verlust überspringen. Aber da Martin Erdmann seine These über weite Strecken darauf aufbaut, welche Personen mit wem zusammenarbeiten, wo sie gesprochen haben, und viel aus dem Leben evangelikaler Leiter erzählt, interessiert der Glaubwürdigkeit halber, inwieweit er sich selbst von den kritisierten Personen unterscheidet. Erstaunlicherweise eigentlich nicht. Oder anders gesagt: Wäre Erdmann nicht gerade Autor des Buches, wäre es leicht, ihm im Duktus seines Buches des „Dominionismus“ zu überführen, den er bei so vielen anderen findet.

 

So wirft er anderen vor, um der Akzeptanz in einer säkularen Umwelt willen keine klare biblische Sprache mehr zu sprechen. Man müsse immer und überall biblisch verkündigen und dürfe sich weder um einer größeren Akzeptanz willen anpassen, noch gesellschaftspolitisch aktiv sein. Martin Erdmann arbeitete selbst bis vor kurzem als „Senior Scientist“ am Universitätsspital Basel im Bereich der Ethik der klinischen Nanomedizin (S. 7). Liest man seine Texte und Veröffentlichungen dazu, erfüllen sie genau den Tatbestand dessen, was er kritisiert. … Und was ist ein Theologe, der zur Ethik der Nanomedizin forscht, anderes als ein Theologe, der versucht, die Gesellschaft zu beeinflussen? (S. 9)

 

Man staunt nicht schlecht, wenn man sieht, wie Schirrmacher Äpfel mit Birnen vergleicht. Ein Arbeitsauftrag im Rahmen eines Klinikums ist ja wohl etwas grundlegend anderes als eine evangelikale Anbiederung an die Großen der Macht. Was im Blick auf die Verkehrtheiten dieser Welt gilt, gilt gewiss auch im allgemeinen Sinne, wenn es im 1. Kor. 5,9-10 heißt: „9 Ich habe euch geschrieben in dem Briefe, daß ihr nichts sollt zu schaffen haben mit den Hurern. 10 Das meine ich gar nicht von den Hurern in dieser Welt oder von den Geizigen oder von den Räubern oder von den Abgöttischen; sonst müsstet ihr die Welt räumen.“ Die Gemeinde Jesu ist nicht die Hilfstruppe der Macht und der Mächtigen, auch wenn das über fast 2000 Jahre immer so war. Die „geistliche Unterstützung“* bei der Verteidigung des deutschen – oder englischen oder französischen – Vaterlandes war in den zurückliegenden Jahrhunderten ebenso „normal“, wie die heute eingeforderte Unterstützung der Weltpolitik bei der Kaschierung von Hunger und Kriegsfolgen. Wieso machen die führenden Evangelikalen nicht den Konflikt offenbar, der zwischen dem „Friedensgesäusel“ der UNO und der Realität klafft? Es hat in den Jahren zwischen dem II. Weltkrieg und heute kein Jahr ohne gravierende kriegerische Auseinandersetzung gegeben. Und wenn fern – nicht mehr in der Türkei, sondern in Afrika – „die Völker aufeinander schlagen“, dann sind in fast

 

allen Fällen westliche Interessen der Auslöser, ob in Uganda oder im Kongo, ob beim „arabischen Frühling“ in Nordafrika oder im Syrien-Konflikt. Von aufregenden Einsprüchen der Welt-Allianz hört man nichts. Es drängt sich der Verdacht auf, dass durch die angemahnte Hungerhilfe für die Armen das evtl. noch vorhandene Kritikpotential unter den Evangelikalen absorbiert werden soll. Solange die Gemeinden mit Hilfsaktionen beschäftigt sind, kommen sie nicht auf den Gedanken, dass am System etwas nicht stimmen könnte. Sie werden durch die ständigen Spendenaufrufe sediert. Damit soll keineswegs die diakonische Hilfe im Rahmen der jeweiligen Missionsgesellschaft kritisiert werden, wohl aber der Vereinnahmung zum sozialen Engagement durch den zentralen Apparat der WEA.

 

*(„Welch eine Wendung durch Gottes Fügung“, auf einem Spruchband am Brandenburger Tor nach dem Sieg 1871 über Frankreich)

 

Wenn es nicht zum Aufschrei der Atheisten und Humanisten kommt, stimmt etwas nicht, wobei das Gemosere der Linksgrünen und sogenannten „Ethnologen“ gegen die Aktivitäten von World-Vision nicht vergessen werden soll. Aber ich denke dabei an die Gründung der Bremer Bekenntnisschule. Als der Bremer Senat am 15.1.1979 zur Genehmigung schreiten wollte, lag rechtzeitig ein Protestschreiben von 25 Bremer Pastoren vor, in dem sie sich über die zu erwartende Genehmigung beschwerten (unser HErr antwortete mit der Losung am Tag der Genehmigung (22.1.1979) aus Ps. 118,22 „22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“) Bekenntnisse – so meinten diese Herren „Pastoren“ – hätten heute nicht „religiös“, sondern politisch zu sein. Die von uns angestrebte Bekenntnisschule sei ein Rückschritt. Dergleichen hat man bis heute aus der gleichen Ecke im Blick auf islamische Forderungen, etwa nach gleichgestelltem Religionsunterricht oder der Etablierung islamischer Feiertage nie gehört. Aber auch die Allianz ist in diesen Punkten brav.

 

Die kritische Aufarbeitung des Schirrmacherschen Kommentars könnte noch durch viele weitere Beispiele belegt werden, der Verfasser verzichtet darauf. Auch auf die in Schirrmachers Replik aufgeführten Kommentare werden wir nicht mehr eingehen. G. Meskemper, 25.8.2012

 



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Sollen Christen die Welt verändern?

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Tobias Faix vs. Dr. Martin Erdmann

Tobias Faix vs. Dr. Martin Erdmann

Was ist die erste Aufgabe von Christen – für das Seelenheil zu sorgen oder die Gesellschaft zu verändern und soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen? Über diese Frage ist eine neue Debatte unter Evangelikalen entbrannt. Die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) lud zwei Theologen zum Streitgespräch ein: den Gründer und Leiter des Schweizer Verax Instituts, Martin Erdmann (Beatenberg), und den Leiter des Studienprogramms Gesellschaftstransformation am Marburger Bildungs- und Studienzentrum, Tobias Faix.

Erdmann ist Autor des Buchs „Der Griff zu Macht. Dominionismus – Der evangelikale Weg zu globalem Einfluss“. Er kritisiert darin das „Weltverbesserungsstreben“ evangelikaler Gemeinden als „Irrweg“. Nach seinen Worten hat die Gemeinde vor allem den Auftrag, das Heil in Jesus Christus zu verkündigen. Alles andere sei zweitrangig. Die Versöhnung zwischen Gott und Mensch lasse sich nicht auf gesellschaftliche Strukturen übertragen. Erdmann: „Ein Christ wird sich in der Kraft Gottes selbstverständlich auch der sozialen Nöte seiner Mitmenschen annehmen. Aber es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, weltliche Strukturen zu ändern, Regierungen auszutauschen oder soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.“ Erdmann sieht in der evangelikalen Szene ein „erschreckendes Machtstreben“. Dort gebe es ein Programm, die Gesellschaft zu „transformieren“, also umzuwandeln. Erdmann: „Die Evangelikalen unterscheiden sich heute kaum noch vom liberalen Christentum.“

Kontra: Persönliches Heil nicht vom sozialen Einsatz trennen

Diesen Aussagen widersprach Faix. Er ist Mitherausgeber des Buches „Die Welt verändern. Grundfragen einer Theologie der Transformation“. Darin setzt er sich für den Einsatz von Christen in der Gesellschaft ein. Laut Faix ist das persönliche Heil nicht vom Einsatz gegen soziale Ungerechtigkeit zu trennen. Einer der Gründe für die derzeitige Krise der Christenheit sei die einseitige Betonung der Verkündigung. Christen müssten jedoch auch den Armen dieser Welt helfen. Wer auf den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit verzichte, nehme dem Evangelium einen wichtigen Teil. Faix: „Gemeinden sollten das Evangelium leben und sich fragen: Wo besteht an meinem Ort die größte Not? Für diese Not sollten wir Verantwortung übernehmen und versuchen, den Menschen ganz praktisch zu helfen.“ Ein völlig unpolitisches Evangelium sei ebenso gefährlich wie ein Evangelium, das sich in der Politik auflöse.

Foto: Tobias Faix (links) und Martin Erdmann (idea/Bannach).
(Quelle IDEA-Spektrum)



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Dominionistische Führer kommen zusammen (Kommentar)

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(Kategorie: Stimmen aus der “Welt”)

Anmerkung und Kommentar.: Ich halte es für überaus bemerkenswert, dass weltliche Menschen bzw. Menschen die Jesus Christus nicht als ihren Erlöser anerkennen, die Gefahr des Dominionismus klarer vor Augen sehen, als die überwiegende Mehrzahl der Christen (und Namenschristen). Aus diesem Grund habe ich mich bei der Strukturierung dieses Internetauftritts dafür entschieden separat die (Presse)Stimmen dieser Welt in einer eigenen Kategorie zu hinterlegen. Wozu ? Offensichtlich sehen die Welt-Menschen, zumindestens in den Vereinigten Staaten, die Gefahr der Kollaboration zwischen Politik, Wirtschaft und religiösen Extremisten, auch wenn sie letztere nicht klar unterscheiden können, deutlich vor Augen und warnen und warnen wieder. Das sollte uns Christen aus unserem “Dornröschenschlaf” rütteln und sehr zu denken geben, dass wir eine eigene Positionierung zu diesem weltumfassenden Phänomen finden und die Ambivalenz und Trägheit aufgeben um diesem falschen Christentum des Abfalls deutlich und klar entgegenzutreten !

(Autor: S. Schad 07.01.2013 www.dominionismus.info)

Dominionistische Führer kommen zusammen

Brian Tashman, Right Wing Watch, 27.7.12: Religiöse Rechte und Dominionistische Führer kommen (wieder) für „Amerika für Jesus“ zusammen [Auszüge] – Zurück im Februar berichteten wir, Pastor Anne Gimenez sei dabei, die Washington für Jesus Kundgebung zu wiederholen, die sie mit ihrem verstorbenen Mann, Bischof John Gimenez anführte. Die neue, Wahlorientierte Gebetskundgebung namens Amerika für Jesus soll in Philadelphias Independence Mall im September stattfinden und hat bereits die Unterstützung von rechts außen Dominionisten einschließlich Cindy Jacobs, Lou Engle, Jim Garlow und Harry Jackson.

Bischoff John & Pastor Anne Gimenez

Bischoff John & Pastor Anne Gimenez

Die jüngste Werbung erwähnt Unterstützung nicht nur von New Apostolic Reformation Führern wie Che Ahn, Rick Joyner, Chuck Pierce, Doug Stringer und Barbara Yoder, sondern auch von David Barton von den WallBuilders, Tony Perkins vom Family Research Council und Mat Staver vom Liberty Counsel. Sogar die Televangelisten Kenneth Copeland, Gordon Robertson und John Hagee haben das Ereignis unterstützt.

In Werbematerialien verwenden die Organisatoren des Ereignisses eine Sprache, die eng an den Sieben Berge Dominionismus anlehnt, der konservative Christen aufruft, Oberherrschaft über die sieben Sphären der Gesellschaft zu ergreifen: Familie; Kunst und Unterhaltung; Geschäftsleben; Erziehung; Religion und Kirche; Medien; und Regierung. Sie dilettieren auch in revisionistischer Geschichte der Christlichen Nation, und verwenden zwei gefälschte Zitate, die den Gründungsvätern George Washington und James Madison zugeschrieben werden.



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Die Neo-Kuyperianischen Sphären – Dr. Martin Erdmann

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(Quelle www.kfg.org)

Dr. Martin Erdmann

Dr. Martin Erdmann

[Auszug]
…”Wenn nun C. Peter Wagner öffentlich mit seinem Dominionismus in den Vordergrund tritt und gewisse Gefolgsmänner in seinem „apostolischen Weltreich“ diesen „Sphären“ zuordnet, wird es Zeit, dass man davon Kenntnis nimmt und versucht zu begreifen, was sich hinter all diesem Bemühen verbirgt. Die Konsequenz aus der Anwendung der Lehren Kuypers kann nichts weniger als ein umfassender Despotismus im Namen Christi sein.” (Dr. Martin Erdmann)

pdfredDie Neo-Kuyperianischen Sphären – Dr. Martin Erdmann

 

 



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TOP-Artikel: Die systematische Verführung durch die evangelikale Machtelite (www.veraxinstitut.ch / Dr. Martin Erdmann)

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Die systematische Verführung durch die evangelikale Machtelite

(Quelle: www.veraxinstitut.ch / www.verax.ws)

Einleitung

von Dr. Martin Erdmann

Jeden Februar wiederholt sich seit fast 60 Jahren das Spektakel: einflussreiche Personen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus der ganzen Welt fühlen sich hoch geehrt, wenn sie zum Nationalen Gebetsfrühstück nach Washington eingeladen werden. Initiator dieses Anlasses ist eine Organisation, die den wohlklingenden Namen „The Family“ – „die Familie“ hat. Auch unter dem Namen „Fellowship“ – „Gemeinschaft“ tritt diese Organisation auf. Bislang ist das Nationale Gebetsfrühstück das einzige Ereignis, bei dem sie öffentlich in Erscheinung tritt, denn sie zieht es vor, im Hintergrund zu handeln. In diesem Artikel wird ihr Anliegen und ihre weltweite Ausrichtung beschrieben sowie ihr Einfluss auf die Evangelikalen aufgezeigt.

Punkt 1: Evangelikale öffnen sich anderen Weltreligionen
Punkt 2: Evangelikale arbeiten mit anderen Weltreligionen zusammen
Punkt 3: „The Family“ – die Hauptakteurin in der Zusammenarbeit

Wenden wir uns Punkt 1 zu:

1. Evangelikale öffnen sich anderen Weltreligionen
3500 Personen aus aller Welt versammeln sich jährlich Anfang Februar im „International Ballroom“ des Washingtoner Hilton Hotels, um am Nationalen Gebetsfrühstück teilzunehmen. Die anwesenden Regierungsbeamte, Industriekapitäne und Personen jeder Couleur repräsentieren 160 Nationen der Welt. Sie folgen der Einladung von Freunden in der Erwartung, alte und neue Bekanntschaften zu machen. Jedes Mal aufs Neue ist es ein einzigartiges Ereignis.
Dwight D. Eisenhower ließ sich 1953 als erster amerikanischer Präsident dazu überreden, diese Zusammenkunft einzuberufen, obgleich er zunächst Bedenken hatte, wie sich das Prinzip der Trennung von Staat und Religion mit der Zielsetzung dieses Gebetsfrühstücks vereinbaren ließe. Um diesem Dilemma aus dem Weg zu gehen, untersagte er die Direktübertragung der Festrede im Radio und Fernsehen. Die Gastgeber sind abwechselnd entweder zwei Abgeordnete des Repräsentantenhauses oder des Senats. Am Programm der Veranstaltung selbst nehmen jedoch bis zu zehn Senatoren und Repräsentanten sowie der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten und hohe Würdenträger anderer Nationen teil. Trotz seines moslemischen Glaubens ließ sich König Abdullah II von Jordanien nicht davon abhalten, einmal die Festlichkeit mitzugestalten. Peinlichst genau wird darauf geachtet, dass unter den eingeladenen Gästen eine ausgeglichene Anzahl von Demokraten und Republikanern anwesend ist, damit der Veranstaltung keine parteipolitische Voreingenommenheit nachgesagt werden kann. Der Höhepunkt ist die Ansprache einer oder mehrerer prominenten Persönlichkeiten. In der Vergangenheit trat meistens Billy Graham als Hauptredner auf, mittlerweile werden berühmte Personen aus Politik, Showbusiness und Wohltätigkeit eingeladen, die Festansprache zu halten. Beim 42. Nationalen Gebetsfrühstück 1994 stand beispielsweise Mutter Teresa mit ihrem Anliegen für die Linderung der Armut in der Welt im Mittelpunkt. Tony Blair, der ehemalige Premierminister von Großbritannien, sprach 2009 über die Zielsetzung seiner Stiftung TonyBlairFaithFoundation . Ihm war es wichtig, dass sich junge Anhänger der Weltreligionen gegenseitig respektieren und mit dem nötigen Verständnis über andere Religionen aufeinander zugehen. Dieses Jahr teilte Präsident Obama interessante Gedanken über die Rolle des Glaubens in seinem persönlichen Leben und in der Gesellschaft mit.
Obgleich das Nationale Gebetsfrühstück den Anstrich einer christlichen Veranstaltung trägt, verwandelte sich sein religiöser Charakter seit einigen Jahren in eine Art Ökumene der Weltreligionen im Kleinen. Würdenträger aus den drei Hauptreligionen Islam, Judentum und Christentum treffen sich zum gemeinsamen Essen und Gebet. Beobachter der Szene behaupten deshalb zu Recht, dass dieses Frühstück nicht mehr eine Zusammenkunft allein von Christen sei, sondern ein Ort der Begegnung von Glaubensanhängern der wichtigsten Religionen. Die Veranstalter fördern dieses sich Öffnen und Zugehen auf Personen mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen, bestehen aber weiterhin darauf, dass alles Dargebotene und Gesprochene im Namen Jesu geschehen müsse.
Das Nationale Gebetsfrühstück ist ein Beispiel für die Öffnung der Evangelikalen gegenüber anderen Religionen. Wenn Evangelikale mit anderen Religionen zusammenarbeiten, gehen sie einen wesentlichen Schritt weiter. Das beleuchten wir im zweiten Punkt:

2. Evangelikale arbeiten mit anderen Weltreligionen zusammen
Im Mai 2006 fand das „Forum der Religionen“ in San Francisco, Kalifornien, statt. Es nahm auch der Dalai Lama teil. Der geistliche Führer des Tibetanischen Buddhismus kam der Bitte des prominenten Imams Seyed Mehdi Khorasani nach, ihm bei der Gründung der „Vereinten Nationen der Religionen” zu helfen. Das Ziel dieser Organisation ist es, der extremistischen Gewalt in der Welt entgegenzutreten. Ein Aufruf der Zusammenarbeit erging an die Führer aller Religionen, um mit der moslemischen Glaubensgemeinschaft eine Lösung für den Frieden zu finden. Die gemeinsame Grundlage ist der Wunsch nach Frieden. Auch Tim Timmons beteiligte sich als Repräsentant des Christentums an diesem Forum . Er nutzte die Gelegenheit, um die Chancen einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Dalai Lama und anderen Religionsvertretern auszuloten. Mit Nachdruck rief er christliche Führungskräfte auf, sich zusammen mit Würdenträgern anderer Religionen für den Weltfrieden einzusetzen. Es gebe noch viel zu tun, um alle Religionen zu vereintem Handeln zu bringen. Denn nur im Finden einer gemeinsamen geistlichen Grundlage könnten die Weltprobleme gelöst werden.
In der Heiligen Schrift lehrte Jesus Christus eine Botschaft der Exklusivität, indem er sich selbst als einzigen Weg zu Gott ausgab (Joh. 14, 6). Doch die angeblich „christliche” Botschaft, die Tim Timmons auf dem Forum in San Francisco den Vertretern der Weltreligionen im Namen Jesu zurief, ist eindeutig vom Universalismus gekennzeichnet. Universalismus bedeutet, dass alle Wege zum Heil führen. Timmons ist als Repräsentant der evangelikalen Christenheit Amerikas vielerorts eine wohl bekannte Größe. Sein Anliegen ist, als „Christ” mit Buddhisten, Muslime, Hindus und orthodoxen Juden zusammenzuarbeiten, um den Weltfrieden zu bewahren. Gleichzeitig empfiehlt er den Christen, die Anweisungen des Dalai Lamas bereitwillig zu befolgen. Sich selbst bezeichnet er als einen „unnachgiebigen Nachfolger von ‚ Jesus und nichts weiter‘ [englisch: Jesus Plus Nothing]“. Seine Glaubensüberzeugung umschrieb er folgendermaßen: „Da Jesus nicht [alleiniger] Besitz der Christen oder des Christentums ist noch an irgendein System des Erlaubten und Verbotenen gebunden ist und in seiner Zuwendung allen Menschen gegenüber niemanden ausschließt, sondern sie alle miteinbezieht, ist es angebracht, Grüße in seinem Namen bei dieser Veranstaltung auszusprechen.“ Die bei diesem interreligiösen Forum versammelten Gäste waren erstaunt, als sie hörten, dass die Welt nicht mehr Liebe benötige, sondern mehr Täter der Liebe – Liebe in Aktion. Timmons sagte, dass diese Erkenntnis die wichtigste Lektion gewesen sei, die er seit seiner Hinwendung zu Jesus gelernt habe.
Anschließend übermittelte Timmons Grüße von Doug Coe. Dank seiner Vermittlung sei es möglich gewesen, ein umfangreiches Bauprojekt von Häusern in der Residenz des Dalai Lama durchzuführen, sodass nun mehr als 1200 der Ärmsten aller Armen im nördlichen Indien eine Behausung haben. Timmons betonte, dass dieses Projekt an keine Bedingungen geknüpft war. Es sei ein gutes Beispiel für ein Projekt der Liebe gewesen. Im Namen Jesu habe es die Organisation „The Family“ durchgeführt. Doug Coe, dem Leiter dieser christlichen Organisation, wollte Hand in Hand mit der buddhistischen Gemeinde vor Ort zusammenarbeiten.
Timmons machte den Forumsteilnehmern mit Nachdruck deutlich, dass sie sich eifrig in der Verbreitung von Frieden, Liebe und Mitmenschlichkeit einsetzen sollten. Er bedankte sich beim Dalai Lama und dem Imam für deren Mut, eine persönliche Beziehung des Friedens und Verständnisses aufgebaut zu haben. Ihrem herausragenden Beispiel müsse Folge geleistet werden. Seine Ansprache beendete Timmons mit folgendem Segen: „Möge Jesus eure Herzen und Sinne mit seinem Frieden, seiner Freude, seiner Liebe und seinem Mitleid erfüllen [… ], und möge er uns in solch einer Weise zusammenbinden, dass wir [in unserer gegenseitigen Akzeptanz] ansteckend sind.“
Ein Reporter fragte Timmons im Anschluss an die Veranstaltung, ob es nicht ein wenig ungewöhnlich sei, den Namen Jesu bei einer interreligiösen Veranstaltung zu erwähnen. Befürchte er nicht, die Vertreter anderer Religionen damit vor den Kopf zu stoßen? Timmons erwiderte: „Jesus ist weder das Haupt irgendeines religiösen Systems noch konkurriert er mit irgendeiner Kultur oder Religion. Jesus steht weit über all diesem! Er nimmt in der Geschichte eine einzigartige Stellung ein, als der einzige, der vollkommen das vorlebte, was er predigte. Selbst der Dalai Lama gestehe ein, nicht würdig zu sein, mit Jesus verglichen zu werden […] Die Ursachen aller Probleme innerhalb der religiösen Systeme der Welt sind die religiösen Extremisten, ob nun Muslime, Hindus, Juden oder Christen.“
Im Bestreben, dem Frieden in der Welt zu dienen, sind auch Evangelikale bereit, mit anderen Religionen zusammenzuarbeiten. Dabei werden sie von einer Organisation unterwandert, die eine Weltregierung mit scheinbar christlichem Vorzeichen anstrebt. Darauf gehen wir im nächsten Punkt ein:

3. „The Family“ – die Hauptakteurin in der Zusammenarbeit
3.1. Die Gründung der „Family“
Eine in der Öffentlichkeit kaum bekannte religiöse Vereinigung in Washington, D.C., die sich “The Family” (Die Familie) oder schlicht “Fellowship” (Gemeinschaft) nennt, unterhielt enge Beziehungen zu den Organisatoren beider Konferenzen. Das Auftreten von Tim Timmons, einem prominenten Mitglied der „Fellowship“, als Schlussredner auf dem Forum der Religionen in San Francisco war keineswegs zufällig. „The Family“ ist für viele interreligiöse Bemühungen in den vergangenen 50 Jahren verantwortlich. Darüber hinaus engagieren sich viele der zirka 20.000 Mitglieder dieser Organisation mit großem Elan in der Politik und Gesellschaft in fast allen Nationen der Welt. Ihre globale Perspektive wird in ihren Initiativen deutlich, die einen wesentlichen Beitrag zur Einrichtung einer Weltregierung leisten. Vermutlich haben Mitglieder der „Fellowship“ auch die sogenannte „Neue Apostolische Reformation” konzipiert und verwirklichen nun diese Idee systematisch, indem sie Christen ermutigen, einflussreiche Positionen in Regierung und Geschäftswelt zu besetzen.
Der norwegische Einwanderer und methodistische Wanderprediger Abraham Vereide gründete die Organisation 1935 in Seattle, Washington State. Es standen ihm eine Anzahl einflussreicher und wohlhabender Geschäftsleute zur Seite, die der Politik des „New Deals” von Franklin D. Roosevelt mit Abscheu gegenüberstanden. Sie unterstellten dem demokratischen Präsidenten die Absicht, eine sozialistische oder gar kommunistische Gesellschaftsform in Amerika einführen zu wollen. Auslöser waren vorangehende Streiks in San Francisco und Seattle, die in den Augen von Abraham Vereide und seiner reichen Sympathisanten von „gottlosen linken Kräften” initiiert wurden. Vereide stand zu jener Zeit unter dem Einfluss von Frank Buchmans Idee der „Moralischen Wiederaufrüstung” . In vielerlei Hinsicht war Abraham Vereide in der Umsetzung dieser Idee noch extremer als Buchman. Eine mögliche Lösung für die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme der USA sah er in einer Neuerweckung der christlichen Religion, die von der Regierung unterstützt werden sollte. Roosevelts Maßnahmen zur rigorosen Kartellbildung beziehungsweise Verstaatlichung wichtiger Industriezweige, die unter der Bezeichnung „New Deal” bekannt wurden, sollten auf jeden Fall rückgängig gemacht werden. Als Ziel schwebte ihm die politische Herrschaft einer Elite von „Gott geführten” Männer vor, die sich in einem Netzwerk von Gebetszellen organisierten. Nur so konnte seiner Meinung nach die Gesellschaft in Amerika nach den ethischen Vorgaben des Christentums regiert werden. Die gesellschaftliche Kontrolle sollte ausschließlich in den Händen von Funktionären liegen, die sich in ihrem Denken und Handeln an der Bibel orientieren. Die Massen dürften jedenfalls nicht konsultiert werden, wie es in einer demokratischen Staatsform vorgeschrieben ist. Regierungsbeamte müssten sich direkt von Jesus leiten lassen, so wie er sich ihnen offenbarte.

3.2 Die Strategie der „Family“
Abraham Vereide meinte, dass sich sein technokratisches Konzept einer idealen Regierungsform mit einem biblisch begründeten Glauben an die freie Marktwirtschaft und dem Kapitalismus vereinen ließe. Seine Strategie war darauf ausgerichtet, besonders führende, antikommunistisch gesinnte und gewerkschaftsfeindliche Personen aus der Geschäftswelt anzusprechen und für seine Sache zu gewinnen.
2003 erschien in einem Zeitschriftenartikel eine Beschreibung über die Identität und Zielsetzung der „Fellowship“. Der Autor griff ihren Slogan auf „Jesus Plus Nothing” – „Jesus und nichts weiter“ und meinte, dass das damit verbundene Gedankengut dem Buddhismus näher stehe als dem Christentum. Ein weiterer nebulöser Slogan der Gruppe lautet „in the name of Jesus“, zu Deutsch: in dem Namen Jesu. Timmons erklärt unverhohlen, welche Bedeutung die Redewendung „Jesus Plus Nothing” hat: Ein moslemischer Geschäftsmann könne durchaus Moslem bleiben und gleichzeitig „ein neuer Gläubiger und Nachfolger Jesu” sein. Das Problem, dass dadurch die Religionen vermischt werden, hat für Timmons keinerlei Bedeutung.
Wir sehen, dass der Name „Jesus” in den Reihen der „Fellowship“ nicht die Bedeutung besitzt wie im traditionellen Christentum. In Amerika ist es leicht, diesen Namen im Munde zu führen, um bei echten Christen Eindruck zu machen. Doch was steht wirklich dahinter? „The Family“ verwendet die Redewendung „im Namen Jesus“ nur als ein Markenzeichen, sie ist nur ein Aushängeschild. Sie ist eifrig dabei, die Vokabel „Jesus“ in die Beschreibung ihrer verschiedenen Programme und Projekte irgendwo einzuführen. Alle Mitglieder der „Fellowship“ berufen sich auf Jesus, um ihre Treue gegenüber einem nebulösen Messias auszudrücken. Beachtenswert ist, dass es sich bei diesem „Jesus“ nicht um den in der Bibel vorgestellt Erlöser handelt, der am Kreuz für die Sünden seiner Gemeinde gestorben ist. In der Ölbergrede warnte der wirkliche Jesus Christus seine Jünger davor, dass sich in der Endzeit viele aus unlauteren Motiven auf seinen Namen berufen würden. Selbst wenn sie Wunder in seinem Namen tun würden, seien sie Verführer, die er von sich weisen wird.
Die Organisation „The Family“ ist eine internationale Bewegung und orientiert sich nach eigenen Aussagen am Leben und den Lehren von Jesus Christus. Die im Hintergrund wirkenden Mitglieder treten nur als Organisatoren des Nationalen Gebetsfrühstücks in den USA öffentlich in Erscheinung; ein Ereignis, bei dem seit Eisenhower jeder amerikanische Präsident aufgetreten ist. Die bedeutendsten Führungspersönlichkeiten waren neben dem Gründer Abraham Vereide der US-Senatskaplan Richard C. Halverson und der bereits oben erwähnte Douglas Coe, der früher auch für die Missionsgemeinschaft Navigatoren arbeitete.
Zu verschiedenen Zeiten und Anlässen verwendet „The Family” auch folgende Bezeichnungen für sich selbst, die teilweise Namen von ehemaligen oder noch bestehenden Unterorganisationen sind: „The Fellowship Foundation”, „National Fellowship Council”, „Fellowship House”, „The International Foundation”, „National Committee for Christian Leadership”, „International Christian Leadership” (ICL) und „National Leadership Council”. Ein deutscher Ableger nannte sich „Christen in Verantwortung”. Auch wenn diese Organisation nicht mehr besteht, gibt es genug Indizien dafür, dass „The Family“ weiterhin in Deutschland als Organisation tätig ist.

3.3. Das Anliegen der „Family“
Das innenpolitische Anliegen der „Fellowship“ war also die Etablierung der USA als ein christliches Land. Christliche Prinzipien sollten als Grundlage von gesetzlichen Bestimmungen im sozialen, politischen und ökonomischen Leben der Nation dienen. Es gibt einige Beispiele, wie dieses Anliegen konkret umgesetzt wurde:
• Beispiel 1: Auf Initiative der republikanischen Senatoren Homer Ferguson und Clement Stone, beide Mitglieder von „The Family“, wurde 1954 der Begriff „Under God” – zu Deutsch: unter der Herrschaft Gottes – in das amerikanische „Gelöbnis zur Treuepflicht“ der Staatsbürger eingefügt.
• Beispiel 2: Der dem inneren Kreis der „Fellowship“ angehörende Clement Stone und der Kongressabgeordnete Charles E. Bennet setzten sich dafür ein, dass man den Münzen und Papierscheinen der US-Währung die Aufschrift „In God We Trust” – zu Deutsch: Wir vertrauen Gott – hinzufügte.
• Beispiel 3, das für ein unerreichtes Ziel steht: Ein im Jahr 1954 vom republikanischen Senator R. E. Flanders eingebrachter Verfassungszusatz „Diese Nation anerkennt feierlich die Autorität und das Gesetz von Jesus Christus” konnte sich im US-Kongress jedoch nicht durchsetzen. Flanders, der ebenfalls zur „Fellowship“ gehört, beabsichtige, dass die USA offiziell als ein christliches Land bezeichnet wird.
• Beispiel 4: Als ein für die weitere Entwicklung bedeutender Erfolg gilt, dass es Abraham Vereide in Zusammenarbeit mit Billy Graham gelang, nach Eisenhowers Amtseinführung das „Presidential Prayer Breakfast“, später „National Prayer Breakfast“ genannt, auf die Beine zu stellen. Eisenhower stimmte dem Vorschlag eines Nationalen Gebetsfrühstücks deshalb zu, weil er sich als republikanischer Präsident nur dann politisch durchsetzen könnte, wenn ihn die Neo-Evangelikalen unter der Führung von Billy Graham öffentlich unterstützen würden. Der neue Präsident galt nämlich in den Augen vieler Christen als unglaubwürdig, weil er zum Zeitpunkt seiner Kandidatur selbst keiner Kirche angehörte.

3.4. Die internationale Ausrichtung der „Family“
Neben der Einführung von religiösen Ritualen im politischen Bereich war auch das Nationale Gebetsfrühstück für „The Family“ von Vorteil. Durch diese jährliche Veranstaltung bekam sie Zugang zu hochrangigen nationalen als auch internationalen Persönlichkeiten. Der enge Kontakt zu führenden Politikern Amerikas und anderen Ländern förderte die Internationalisierung der Organisation. „The Family“ konnte während des Kalten Krieges ihrer extrem antikommunistischen Überzeugung in den höchsten Führungsetagen westlicher Regierungen Geltung verschaffen. Virtuos zog sie alle Register und spielte im politischen Machtkampf zwischen Ost und West im Hintergrund ihre Rolle. Stets war Vereide daran interessiert, den Einflussbereich des amerikanischen Imperiums soweit wie möglich auszuweiten. Seine Reise nach Europa im Jahr 1946 sollte sich als Schlüsselereignis späterer Erfolge herausstellen, die westlichen Demokratien noch stärker unter die Vormacht der Vereinigten Staaten zu stellen.

3.5. Der Einfluss der „Family“ in Europa
In Deutschland gewann Abraham Vereide den lutherischen Pfarrer Otto Fricke als Organisator eines Ablegers der „Fellowship“, der unter dem Namen „Christen in Verantwortung“ an die Öffentlichkeit trat. Viele Mitglieder des deutschen Ablegers waren zwar mit dem Nationalsozialismus verstrickt, dies war jedoch kein Hinderungsgrund für deren Aufnahme. Eine gehörige Portion feindseliger Bemerkungen schüttete Abraham Vereide über die Gegner des Nationalsozialismus aus. Gegenüber der amerikanischen Militärregierung beklagte er sich, dass diese in unverantwortlicher Weise linksgerichtete Personen in einflussreiche Verwaltungspositionen in der deutschen Politik und Wirtschaft stellen würde. In seinen Augen waren Sozialisten und Kommunisten „Atheismusverehrer” oder „Atheismusgläubige“ . Auf der Suche nach zuverlässigen Personen, die bereit waren zu schwören, dem Christentum treu zu sein, so wie sie zuvor dem Nationalsozialismus hörig waren, besuchte er alliierte Gefängnisse im besiegten Deutschland. Für ihn war es selbstverständlich, dass ein guter Christ Amerika Sympathien entgegenbringen würde. Otto Fricke hatte als Befürworter des Nationalsozialismus die Feuerrede bei der Frankfurter Bücherverbrennung gehalten, wechselte aber nach der Sportpalastrede Joseph Göbbels von den regimefreundlichen „Deutschen Christen“ zur „Bekennenden Kirche“. Somit bekundete er unmissverständlich seine Ablehnung des NS-Regimes. Manfred Zapp war eine weitere zentrale Figur im deutschen Family-Netzwerk. Der Gestapo-Mann wurde von 1938 bis 1941 in die USA abkommandiert, wurde aber dort wegen Spionage und Sabotageakten beschuldigt und verhaftet. Zapp wurde 1941 mit anderen Spionen, wie zum Beispiel Ulrich von Gienanth, gegen zwei von der Gestapo in Deutschland verhafteten US-Reporter ausgetauscht. Der SS-Mann Ulrich von Gienanth hatte während des Zweiten Weltkrieges als Leiter der Gestapo in Amerika agiert und wurde später Mitglied von „Christen in Verantwortung“. Hermann Josef Abs, einer der wichtigsten Bankiers Hitlers, übernahm als Vorstandssprecher der Deutschen Bank in den Nachkriegsjahren den Posten des Vizepräsidenten von „Christen in Verantwortung“. In der Bundesrepublik übte er als erfahrener Finanzexperte einen immensen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes aus. Andere Mitglieder der Organisation mit einer Nazi-Vergangenheit waren der Geistliche und Ehrenpräsident des deutschen CVJMs, Gustav-Adolf Gedat, der Chemiewaffenfabrikant Gustav Schmelz und der Nationalist Paul Rohrbach. Weitere Mitglieder waren Baron von der Ropp, Hans von Eichen, Rudolf Decker und Hans Speidel; letzterer war einer der Mitverschwörer des Attentats vom 20. Juli 1944, obgleich er nicht alles, was Hitler tat, für falsch hielt. Von 1957 bis 1963 hatte er das NATO-Kommando der Infanteriestreitkräfte inne. Ernst von Weizsäcker pflegte ebenfalls Kontakt zu „Christen in Verantwortung“.
Abraham Vereide nützte stets Gelegenheiten, bei den Befehlshabern der amerikanischen Militärregierung ein gutes Wort für Personen einzulegen, die zwar als Kriegsverbrecher angeklagt waren, aber als aufrichtige Christen galten. Seine direkten Beziehungen nach Washington kamen ihm auch immer wieder zugute. Zum Beispiel trug er zur Befreiung von Oswald Pohl aus der Gefangenschaft bei, der ein SS-Kommandant eines Konzentrationslagers war. Im Fall von Konstantin von Neurath, dem ersten Außenminister Hitlers, gelang ihm das gleiche Kunststück. Ab 1949 veranstaltete der deutsche Ableger der „Fellowship“ Versammlungen im Schloss des Deutschen Ordens auf der Insel Mainau. Zu den Teilnehmern gehörten unter anderem Vertreter der großen deutschen Banken, der Firmen Bosch, Krupp und Standard Oil sowie auch Kabinettsmitglieder der Bundesregierung.
Bei seiner Reise durch Europa organisierte Vereide auch eine Gebetszelle mit Schweizer Bankiers. Der Generaldirektor der Schweizer Nationalbank, Alfred Hirs, war eine der wichtigsten europäischen Schlüsselfiguren der Organisation. Während des Zweiten Weltkriegs war er mitverantwortlich für die Goldankäufe der Schweizer Nationalbank bei der deutschen Reichsbank. Andere Hauptakteure in Europa waren der ehemalige belgische Premier und Außenminister Pierre Harmel und der Franzose Edmond Michelet, der unter De Gaulle mehrere Ministerposten bekleidete. In Spanien dienten während der Franco-Ära die dortige US-Botschaft und die Firmenniederlassung von Standard Oil als Treffpunkte der „Fellowship“-Mitglieder.

Zusammenfassung
Der aus Norwegen in die USA eingewanderte Prediger Abraham Vereide gründete 1935 die Organisation „The Family“, um die angeblich sozialistisch oder gar kommunistisch ausgerichtete Politik von Präsident Franklin D. Roosevelt zu bekämpfen. Im Kreis von wohlhabenden Sympathisanten setzte er sich für die politische Herrschaft einer Elite von „Gott geführten” Männern ein. Dass er jedoch nicht auf dem Boden des Evangeliums stand, zeigte sich unter anderem, dass er sich nach dem Zweiten Weltkrieg persönlich für die Rehabilitierung von ehemaligen Nazi-Größen einsetzte.
In den vergangenen 50 Jahren initiierte „The Family“ viele interreligiöse Bemühungen. Sie handelt mit großem Elan in der Politik und Gesellschaft in fast allen Nationen der Welt und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Errichtung einer Weltregierung. Sie engagiert sich im prestigeträchtigen „Nationalen Gebetsfrühstück“ der amerikanischen Regierung und in interreligiösen Kongressen. „The Family“ verkündet, dass viele Wege zum Heil führen und ignoriert die Aussage von Jesus Christus, dass er allein der Weg zu Gott ist. Mit christlich klingenden Worten gewinnt sie auch die Evangelikalen für ihr Anliegen. Im scheinbaren Engagement für den Weltfrieden lassen sich viele Christen von der Philosophie der „Family“ mitreißen und verlassen den Pfad des Evangeliums.

(Anm.: S.Schad www.dominionismus.info : Bitte abonnieren Sie Dr. Erdmann´s newsletter mit exklusiven Informationen seiner Forschungstätigkeit)

Internetseiten:

Verax Institut (Schweiz): http://www.veraxinstitut.ch (deutsch)

Verax Institute (USA): http://www.veraxinstitute.us (englisch)

Auraria: http://auraria.eu (deutsch)

Auraria: http://auraria.us (englisch)

Videokanäle:

Verax Institut: https://vimeo.com/channels/veraxinstitut

Auraria (deutsch): https://vimeo.com/channels/auraria

Auraria (englisch): https://vimeo.com/channels/370859

ISSUU account: http://issuu.com/verax

(siehe auch Artikel “The Family – eine schrecklich nette Familie”)

 

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Schirrmacher kritisiert aktuelles Buch von Martin Erdmann

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(Quelle: Bonner Querschnitte / http://zeltmacher-nachrichten.eu)

erdmann-buch(Bonn, 02.04.2012) Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher, hat das neue Buch von Martin Erdmanns „Der Griff zur Macht: Dominionismus – der evangelikale Weg zu globalem Einfluss“ in einer ausführlichen Rezension auf seinem Blog scharf kritisiert. Der Fehler schlechthin sei für Erdmann, „die Gesellschaft mit christlichen Werten prägen“ zu wollen. Weil die Evangelikalen das wollten, seien „die evangelikalen Gemeinden so kraftlos“. Den wenigsten Evangelikalen sei bewusst – so Erdmann –, dass der Erfolg bei der UN und internationalen Entwicklungen einen hohen Preis habe: Die Menschen folgten „in Scharen … einem neuen Evangelium“ und die „Verkündigung von Gottes Wort hat in der Zusammenarbeit mit diesen Institutionen keinen Platz mehr“.

Die Wirklichkeit, die sich selbst in der weltweiten Religionsstatistik niederschlage, sei – so Schirrmacher – eine andere. Die Evangelikalen verkündeten das Wort Gottes heute intensiver, globaler und erfolgreicher denn je zuvor und die vielen Tausende, die täglich zum Glauben kommen, täten dies nicht, weil die Weltweite Evangelische Allianz mit dem UN-Generalsekretär spricht, sondern aufgrund der Evangeliumsverkündigung. Schirrmacher wörtlich: „Für die Weltweite Evangelische Allianz kann ich das sehr deutlich sagen: Der Einsatz gegen Armut, für Religionsfreiheit und Menschenrechte oder gegen Menschenhandel tritt zu unserem missionarischen Eifer hinzu, er löst ihn nicht ab.“

Alles für ihn Falsche fasse Erdmann in seiner Wortschöpfung ‚Dominionismus‘ zusammen. Schirrmacher setzt sich vor allem mit folgender Definition auseinander:

„Der Dominionismus lehrt: Das Evangelium des Heils bewirkt die Einführung des ‚Königreichs Gottes‘ als ein irdisches Reich der Herrschaft Christi, das in der jetzigen Zeit aufgerichtet werden soll. Einige Dominionisten vergleichen das Königreich des Neuen Testaments mit dem Israel des Alten Testaments. Sie fühlen sich demnach berechtigt, das Schwert zu ergreifen oder andere Methoden der Strafjustiz zu wählen, um Krieg gegen die Feinde des ‚christlichen‘ Königreiches zu führen. Menschen, die sich der Herrschaft Gottes nicht unterordnen, müssen gezwungen werden, ins Königreich zu kommen. … Die Theologie des Dominionismus setzt sich aus drei Grundannahmen zusammen:

1.) Satan nahm nach dem Sündenfall widerrechtlich die herrschaftliche Stellung über die Welt ein, die eigentlich dem Menschen vorbehalten war. 2.) Die Kirche ist Gottes Instrument, um Satan die Herrschaft wieder abzunehmen. 3.) Die Wiederkunft Jesu wird solange hinausgezögert, bis die Kirche die Herrschaft über alle staatlichen und sozialen Institutionen der Welt errungen hat.“

Dazu Schirrmacher: „Mir ist keine einzige evangelikale Führungspersönlichkeit bekannt, die vertritt, wir sollten, dürften oder müssten ‚das Schwert‘ gegen Nichtchristen ‚ergreifen‘, die ‚Strafjustiz‘ gegen Feinde des Christentums einsetzen oder dass alle Menschen in die Kirche ‚gezwungen‘ werden müssten.” Dass es evangelikale Christen gebe, die ihre Hoffnung in bestimmten Fragen zu sehr auf den Staat setzten oder Parteipolitik mit christlicher Ethik verwechselten, sei richtig. Vor allem in den USA sei das ein Problem. Aber deren Motivation sei nicht der hier dargestellte Dominionismus, und gerade diese Bewegungen, wie etwa die sog. „amerikanische Rechte“, würden von Erdmann nicht thematisiert.

Erdmann nenne kein einziges Beispiel dafür, wer denn diese Position gleichzeitig vertrete, wohl, weil er es gar nicht könne. Es mag sein, dass man für einzelne Aussagen Beispiele finden könne, aber Erdmann sehe ja gerade die Zusammenschau als den Dominionismus an. Im Gegenteil: Evangelikale und vor allem die Weltweite Evangelische Allianz seien, so Schirrmacher, seit dem 19. Jahrhundert Vorreiter der Religionsfreiheit und der Trennung von Kirche und Staat, wie gerade Georg Lindemann ausführlich in seiner Habilitationsschrift nachgewiesen habe.

Noch einmal Schirrmacher wörtlich: „Die evangelikale Bewegung ist unter anderem aus dem Kampf für die Religionsfreiheit heraus entstanden und bei aller Breite ist die Religionsfreiheit eine ihrer tragenden Selbstverständlichkeiten geblieben. Gerade ist sie führend an einem weltweiten Ethikkodex beteiligt gewesen, der jeden Zwang in der Mission als unchristlich verurteilt. Dass sie jetzt dafür sei, mit dem Schwert zu missionieren und Menschen in die Kirche zu zwingen, müsste angesichts der erdrückenden Belege für das Gegenteil gründlich belegt werden. Genau das tut Erdmann aber nicht. Kurzum könnte man sagen: Der Dominionismus – im Sinne von Erdmann – ist grundfalsch und unchristlich – aber es gibt ihn – so jedenfalls – nicht auf dem evangelischen Markt.“



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Rezension des Buches “Geist Gottes – Quelle des Lebens: Grundlagen einer missionalen Pneumatologie” (Heinrich Christian Rust) / Kommentar

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Rust auf emergent “gebürstet” (kurzer Kommentar)
 

Man soll mir nicht nachsagen, als ich als völlig unbedeutende Person eines Tages meinen Namen in IDEA lesen musste und Dr. Rust´s Behauptungen gegenüber stand, heute noch nachtragend sein könnte … aber das ist eine andere Geschichte, die ich bei Zeiten noch zum Besten geben werde … vorläufig möchte ich keineswegs so etwas wie Überraschung heucheln und mich voll und ganz der Rezension von Georg Walter zu Dr. Heinrich Christian Rust´s Buch anschliessen und füge flapsig hinzu: Einer mehr der sich auf emergent “gebürstet” hat und auf jedem Zeitgeistbrett surft.
 

2Tim 4,3   Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;

 

Rust & Moltmann

Rust & Moltmann


 

(S.Schad  www.dominionismus.info  03.03.13)

 

Rezension des Buches Geist Gottes – Grundlagen einer missionalen Pneumatologie von Heinrich Christian Rust

G. Walter (distomos.blogspot.de)
 

Auf der Höhe internationaler Diskussion: Auf der Höhe der Bibel?
 

Heinrich Christian Rust (geb. 1953) ist Autor und seit 2003 Pastor einer charismatisch ausgerichteten evangelischen Freikirche in Braunschweig, die dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) angehört. Rust war Sprecher des Kreises Charismatischer Leiter sowie Sprecher und Koordinator der Geistlichen Gemeindeerneuerung in der BEFG. Er arbeitete im Theologischen Ausschuss der Lausanner Bewegung mit und engagiert sich im Institut für Gemeindebau und Weltmission. 1996 wurde er zum Referenten für Gemeindeaufbau in der BEFG berufen.

 

In seinem jüngsten Buch Geist Gottes – Quelle des Lebens: Grundlagen einer missionalen Pneumatologie aus dem Jahre 2013 stellt Rust eine Pneumatologie (Lehre über den Heiligen Geist) vor, die das „umfassende Wirken des Heiligen Geistes in dieser Welt, in der Gemeinde Jesu Christi und in jedem einzelnen Menschen“ (Klappentext Rückseite) neu beleuchten will. Der evangelische Theologe Professor Dr. Jürgen Moltmann, der eine Buchempfehlung zu dem vorliegenden Buch verfasste, hat bei der Lektüre des Werkes „das Fließen des Geistes in Gefühlen und Gedanken“ erspürt und lobt es als eine Arbeit, die sich auf der „Höhe der internationalen Entdeckung und Diskussion über Person und Wirken des Geistes Gottes“ bewegt und „dem Christentum neue Zukunft erschließen“ kann (ebd.).

 

Einer eingehenderen Betrachtung der Themen des Buches im Einzelnen sollen zunächst einige allgemeine Bemerkungen vorangestellt werden. Rusts Buch ist gut strukturiert aufgebaut und beginnt in Kapitel 1 mit der Darstellung von Wesen und Personalität des dreieinigen Gottes. In den folgenden sieben Kapiteln werden sieben Aspekte des Geistes Gottes aufgegriffen und erläutert:

 

Der Geist der Offenbarung

 

Der Geist des Lebens

 

Der Geist der Freiheit

 

Der Geist der Liebe

 

Der Geist der Versöhnung

 

Der Geist der Gnade

 

Der Geist der Hoffnung

 

Die einzelnen Kapitel enthalten regelmäßig Erfahrungsberichte aus dem praktischen Leben von Rusts Nachfolge, was das Buch auflockert. Theologische Begriffe werden in der Regel erklärt, gelegentlich aber auch unerklärt stehen gelassen. Manchmal hat man den Eindruck, dass eine komplizierte Terminologie eines sonst einfachen Sachverhaltes überflüssig ist. So spricht Rust bspw. von „Christomonismus“ (Christus als Zentrum christlicher Lehre) oder einer „staurologischen Christologie“ (Lehre von Christus, die das Kreuz zum Mittelpunkt hat), um die Verkündigung des Paulus zu charakterisieren, der alleine Christus, und ihn als gekreuzigt, verkündigt (60).

 

Peter Zimmerling, der das Vorwort verfasste, weist darauf hin, dass das Buch nicht nur für den Theologen, sondern auch für theologische Laien – allerdings für „gebildete“ theologischen Laien (11) – geschrieben wurde, woraus abzuleiten ist, dass das Buch anspruchsvoll geschrieben ist. Dennoch sollten vor allem jene geistlichen Leiter der Gemeinden dieses Buch lesen, die eine Gabe haben, komplexere theologische Zusammenhänge zu verstehen und gegebenenfalls in einer verständlichen Weise zu vermitteln, denn es handelt sich um Gedankengut, das unter Evangelikalen immer größere Verbreitung erfährt.

 

Rusts Buch geht über das übliche Verständnis pfingstlich-charismatischer Theologie weit hinaus und greift die postmoderne Philosophie der Emerging Church ebenso auf wie die immer populärer werdende Mystik-Welle, um eine Pneumatologie zu präsentieren, die charismatisches, emergentes, mystisches und ökumenisches Denken in sich vereint. Diese neue und umfassende Sichtweise wird aus Sicht des Rezensenten die Herausforderung für die kommenden Jahrzehnte darstellen. Anders als die Pfingstbewegung, die im Jahre 1906 sozusagen mit Pauken und Trompeten auf der christlichen Bildfläche erschien, kommen die Vertreter der emergenten und mystischen Bewegung eher auf leisen Sohlen daher.

 

Positiv ist anzumerken, dass Rust die pfingstlich-charismatische Bewegung, der er angehört, nicht idealisiert, sondern ganz offen über die Probleme der Bewegung spricht. Er führt die „Erstarrungen und notvollen Erfahrungen“ sowie den „geistlichen Missbrauch“ in vielen der ca. 850 freien charismatischen Gemeinden des D-Netzes an (16-17). Die Dritte Welle des Heiligen Geistes (C. Peter Wagner) der 1970er Jahre brachte ebenso wenig die ersehnte Erweckung wie die geistliche Kampfführung, die von südamerikanischen Charismatikern (Carlos Annacondia) nach Deutschland importiert wurde – „eine Machtanmaßung ohne Auftrag“, wie Wolfram Kopfermann 1994 formulierte (18).

 

Der sogenannte Toronto-Segen mit ekstatischen Erfahrungen und euphorischem Lachen waren „jedoch nicht alle eindeutig vom Geist Gottes initiiert“ (18), und es war aus Sicht Rusts „auch viel Manipulatives und Menschliches im Spiel” (19). Nach Toronto folge die „Erweckung“ in der Brownsville Assemblies of God in Pensacola, Florida. Rust stellt auch hier die kritische Frage: „Hatte diese Erweckungswelle auch Schaden angerichtet?“ (20). Und erstaunlich deutlich fallen Rusts Worte in Bezug auf die Wort-des-Glaubens-Bewegung aus, jenes Wohlstandsevangelium, welches aus seiner Sicht „einseitig und zugleich irreführend und lehrmäßig wie seelsorgerlich unverantwortlich ist“ (333). Nach 50 Jahren Blütezeit der „geistlichen Aufbrüche“ wirft Rust angesichts der gegenwärtigen geistlichen Situation der pfingstlich-charismatischen Gemeinden Deutschlands sogar die Frage auf, ob wir von einer „postcharismatischen Depression“ reden müssen (21).

 

Rust stellt sich der Frage, warum die charismatischen Bewegungen so „schnell an Schwung verlieren“ können (27). Er macht „Formeln, Rituale, Gewissheiten“ dafür verantwortlich (ebd.) – was durchaus auch das geistliche Leben nichtcharismatischer Bewegungen zu lähmen vermag. Auch eine „einseitig auf die geistliche Erneuerung des Einzelnen“ ausgerichtete Haltung kann aus Sicht Rusts den „missionarischen Schwung ausbremsen“ (29). „Hierarchien“ und ein „Entmündigungsgebaren“ durch das „Amtsgehabe“ von „Aposteln und Propheten“, mit anderen Worten der Menschenkult um so manche charismatische Stars, tragen laut Rust gleichfalls dazu bei, dass der Geist sein Werk nicht tun kann (231). Weitere Problemanzeigen sieht Rust in Einseitigkeiten in der Seelsorge (317) und dem Verlust wahrer Gemeinschaft im heutigen „Gemeindebetrieb“ (193).

 

Trotz der teilweise ernüchternden Diagnose des geistlichen Zustands der pfingstlich-charismatischen Bewegung ist Rust dennoch der Überzeugung, dass „es der Geist des Lebens ist, dieses Wasser der Lebendigkeit ist …, das auch heute schon unter den Türschwellen der Kirchen hervorquillt“ (31). Der Stagnation oder dem allenfalls mageren Wachstum der pfingstlich-charismatischen Bewegung in Deutschland steht das „rasante Wachstum“ der Bewegung in anderen Ländern gegenüber (15).

 

Der Schatz der Mystik

 

Rusts Buch will einen Beitrag dazu leisten, dass es hierzulande wieder zu mehr Wachstum kommen kann. Seine Rezepte, die er anführt, bestehen einerseits darin, die bereits angeführten negativen Entwicklungen innerhalb der pfingstlich-charismatischen Bewegung zu korrigieren, andererseits führt Rust seine Leser in die Philosophie der Emerging Church ein und plädiert außerdem dafür, „den Schatz einer vom Geist gewirkten Mystik neu zu entdecken“ (95).

 

Die Kirchengeschichte betrachtet Rust als “wahre Fundgrube christlich-mystischer Erfahrungen” (97). Rust zählt eine ganze Reihe katholischer Mystiker auf, von denen man aus seiner Sicht profitieren kann: Pseudo-Dionysios Aeropagita, Meister Eckhart, Johannes vom Kreuz, Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Teresa von Avila, u. a. “Als einen Weg der Erkenntnisfindung” dient aus Rusts Sicht dieser Schatz der Mystik (96). Er lobt die „Akzente einzelner Mystiker, welche die Mütterlichkeit Gottes herausstellten, und auch die Ansätze der feministischen Theologie“ (79).

 

Rust empfiehlt die Sammlung – “mit dem Kopf ins Herz hinabsteigen” –, die durch sakrale Räume, Körperhaltung und bewusstes Atmen gefördert wird (98). Dem Beispiel christlicher Mystiker folgend, die sich “um das Loslassen und Leerwerden von allen Gedanken bemühen” (97), benennt er das Ziel der Sammlung, das “Sich-Entleeren” (99). Im Anschluss an die Phase der Sammlung empfiehlt Rust das “betrachtende, meditierende Gebet” nach dem Vorbild von Richard Foster (ebd.). Rust befürwortet Fosters Anweisungen, die Fantasie und Vorstellungskraft (Imagination) im meditativen Gebet einzusetzen, obgleich es Foster selbst ist, der darauf hinweist, dass es “guten Grund  für die Sorge gibt, dass der Gebrauch der Fantasie vom Bösen missbraucht werden könnte” (100).

 

Auf das meditative Gebet folgt als nächste und höhere Stufe das hörende Gebet, das nicht nur von Gedanken, sondern auch von Bildern und Visionen begleitet sein kann. Ziel der mystischen Sammlung und des meditierenden und hörenden Gebets ist die unio mystica, “der Augenblick der Erfüllung, der Ekstase oder auch der Vereinigung, des Versinkens der Seele im unendlichen Meer der Gottheit” (101). Rust hat diese Erfahrung bereits mehrfach gemacht: “In der Phase der unio mystica lasse ich mich anschauen und von ihm erkennen” (ebd.). Er betont indessen, dass “Verstand und Mystik keine Gegensätze sind, sondern sich einander zum Klingen bringen” (104).

 

Den Umstand, dass Verstand und Mystik sich nicht widersprechen oder ausschließen sollen, erläutert Rust nicht weiter. Wie aber sollen Vernunft und Mystik in Einklang gebracht werden, wenn mystische Erfahrungen nur durch das “Loslassen und Leerwerden von allen Gedanken” und dem “Sich-Entleeren” überhaupt erst ermöglicht werden? Wenn der Verstand im Zuge mystischer Erfahrungen sozusagen ausgeschaltet wird, aber im christlichen Leben dennoch seinen Platz haben soll, dann muss der Gläubige ständig hin- und herschalten zwischen aktivem und passivem, entleerten Verstand.

 

Auf den Seiten 95 – 104, in welchen Rust seine mystische Theologie darlegt, finden sich gerade einmal vier Bibelstellen (Mt 6,24; 1Kor 2,7-12; 1Petr 5,7; 2Kor 3,18), um seine Thesen zu untermauern. Dem stehen Zitate von Karl Barth, Jürgen Moltmann, Teresa von Avila, Karl Rahner und Richard Foster sowie die Erwähnung von 10 katholischen Mystikern gegenüber. Ein längerer Abschnitt nimmt auf die Vorstellungen Richard Fosters Bezug. Statt dass Rust die Aussagen Fosters und der vielen angeführten Mystiker anhand der Bibel prüft, geht er stillschweigend davon aus, dass es sich bei den kontemplativen und mystischen Methoden katholischer Mystiker um biblisch legitime Praktiken handelt.

 

Wenn man obendrein die angeführten Bibelstellen im Kontext betrachtet, wird noch deutlicher, dass man diese bei sorgfältiger Auslegung niemals als Beweisstellen für mystische Praktiken heranziehen kann. Es sei hier lediglich ein Beispiel angeführt. Rust zitiert im Zusammenhang mit dem „Sich-Entleeren und Stille-werden“ (99) den Vers aus 1Petrus 5,7: „All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Petrus rät den Empfängern seines Briefes, ihre Sorgen auf Jesus zu werfen, im Vertrauen, dass er sich um die Probleme kümmert und sich um uns sorgt. Dies, und nicht mehr, hatte der Apostel im Sinn, als er diese Verse niederschrieb. Petrus hatte gewiss nicht an eine Stilleübung oder an ein Entleeren des Verstandes als Teil einer meditativen Sammlung gedacht, wie Rust glauben machen will.

 

An anderer Stelle verweist Rust auf den Apostel Petrus (im Buch irrtümlicherweise „Apostel Paulus“), der laut dem Bericht in Apostelgeschichte 10,10 eine “Verzückung” (griech. ἔκστασις; Ek-stasis, Außer-sich-sein) erlebte. Diese Schriftstelle führte dazu, dass die Stellungnahme der Bundesleitung (BEFG) die Toronto-Bewegung (extremcharismatische „Erweckungsbewegung“ Anfang der 1990er im kanadischen Toronto) weder positiv noch negativ beurteilte. Dass die „Ekstase“ des Petrus aller Wahrscheinlichkeit nach ein einmaliger Fall im geistlichen Leben des Apostels war, ebenfalls wie die Entrückungserfahrung des Apostels Paulus in den dritten Himmel, wurde von Rust ebenso wenig in Erwägung gezogen wie der gesamte Schriftbefund. Vielmehr betrachtet er diesen biblischen Bericht aus Apostelgeschichte 10 als Präzedenzfall und Legitimation für mystisch-ekstatische Erfahrungen.

 

Nirgends in der Bibel stößt man auf Anweisungen oder Methoden, welche ekstatisch-mystische Erfahrungen herbeiführen können oder sollen. Sowohl bei Petrus als auch bei Paulus handelt es sich um Erfahrungen, denen sie passiv ausgeliefert waren und die sie selbst nicht aktiv gesucht oder herbeimeditiert hatten. Es geschah an ihnen als ein besonderes Zeichen Gottes und war nicht wiederholbar. Diesen Aspekt muss man bedenken, wenn Mystiker im Allgemeinen oder die Charismatiker, die den sogenannten Toronto-Segen anstreben, wiederholt nach mystischen oder übernatürlichen Erfahrungen trachten.

 

Auch das Alte Testament macht deutlich, dass die Gruppe der Ekstatiker den falschen und die Gruppe der Nicht-Ekstatiker den wahren Propheten zugeordnet wird, wie der Alttestamentler Sigmund Mowinckel nachgewiesen hat. Robert L. Alden hat in seinem Artikel Ecstasy and the Prophets gezeigt, dass die LXX (Septuaginta: griechische Übersetzung des hebräischen Alten Testaments) das griechische Wort ekstasis 27 Mal für 11 verschiedene hebräische Worte verwendet.1 Alden kommt zu dem Schluss: „Es gibt nicht eine einzige einleuchtende Darstellung eines Propheten Jahwes, der in Ekstase gerät.“2 Ekstase ist demnach kein Aushängeschild besonderer Geistlichkeit, sondern im Gegenteil eher ein Etikett für seelisch-fleischliches Gebaren. Und auch dem Neuen Testament ist Ekstase als legitimer Weg praktischer Frömmigkeit fremd und begegnet dem Leser nur in wenigen Ausnahmen zumeist in einem besonderen heilsgeschichtlichen Kontext – Petrus sieht in seiner „Ekstase“, dass Gott nichts für unrein erklärt und folglich auch die Heiden in das neue Gottesvolk integriert.

 

Wer die meditativen Methoden, wie sie Rust in seinem Buch lehrt, biblisch begründen will, muss Schriftstellen aus der Bibel, vor allem aus dem Neuen Testament, anführen, um seinen Standpunkt zu untermauern. Verse der Schrift zusammenzustellen, ohne ihren wahren inhaltlichen Gehalt zu beachten und ohne dass eine gründliche Untersuchung der Bedeutung eines Verses erfolgt, um diese Schriftstellen irgendwie in das eigene mystische Konzept einzubauen, ist wenig überzeugend. Die Bibel kennt keine mystische Theologie. Es waren die Glaubensstreiter der Reformation, die mit Schwärmern und Mystikern ihrer Zeit gebrochen haben und deren Lehre und Handeln im Licht der Schrift enttarnten.

 

Der bibeltreue evangelische Theologe Karl Heim schrieb im Jahre 1925: „… mystische Rauschzustände kann man gemeinsam haben unter einer Massensuggestion, aber Wahrheitserkenntnisse und Gewissenserfahrungen sind einsame Erlebnisse. Alles, was ich unter der Suggestion eines Menschen glaube und erlebe, das ist gerade kein Erlebnis mit Gott. Wir können nur durch einen klaren geistigen Akt zu Gott kommen, … nicht durch untergeistige Rauschzustände. Alle klaren, geistigen Akte lassen sich im Wort aussprechen und entstehen durchs Wort. Wir finden also Gott nur durch das Wort und ein geistiges Vernehmen des Worts, nicht durch wortlose und wortfremde Unendlichkeitsmystik … Immer, wenn wir die großen Vertreter und Vertreterinnen der katholischen Frömmigkeit betrachten, die den höchsten Gipfel der Ekstase erklommen, stehen wir vor dem letzten Entweder Oder, um das sich der Kampf der Religionen in der ganzen Religionsgeschichte dreht. Entweder der himmlische Rausch, den diese Persönlichkeiten erreicht haben, ist wirklich eine Berührung mit Gott, oder aber wir können Gott nur in einem einsamen geistigen Akt finden, also in nüchterner Klarheit. Jeder von uns steht vor diesem Entweder Oder und muss sich entweder für die eine oder für die andere Auffassung entscheiden. Davon hängt dann unsere Stellung zur katholischen und protestantischen Frömmigkeit, ja unsere ganze Weltanschauung ab.“3

 

Rudi Holzhauer wies in den 1980er Jahren treffend auf den immer populärer werdenden Trend zur Mystik hin und erklärte: „Das religiöse Erscheinungsbild der Gegenwart wird zunehmend von einem neuen Hang zur Mystik bestimmt… Die Flucht nach innen, in die eigene Seelenwelt, ist aber nicht gleichzeitig der Weg nach oben, zu Gott, wie man erhofft und irrtümlich annimmt – mögen uns das die Altmeister der Mystik der Religionen auch noch so ‘glaubhaft’ bezeugen! In der Mystik wird das transzendentale Erlebnis, die Begegnung mit dem angeblich ‘Göttlichen’, über das Zeugnis der Heiligen Schrift gestellt!“4

 

Rust, der selbst mystische Praktiken ausübt, folgt dem spirituellen Zeitgeist und lehrt kontemplative Methoden, die weder biblisch noch protestantisch und damit im Grunde auch nicht evangelikal sind. Es ist ohnehin traurig, die zunehmende Begeisterung der Evangelikalen für die Mystik beobachten zu müssen, wobei gleichzeitig das Interesse für Gottes Wort und biblische Lehre immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird.

 

Auch Rusts Versuch, Meditation als christozentrische Übung (99) oder trinitarische Praxis (100) auszuweisen, um sie als ein Handeln zu legitimieren, das mit gutem Gewissen als christlich gelten kann, lenkt von der Grundfrage, dem Entweder Oder, zweier unterschiedlicher Auffassungen ab. Ohne biblische Beweisführung schwimmt Rust auf der mystischen Welle mit, um in eine vermeintliche Gottesgegenwart zu treten. Die Bibel lehrt unmissverständlich, dass es nicht mystische Erfahrungen sind, die den Zugang zum Vater ermöglichen, sondern der Glaube aus Gnade (Rö 5,1-2; Eph 3,12; Hebr 4,16; 10,22).

 

Die missionale Pneumatologie: Aufbruch zur universellen Missio Dei

 

Rust hätte wohl kaum Moltmanns Empfehlung sicher sein können, wenn sein Buch nicht so deutlich die Züge der Philosophie der Emerging Church aufwiese. Über die Zusammenhänge zwischen Moltmann und emergenter Denkweise wird im Detail im letzten Teil dieser Rezension eingegangen. An dieser Stelle sollen die emergenten Vorstellungen beschrieben und anhand der Schrift bewertet werden.

 

Schon der Untertitel von Rusts Buch Grundlagen einer missionalen Pneumatologie lässt erahnen, aus welchen Quellen der Verfasser außerdem schöpft. Das Wort missional ist eines jener Schlagworte, welche die Vertreter der Emerging Church ständig im Munde führen. In unseren Tagen ist missionarisches Leben out; in ist, wer missional denkt und lebt. Missional steht ähnlich dem sozialen Evangelium der liberalen Theologie für christliche Mission, die sich über die Verkündigung hinaus oder diese gar verdrängend für die sozialen Belange der Menschen einsetzt.

 

Doch missional zu sein bedeutet weit mehr, als nur sozialer Aktivismus. Missionaler Dienst hat alle Lebensbereiche dieser Welt – Politik, Bildung, Kunst, Wissenschaft, Ökologie – im Visier und will sie alle verbessern und in einem christlichen Sinne veredeln. Laut Rust ist dies nur dann möglich, wenn der Heilige Geist in umfassender Weise den missionalen Dienst befeuert.

 

Rust spricht von einer „ganzheitlichen Lehre vom Heiligen Geist bis hin zur kosmischen und eschatologischen Pneumatologie [Eschatologie: Lehre von den letzten Dingen],“ die gemeinschaftsfördernd, sozialpolitisch und ekklesiologisch [die Gemeinde betreffend] ausgerichtet ist (28). Das Missionale bezeichnet für ihn demnach nicht nur ein „ganzheitliches Verständnis von der Sendung in alle Bereiche des Lebens“ (30), sondern beinhaltet obendrein eine kosmische und eschatologische Perspektive.

 

Rust, der viele Autoren der Emerging Church anführt wie Tobias Faix, Johannes Reimer, Michael Frost, Dan Kimball, Werner Küstenmacher, Friedrich Aschoff oder Alan Hirsch, ist überzeugt, dass nicht die „emergenten, missionalen neuen Gemeindeformen eine neue Belebung oder Reanimation der vom Todeskeim geprägten Kirchen und Gemeinschaften hervorbringen,“ sondern der Geist des Lebens (31). Rust befürwortet die emergenten, missionalen Bestrebungen also nur dann, wenn sie vom Heiligen Geist erfüllt sind. Ob die missionale Theologie überhaupt biblisch begründbar ist, liegt außerhalb seines Blickfelds. Rust bemängelt dann auch, dass die Pneumatologie in der emergenten Literatur nur eine „untergeordnete Darstellung findet“ (30).

 

Rust vertritt eine missionale Lehre, die nicht nur auf die diesseitige Verbesserung der Lebensumstände abzielt, sondern die sich auf die Vollendung ausrichtet, die sich der kosmischen Dimension Gottes bewusst ist und die letztlich nur dann erfolgreich sein kann, wenn der Heilige Geist diese Reformbewegung belebt. Damit hat Rust im Grunde eine pfingstlich-charismatische (pneumatologische) Erweiterung des missionalen Konzepts geschaffen, die, soweit der Rezensent weiß, derzeit als eine neue Perspektive zu gelten hat, die in dieser Form einmalig ist.

 

Rust plädiert für den Dialog mit allen Religionen. Dieser Dialog bezieht „auch spirituelle Erfahrungen mit ein und bewegt sich nicht nur auf doktrinärer bzw. wissenschaftlicher Ebene“ (39). Rust folgt der Spur seiner emergenten Vorläufer und postuliert eine inklusivistische Weltsicht. Mehr noch, Rust, der den Inklusivismus [Anerkennung der Heilsbedeutsamkeit anderer Religionen] des Zweiten Vatika-nischen Konzils der Katholischen Kirche ausdrücklich bejaht, ist überzeugt, dass „die volle und endgültige Offenbarung in Christus erfolgt ist“ (38). Er folgert, dass „missionale Pneumatologie diese Werte des Wahren und Heiligen in anderen Religionen und Kulturen aufspürt und zugleich auf den Ursprung und die Quelle des Heils in Christus hinweist“ (39, siehe auch 85).

 

Mit anderen Worten, alle Menschen sind bereits irgendwie von Christus inspiriert, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind, und alle Menschen werden künftig Christus letztlich als Quelle all des Guten, Wahren und Schönen in der Welt erkennen. Im letzten Kapitel „Der Geist der Hoffnung“, in welchem Rust über die „Vollendung und Gottes neue Welt“ schreibt, übergeht er die Frage, ob ewige Verdammnis für die Menschen bestimmt ist, die Christus nicht als ihren Erlöser angenommen haben. Vielmehr betont Rust: „Der Geist wirkt darauf hin, dass Christus am Ende … alles Gott übergeben kann, so dass ‚Gott alles in allem sein wird.‘ Die christliche Hoffnung auf die Vollendung hat diese universelle Ebene. Es geht um die kosmische Dimension der Gemeinschaft mit Gott“ (345).

 

Das Wirken des Geistes beschränkt sich laut Rust „keineswegs nur auf den Ort der Kirche und Mission, sondern es weist darüber hinaus auf die Vollendung allen Lebens in Gott hin. Im Wirken des Geistes sind somit die Schöpfung und die Neuschöpfung, als Beginn der Erlösung und als Vollendung der Schöpfung zu deuten“ (58). „Die Gemeinde Jesu hat kein Monopol auf die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Es geht dem Geist Gottes um die Wiedergeburt, die Neuschöpfung aller Dinge“ (196; Hervorhebung durch den Rezensenten). Diese Äußerungen lassen den naheliegenden Schluss zu, dass Rust zu Allversöhnung oder Heilsuniversalismus tendiert.

 

Die Gemeinde ist für Rust durch und durch missional, so dass er von der „Missionalität der Gemeinde“ sprechen kann (236). Die Gemeinde ist bis zur Wiederkunft Christi in die „große Missio Dei (Gottes Mission) hineingenommen“ (235). Das Konzept der Missio Dei setzt das Reich Gottes mit der allmählich sich durchsetzenden Gottesherrschaft in dieser Welt gleich. G. Vicedom warnt: „Das Reich der Welt oder das Reich der Teufel als Gegenüber des Gottesreiches und der Missio Dei ist umso gefährlicher, als es nie mit seinem wahren Gesicht in Erscheinung tritt. Es versucht sich immer unter der Maske des Guten, des dem Menschen Zukommenden, mit oft idealen Zielen zu tarnen. Deshalb kann die Grenze zwischen ihm und dem Gottesreich nur in seltenen Fällen klar und sichtbar gezogen werden. In ihm wirken sich die guten Vorsätze des Menschen zum Bösen und zum Verderben aus.“5

 

Eng mit der Missio Dei und dem ganzheitlichen missionalen Verständnis ist der sozialdiakonische Dienst. Rust erwähnt die Caritas oder das Diakonische Werk und preist sie als Vorbild an für die Freikirchen; letztere haben aus seiner Sicht in den letzten Jahren „ein umfassenderes Missionsverständnis“ entwickelt (255). Rust plädiert für den Einsatz der Geistesgaben in der Diakonie, eine „pneumatologische Dimension der Diakonie“ (262). Alle Geistesgaben sollen aus seiner Sicht „im Dienst der Missio Dei“ eingesetzt werden (277).

 

Rust bezeichnet die Person des Heiligen Geistes gleichfalls als „missional“, weil er diesbezüglich die „umfassende Mission des Geistes Gottes … im Einklang mit der Missio Dei“ in diese Welt versteht (351). Der Heilige Geist wirkt nicht nur in der Gemeinde, sondern seine Wirksamkeit zeigt sich „an allen Orten und zu allen Zeiten des Lebens“, in „allen Lebensbereichen und Lebensphasen, in Kirche, Gesellschaft und Politik, in Wirtschaft, Kunst und Kultur“ (352). Die Schrift hingegen lehrt, dass der Heilige Geist in den Herzen der Erlösten innewohnt (Rö 8,11; 8,16; 1Kor 3,16; 2Kor 1,22; Gal 3,14; 1Jo 4,13).

 

Unter der Aussage, dass der Heilige Geist „auf alles Fleisch ausgegossen“ wurde (Apg 2,17; Joel 3,1) versteht die Bibel nicht, dass alle Menschen den Heiligen Geist empfangen haben, denn „der natürliche Mensch nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist“ (1Kor 2,14) und „der HERR ist fern von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten erhört er“ (Spr 15,29).

 

Allen Menschen aber, sofern sie sich zu Jesus Christus bekehren und ihn im Glauben annehmen, wird seit dem Pfingstereignis in Apostelgeschichte 2 der Heilige Geist gegeben werden.

 

Die Kirchentrennungen und Spaltungen unter Christen bezeichnet Rust als „konfessionellen Sündenfall“ (215). Eine missionale Pneumatologie „relativiert die Orthodoxie durch die Würdigung der ‚Gemeinschaft des Geistes‘ auch außerhalb der verfassten Kirchen und im Blick auf die gemeinsame Bestimmung der ‚Gemeinschaft aller Heiligen‘“ (ebd.; Hervorhebung durch den Rezensenten). Der Geist Gottes ist laut Rust auf alles Fleisch ausgegossen, was für ihn eine „ökumenische Einheit“, eine „interkonfessionelle Ökumene“ beinhaltet, die „gemeinschaftliche Geisterfahrungen aufspürt“ (217). Somit tritt Rust für eine Einheit auf der Grundlage von Erfahrungen ein und negiert die Einheit, die in der Wahrheit begründet ist (Jo 17,17-21).

 

Eine missionale Pneumatologie, die eine allumfassende Ökumene anstrebt und Orthodoxie relativiert, hat selbstverständlich Raum für das Sakramentsverständnis der katholischen Kirche. Rust betont, dass er gar nicht über die „Sinnhaftigkeit des Begriffs Sakrament“ nachdenken will; vielmehr beschäftigt ihn die Frage, wie sich „der Geist Gottes an Zeichen und Handlungen bindet“ (220). Und auch die Abendmahlstraditionen der unterschiedlichen Kirchen „ob katholisch, orthodox, anglikanisch, lutherisch oder reformiert“ kann Rust nebeneinander stehen lassen (227).

 

Rust verweist auf den Jesuiten Teilhard de Chardin und dessen „kosmologische Gesamtschau“ (330) und lobt in diesem Zuge die Befreiungstheologie und die feministische Theologie als positives „gesellschaftskritisches Engagement“ (ebd.). Missionale Christen, die sich der Missio Dei verpflichtet fühlen, lassen sich nicht „auf einen neuen Himmel und eine neue Erde vertrösten“ (ebd.), sondern gehen mutig „gegen allen zerstörerischen Ungeist, jede Ungerechtigkeit und Unfreiheit“ vor (331).

 

Die Moltmann-Connection

 

Wie bereits erwähnt, gibt es Anknüpfungspunkte der emergenten Theologie mit dem häufig von Rust zitierten Theologieprofessor Jürgen Moltmann. Über 50 Mal zitiert Rust den evangelischen Theologen oder verweist auf ihn. Dies zeigt, wie stark Rust von Moltmanns Theologie beeinflusst bzw. vereinnahmt ist. Peter Zimmerling schreibt im Vorwort, dass „Rust seine eigenen Überlegungen vor allem im Gespräch mit Moltmann entwickelte und dabei immer wieder die Perspektive der charismatischen Bewegung zur Geltung bringt“ (10).

 

Rust folgt der „Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sicht der Pneumatologie“, wie Moltman sie vertritt (37) und führt ein längeres Zitat von Moltmann an, in dem dieser erklärt: „Die Gemeinschaft des Geistes führt die Christenheit notwendig über sich selbst hinaus in die größere Gemeinschaft aller Geschöpfe Gottes. Auch die Schöpfungsgemeinschaft, in der alle Geschöpfe miteinander, füreinander und ineinander existieren, ist Gemeinschaft des Heiligen Geistes… Die Entdeckung der kosmischen Weite des Geistes führt dagegen zum Respekt der Würde aller Geschöpfe, in denen Gott durch seinen Geist anwesend ist“ (ebd.). „Gott ist durch seinen Geist in allen Geschöpfen anwesend“, so Moltmann. Dieses Zitat, das Rust bejahend anführt, ist ein weiterer Hinweis, dass Rust wie Moltmann Universalisten sind.

 

Der US-amerikanische Pastor und Autor Bob DeWaay hat in seinem Buch The Emergent Church – Undefining Christianity nachgewiesen, dass Moltmanns Theologie, vor allem sein Buch Theologie der Hoffnung, viele Vertreter der Emerging Church in den USA maßgeblich beeinflusste. DeWaay führt u. a. in den USA so bekannte emergente Vertreter wie Brian McLaren, Tony Jones, Leonard Sweet, Stanley Grenz, Doug Pagitt, John Franke, Dwight J. Friesen, Troy Bronsink und Barry Taylor an, die von Moltmanns Theologie der Hoffnung geprägt wurden oder zumindest große Affinität zu den darin vertretenen Thesen aufweisen.6 Einige der genannten Personen trifft man wieder auf den Webseiten der deutschen Emerging Church an.

 

DeWaay studierte die englische Fassung von Moltmanns Theologie der Hoffnung (Theology of Hope, 1991) und stößt schon in der Einleitung des Buches auf Moltmanns Bekenntnis, dass er u. a. von dem Neo-Marxisten Ernst Bloch inspiriert war. Nach der Lektüre des Buches Principal of Hope des Atheisten Ernst Bloch kam Moltmann zu der Überzeugung, dass eine christliche Theologie der Hoffnung sinnvoll wäre. Für Moltmann sind der Atheismus, der Menschen von Aberglaube und Götzendienst befreien will, und der christliche Glaube, der die Menschen in die Freiheit des kommenden Gottesreiches führen will, keine Gegensätze; und welche Weltsicht auf lange Sicht sich als stärker erweist, könne man getrost der Zukunft überlassen, so Moltmann.7

 

Dem Leser dieser Rezension mag Neo-Marxismus und Christentum als unvereinbar erscheinen, doch sowohl Moltmann als auch Bloch sind von dem deutschen Philosophen Wilhelm Friedrich Hegel beeinflusst, der die Vorstellung vertritt, dass „Widersprüche durch geschichtliche Prozesse in einer Synthese zu einer besseren Zukunft führen.“8 Dem kann auch Moltmann zustimmen, da „der Gott der Hoffnung sowohl zukünftig als auch gegenwärtig ist, und weil die Zukunft der Welt auch Gottes Zukunft ist.“9 Hegel lehrte die dialektische Synthese, wonach sich widersprechende Thesen in einer höheren Synthese auflösen.

 

Neben Hegel, der 34 Mal in Moltmanns Buch erwähnt wird, erscheinen auch Karl Barth (26 Mal), Vertreter der Neoorthodoxie, und der liberale Theologe Rudolph Bultmann (32 Mal) sehr häufig. Kreuz und Auferstehung, Tod und Leben, werden von Moltmann als Gegensätze aufgefasst, die einer höheren Synthese einer neuen Realität in der Geschichte dem Guten und Hoffnungsvollen entgegenstreben. Damit zeichnet Moltmann wie nahezu alle Vertreter der Emerging Church eine Geschichtsauffassung, die von der Überzeugung geprägt ist, dass die Welt sich zum Besseren wandelt und einer hoffnungsvollen Zukunft entgegengeht. Die Schrift allerdings spricht von dem großen Glaubensabfall (2Thes 2,3) und dem kommenden Gottesgericht (1Thes 1,10; 5,9; Kol 3,6; Offb 6,17; 12,12; 19,15).

 

Moltmann verwirft die Vorstellung eines apokalyptischen Gottesgerichts und der Verdammnis alles Bösen. Aus seiner Sicht wird das Böse durch das Gute überwunden. Ein endzeitliches Gericht ist für Moltmann „ein fatalistischer Dualismus“. DeWaay erklärt: „Er [Moltmann] hält es nicht für nötig, sich mit Schriftstellen auseinanderzusetzen, die seinen Vorstellungen widersprechen, aber es überrascht nicht, wenn solche Aussagen von einem deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts kommen. In der deutschen theologischen Wissenschaft waren Theologie und Philosophie häufig so miteinander verknüpft, dass sie untrennbar wurden. Dies ist die Folge der Vorstellung, dass die Bibel nicht mehr als Gottes irrtumslose, verbalinspirierte Selbstoffenbarung zu betrachten ist.“10

 

Den Vorwurf, dass Moltmann sich nicht unter, sondern über Gottes Wort stellt und die Wahrheit auf der Grundlage der Hegel’schen Dialektik statt auf dem Fundament der Bibel definiert, muss man folglich auch Rust machen, der in vielerlei Hinsicht Moltmanns Gedanken folgt. Die postmoderne emergente Theologie beruht auf der „Vorstellung Hegels, dass Gegensätze sich in einer Synthese einer besseren zukünftigen Realität auflösen. Hegels Vorstellungen sind philosophisch und wurden in der realen Welt noch nicht unter Beweis gestellt. Moltmann griff Hegels Vorstellungen auf und schuf eine christliche Alternative zum Marxismus (der ebenfalls auf der Philosophie Hegels beruht), die er als ‚Theologie der Hoffnung‘ bezeichnete. Die Führer der Emerging Church veröffentlichten ein Buch mit dem Titel An Emergent Manifesto of Hope, das Moltmanns Vorstellungen anführt und widerspiegelt… Die Hoffnung, die von diesen Lehrern vertreten wird, hat ihre Grundlage nicht in den wörtlichen Verheißungen der Bibel, sondern in philosophischen Spekulationen.“11

 

Wider sola scriptura

 

Rust lehnt die „Alleinwirksamkeit des verkündigten Wortes“, das Prinzip sola scriptura der Reformatoren, ab und ist überzeugt, dass die Gemeinde durch den Grundsatz sola scriptura „geradezu entmündigt werden soll, das Gehörte anhand der Schrift zu prüfen“ (221). Diese Argumentation ist nur schwerlich nachzuvollziehen, denn es waren ja gerade die Reformatoren, die die Bibel in die jeweiligen Landessprachen übersetzten, weil es ihnen wichtig erschien, dass jeder das Wort Gottes selbst lesen und verstehen konnte. Die Reformatoren führten die Menschen aus der Babylonischen Gefangenschaft der von einer lateinischen Amtssprache beherrschten römischen Kirche.

 

Abwegig wirkt ferner der Vorschlag Rusts, Unterscheidungsvermögen „in den Exerzitien“ des Jesuiten Ignatius von Loyola „einzuüben“ (109). Statt auf das Wort, das Wort allein (sola scriptura), zu verweisen, führt Rust seine Leser zurück auf katholische Pfade. Ignatius von Loyola war eine der Schlüsselpersonen der Gegenreformation und arbeitete unermüdlich daran, die Früchte der protestantischen Reformation wieder auszutilgen.

 

Ebenso widersprüchlich ist Rusts Aussage: „Die Lehre des Geistes wird niemals der Lehre Jesu widersprechen oder sie in einer widersprüchlichen Weise ergänzen“ (64). Es ist Rust, der in seinem missionalen Ökumenismus so widersprüchliche Lehren wie die katholische Abendmahlslehre neben der protestantischen oder reformierten Lehre stehen lässt. Rust bezieht auch keine Stellung in der Frage der Sakramentenlehre und hat ferner nichts dagegen einzuwenden, dass ein Bischof seinem Firmling durch Handauflegung „die Herabkunft des Heiligen Geistes und die Vermittlung der Gaben des Geistes“ spenden kann (164), obgleich er selbst an die Geistestaufe als zweite Erfahrung glaubt, die „von der Bekehrung und Wiedergeburt unterschieden werden kann“ (169). Damit folgt Rust dem postmodernen emergenten Denken, das keine absoluten Maßstäbe oder letztgültige Wahrheiten anerkennt.

 

Gefährlich nahe am Pantheismus ist Rust, wenn er schreibt, dass „nicht nur das menschliche Leben von Gottes Ruach durchhaucht ist, sondern die ganze Schöpfung, der ganze Kosmos trägt in sich den Atem Gottes. Jede Pflanze, jedes Tier, jeder Stein, jedes Sandkorn ist ohne den Geist Gottes nicht denkbar“ (35). Rust fährt fort und erläutert, dass ein vom Geist Gottes geprägter Mensch „das Wirken des Geistes in der Schöpfung und in allem Leben wahrnehmen und auch ehren“ wird (36). Er nimmt in diesem Zusammenhang Bezug auf Albert Schweitzer und das, was er „Ehrfurcht vor dem Leben“ nannte. Die biblische Lehre der Allgegenwart Gottes lehrt im Gegensatz zum Pantheismus – „alles ist Gott und Gott ist alles“ –, dass Gott zwar überall gegenwärtig, aber dennoch kein Teil der Schöpfung ist. Zwischen Schöpfer und Schöpfung wird klar unterschieden.

 

Rust glaubt, dass der Dialog mit der Wissenschaft durch „die Theologie bereichert wird“ (90) und dass „Physik und Metaphysik“ (91) keine Gegensätze sind. Wie sich ein solcher Dialog bspw. in der Evolutionsfrage gestaltet, lässt Rust offen. Das Nachdenken über eine kosmische Pneumatologie sollte dazu führen, dass „Zeitgeist und Geist Gottes als miteinander korrespondierende Größen wahrzunehmen“ sind, so Rust (107). Die Gemeinde sollte aufhören, von der „bösen Welt“ zu sprechen (ebd. in Fußnote 147 als Zitat von Faix und Weißenborn).

 

Der Schriftbefund weist jedoch deutlich darauf hin, dass die Welt gottfeindlich gesinnt ist und gegen Gott steht. Aus diesem Grund soll der Christ die Welt nicht lieben (1Jo 2,15), er soll die Welt überwinden (1Jo 5,5) und sich dem Zeitgeist nicht anpassen (Rö 12,2), da sich die ganze Welt im Bösen befindet (1Jo 5,19). Die Welt erkennt die wahren Christen nicht (1Jo 3,1) und hasst die Nachfolger Christi (1Jo 3,13). Andererseits hat Gott die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab (Jo 3,16). Die Welt zu lieben ist nicht Weltliebe im Sinne einer Liebe zu weltlichen Dingen (1Jo 2,15-17). Diese beiden Wahrheiten dürfen nicht miteinander vermischt werden.

 

Fazit

 

Das gut gegliederte und engagiert geschriebene Buch von Heinrich Christian Rust ist seine ehrliche Analyse der gegenwärtigen pfingstlich-charismatischen Bewegung. Rust scheut sich nicht, Schwächen und Fehlentwicklungen dieser Bewegung zu benennen, statt diese unter den Teppich zu kehren und die Bewegung in ein überzogen positives Licht zu stellen. Hierfür muss man Rust Anerkennung zollen, da eine solche Haltung unter Pfingstlern und Charismatikern nicht gerade häufig anzutreffen ist.

 

Ferner greift Rust Punkte in seinem Buch auf, denen man zustimmen kann und die sich auch nichtcharismatische bzw. nichtpfingstliche Gemeinden zu Herzen nehmen sollten. So weist er darauf hin, dass der Geist nicht wirken kann „ohne die Verkündigung des Evangeliums von Kreuz und Auferstehung“ (148), dass es „eine neue Welt ohne neue Herzen nicht geben wird“ (187), dass es zu viel „Gruppenbildung“ in den Gemeinden gibt (246) und wahre Gemeinschaft unter Christen im „Gemeindebetrieb“ oft untergeht (193), dass wieder „verbindliche Gemeinschaften“ entstehen müssen (248), dass die vielen großartigen „Thesen von der transformierenden Gemeinde“ oft nur Luftblasen sind, die „doch so wenig Veränderung bringen“ (203), dass manche mit den Begriffen „emergent, missional, transformativ“ die „Gemeinde neu erfinden“ wollen (204), dass Evangelisationen zu „einer Großveranstaltung verkümmern kann“ (252), dass die meisten „veranstaltungsorientierten Evangelisationen“ von „verbalem Überhang“ charakterisiert sind (253) und dass Gott „alle Ehre gehören“ sollte (300).

 

Inhaltlich mag Rusts Buch „auf der Höhe der internationalen Diskussion“ sein, eine Würdigung, die allerdings nur zum Ausdruck bringt, dass Rust im Strom des theologischen Zeitgeistes schwimmt. Dieser Strom ist emergent, mystisch, inklusivistisch, dialogisch, charismatisch, missional und ökumenisch. Rust verkennt die fatalen Konsequenzen der Lehre der Missio Dei. Der Begriff der Missio Dei, der schon seit Anfang der 1950er Jahre bekannt ist, hat über die Jahrzehnte eine zunehmende inhaltliche Veränderung und Erweiterung erfahren in dem Sinne, dass die Verkündigung des Evangeliums zugunsten sozialer und politischer Aktivitäten immer weiter in den Hintergrund rückte. Seit den 1970er Jahren geht es vorrangig um die irdischen Belange und die Verbesserung der Welt.

 

Die missionale Pneumatologie Rusts spannt die Seile noch weiter und setzt die Pflöcke noch tiefer als die Vertreter der Emerging Church. Er will eine Verchristlichung aller gesellschaftlichen Bereiche realisieren und rückt darüber hinaus eine kosmische Perspektive ins Blickfeld. Er folgt Moltmanns Theologie der Hoffnung, die eine stetige Transformation dieser Welt und des Kosmos bis zur Vollendung postuliert. Dabei betrachtet Rust jeglichen gesellschaftlichen Wandel schon als Wirken des missionalen Heiligen Geistes.

 

Noch einmal soll Georg F. Vicedom zu Wort kommen, der zu bedenken gibt: „Jesus schenkt die Gaben seines Reiches nie so, dass er Menschliches ergänzt und überhöht, sondern dass er durch das in der Buße und Rechtfertigung geschenkte neue Leben dem Menschen ein neues Verhältnis zu seiner Umwelt und ein neues Ziel seines Lebens vermittelt. Aus diesem erwächst dann der Dienst, den Gott der Welt durch die Seinen erweisen will und der sich so auswirkt, dass alle Lebensgebiete von Christus durchdrungen und erneuert werden. Losgelöst von diesem neuen Leben den Menschen die Gaben des Reiches zu vermitteln, heißt, sie in die Hände von Menschen zu geben, die noch dem anderen Reich unterworfen sind. Wo das nicht beachtet wird, trägt die Tätigkeit der Kirche und Mission nur immer wieder dazu bei, dass Gottes Reich im Machtwillen des sündigen Menschen untergeht.“12

 

In Anbetracht der historischen Realität der Kirchengeschichte in Bezug auf das soziale Evangelium wird man bei Rusts Aufruf zu mehr sozialdiakonischem Dienst an die viel zitierte Weisheit erinnert: Die Geschichte lehrt, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt. Statt aus der Geschichte der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zu lernen, die heute über ca. 450.000 hauptamtliche Mitarbeiter in der Diakonie verfügt, aber von 1952 – 2004 ca. 4,3 Millionen Kirchenaustritte verbuchen musste, plädiert Rust dafür, den Weg des missionalen Transformationsverständnis der Missio Dei einzuschlagen, eine im Grunde erweiterte postmodern-emergente Form des sozialen Evangeliums.

 

Die EKD hat diesen Weg des sozialen Evangeliums vor 100 Jahren eingeschlagen und innerlich wie äußerlich gelitten,13 obgleich sie heute über eine halbe Million Mitarbeiter in der Diakonie verfügt. Ein Ende des Abwärtstrends ist derzeit nicht in Sicht. Warum sollten die evangelischen Freikirchen, und hier sind auch die nichtcharismatischen Gemeinden angesprochen, dem Vorbild der EKD folgen und den gleichen Fehler wiederholen? Anders herum gefragt, könnte es sein, dass die Evangelikalen bei einer falschen Weichenstellung, die im missionalen Sinne die ganze Kraft auf einen sozialen, politischen, kulturellen und ökologischen Aktionismus richtet, nicht nach Jahrzehnten ernüchtert vor denselben Folgen eines verhängnisvollen Irrwegs stehen?

 

Ein weiterer Punkt, der kritisch angemerkt werden muss, sind Rusts mystische Neigungen. Erkennt Rust, der selbst regelmäßig kontemplative Methoden praktiziert, die Tragweite seines Handelns und Lehrens? Wohl kaum. Wie großzügig Rust viele theologische Überzeugungen nebeneinander stehen lassen kann, erinnert an Spurgeons Warnung, die Bibel nicht wie einen Klumpen Wachs nach eigenem Belieben so zu formen, wie es einem gerade passt. Spurgeon mahnte: „Unsere Vorväter waren klar und deutlich, indem sie Grenzen absteckten. Sie hatten starke Überzeugungen über fundamentale biblische Wahrheiten, und sie verteidigten diese mit ganzem Eifer, wenn sie glaubten, dass sie schriftgemäß waren. Ihr Gebiet war von Hecken und Gräben umgeben; heute haben ihre Söhne aber die Hecken entfernt und die Gräben aufgefüllt, so dass nun alles eben ist und man die Grenzsteine beliebig verschieben kann.“14 Rust hat Hecken entfernt und Gräben aufgefüllt. Dass Rust dies aus besten Motiven tut, soll ihm zugute gehalten werden. Dass er es auch im Sinne und auf der Grundlage der Schrift tut, muss hingegen ausdrücklich verneint werden.

 

Noch in den 1980er Jahren zierten sich die deutschen Pfingstler, damals noch in der ACD (Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland) zusammengeschlossen, die sich 1982 in Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) umbenannte, vor allzu engen Kontakten mit der Katholischen Kirche. Anlässlich des Papstbesuches in Deutschland im Jahre 1980 gab es von der ACD ein „Nein zum Papst“15, obgleich schon damals der pfingstliche Mühlheimer Verband (damals noch als Christlicher Gemeinschaftsverband Mühlheim CGM bekannt) einen Delegierten zum Empfang des Papstes nach Mainz abstellte und auch in der damaligen ACD schon „Offenheit im rege gewordenen zwischenkirchlichen Dialog“ zu verzeichnen war.16

 

Mittlerweile hat sich die Situation grundlegend geändert, und es gibt abgesehen von einer kleinen Minderheit unter Pfingstlern und Charismatikern keine Vorbehalte mehr gegen eine ökumenische Einheit mit allen Kirchen. Im Gegenteil, wie sehr sich das geistige Klima verändert hat, lässt sich an Rusts positiver Bewertung des Zweiten Vatikanischen Konzils ableiten. Und dass Rust ferner den interreligiösen Dialog befürwortet, ist ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr sich die innere Verfassung der pfingstlich-charismatischen Bewegung verändert hat. Rust bestärkt mit seinem Buch diesen ökumenisch-interreligiösen Dialog, der in seiner Weite biblisch nicht mehr begründbar ist. Wenn Jesu Anspruch, der alleinige Weg zu Gott zu sein (Jo 14,6), wahr ist, dann muss dem Inklusivismus, wie er heutzutage prächtig gedeiht, eine Absage erteilt werden.

 

Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger), den Rust in seinem Buch ebenfalls anführt, lässt aus Sicht des evangelischen Theologen F. W. Graf “keinen Zweifel daran, dass interreligiöser Dialog dem [ka-tholischen] Lehramt primär zur Missionierung der Andersgläubigen dienen soll, um ihnen die Fülle der Christus-Wahrheit [aus katholischer Sicht] zu erschließen.”17 Nicht nur die “exklusive Autorität des Papstamtes” (“Primat des Papstes”) garantiert aus Sicht Benedikts die “Einheit des Gottesvolkes,”18 sondern auch die katholischen Sakramente, Riten und Überlieferungen, also alles, wogegen die Re-formatoren stritten und mitunter ihr Leben ließen. Alle, die noch nicht Glieder der Katholischen Kirche sind, leiden an einem “Heilsdefizit” und müssen durch eine “Heimholung” wieder in die Katholische Kirche einverleibt werden.19 Die römisch-katholische Weltkirche hat das “Wirken des Heiligen Geistes immer an die Institutionalität der [Katholischen] Kirche gebunden”, so Graf.20

 

Die Bibel bezeichnet Gottes Wort als “Schwert des Geistes” (Eph 6,17). Das missiologische Schwert Rusts ist stumpf und schneidet nicht mehr in gerader Richtung, sondern in alle Richtungen. Statt dass Rust sein Schwert mit dem Schleifstein der Wahrheiten Gottes stählt, macht er seine Klinge mit ökumenischen Parolen stumpf und verdingt sich als Helfer beim Bau der entstehenden widergött-lichen Weltkirche, die einen “äußeren Schein von Gottesfurcht hat, deren Kraft sie aber verleugnet” (2Tim 3,5).

 

Rust, der schrieb: „Die Lehre des Geistes wird niemals der Lehre Jesu widersprechen oder sie in einer widersprüchlichen Weise ergänzen“ (64), gibt zu wenig Antworten auf widersprüchliche Lehren der unterschiedlichen Denominationen und Konfessionen. Die Frage der Existenz der Hölle oder des endzeitlichen Gottesgerichts übergeht Rust einfach und beantwortet sie nicht. Ganz im Sinne eines postmodernen Wahrheitsverständnisses schwebt Rust eine Einheit aller Christen vor, die von einer pluralistischen Haltung gekennzeichnet ist.

 

Wenn Rust Teilhard de Chardin zitiert, wird seine Affinität zu dessen Philosophie offenkundig. Teilhard de Chardin wurde aufgrund seiner Studien zu einem Verfechter des Evolutionismus. Teilhards Ziel war, es die Kluft zwischen dem Pantheismus und dem Christentum zu überwinden, um “die christliche Seele des Pantheismus oder den pantheistischen Aspekt des Christentums” zu erhellen.21 Er tritt für die Synthese westlicher und fernöstlicher Spiritualität ein, die er auf eine kosmische Dimension erweitert, was erklärt, warum Teilhards Gedankengut von der Amtskirche misstrauisch beäugt wurde. Der Begriff “Christus”, wie er von den Konzilen des vierten nachchristlichen Jahrhunderts definiert wurde, musste aus seiner Sicht aufgegeben werden, um auf eine höhere dritte Ebene vorzudringen, die “weder menschlich noch göttlich, sondern kosmisch” ist.

 

Aus der Sicht Teilhards stellen die Seelen aller Menschen die “Seele der Welt” dar, die dem höchsten Ziel der Vereinigung mit Christus, dem Omega Punkt, entgegen strebt. Dieser Omega Punkt ist Mittelpunkt der Schöpfung und steuert die geistige Evolution des Universums. Aus seiner Sicht wird eine spirituelle Transformation dazu führen, dass die Welt heil wird. Der Mystizismus war für ihn die wahre Religion, welche die Einheit des Menschen mit dem Universum beinhaltet und zum globalen Frieden führt. Teilhard de Chardins Thesen zur Erbsünde, dem stellvertretenden Sühnetod Christi und der leiblichen Auferstehung werden bis heute kontrovers diskutiert. Manche betrachten Teilhard gar als Vordenker des New Age.

 

Heinrich Christian Rust beendet sein Buch mit dem Hinweis, dass er seine Ausführungen „lediglich als Gedankenanstöße für den weiteren Dialog“ versteht (353). Dieser Dialog wird sich nur dann als fruchtbar erweisen können, wenn Rust und mit ihm viele andere Evangelikale an diesem Scheideweg, an dem der Evangelikalismus angekommen ist, die richtige, d. h. die biblische, Richtung wieder einschlagen. Rusts Ausführungen über das Missionale, die Missio Dei, die Mystik, den ökumenischen Inklusivismus sowie seine kosmisch-philosophische Theologie stehen nicht auf einem schriftgemäßen Fundament und führen jedenfalls in die Irre.

 

Am Ende dieser Rezension sollen zwei Theologen zu Wort kommen. Karl Eberlein, promovierter Theologe und Pfarrer in Roth bei Nürnberg, schreibt in seinem Buch Christsein im Pluralismus:

 

„Es waren meist nicht die schlechtesten Zeiten der Kirche, wenn es Streit über gewichtige Fragen des Glaubens und Lebens gegeben hat. Bereits in den Anfängen der Christenheit ist es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, wie man etwa aus den Briefen des Apostels erfahren kann (z. B. Gal 2,11-14). Ohne den Mut zum Streit hätte es die Reformation nicht gegeben. Ohne den Mut zum Streit hätte sich während des Dritten Reiches die Bekennende Kirche nie zu ihrer Barmer Erklärung durchringen können… Ohne den Mut zum Streit wird eine Kirche geistlos… Die Notwendigkeit des Streitens ist in unserer Gegenwart nicht geringer geworden als in früheren Zeiten… Es könnte sein, dass die Kirche der Gegenwart nicht zu viel, sondern zu wenig streitet – jedenfalls über das und für das, worüber und wofür es sich von der Botschaft eines befreienden Gottes her zu streiten lohnt.“22

 

Und der US-amerikanische Theologe Dr. John C. Whitcomb schreibt über das Verhältnis von Liebe und WAHRHEIT:

 

„Glaube, Liebe und Hoffnung sind Tugenden, aber die WAHRHEIT ist eine ganz andere Kategorie. WAHRHEIT ist die Grundlage oder der Bezugsrahmen, ohne die keine der Tugenden wirklich existieren kann. Warum kann die Liebe nicht ohne die WAHRHEIT gedeihen? Ohne die WAHRHEIT, die die Liebe definiert, schützt, leitet und führt, kann die Liebe zu einem Desaster werden. Wir sollten es niemals wagen, die WAHRHEIT auf die gleiche Ebene zu stellen wie die Tugenden; sie steht über ihnen. Tugenden würden vertrocknen und absterben, wenn es keine WAHRHEIT gäbe.

 

Liebe, wie sie von Gott definiert ist, tut für eine Person das, was im Lichte der Ewigkeit am besten für sie ist, ganz gleich was es kosten mag. Wenn es um Evangelisation geht, vergessen einige Christen Gottes Definition von Liebe und verfallen einem teuflischen Sentimentalismus.

Die Liebe ist die Dienerin der WAHRHEIT. Sie ermöglicht, dass die WAHRHEIT besser verdaut werden kann, aber wir sollten es niemals zulassen, dass die WAHRHEIT beiseite gerückt wird. Gottes WAHRHEIT kann niemals verändert werden, aber Gottes WAHRHEIT in den Händen menschlicher Boten ist ein sehr kostbares und zerbrechliches Gut. Die WAHRHEIT wird entweder mit aller Kraft verkündigt und verteidigt, oder sie verflüchtigt sich innerhalb einer Generation.“23

 

Der Rezensent wünscht sich:

 

mehr Mut zum Streit statt sentimentaler Ökumene,

 

mehr Achtgeben auf die WAHRHEIT als Bezugsrahmen zur Liebe,

 

mehr Entschlossenheit im Kampf für den ein für alle Mal überlieferten Glauben statt verträumter Einheitsbestrebungen,

 

und schließlich mehr Besonnenheit im Heiligen Geist (1Tim 1,7) statt einer Suche nach mystischen Wellness-Erfahrungen.

 

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

 

Römer 15,13

 

 

Anmerkungen

 

Diese Rezension bezieht sich auf folgende Ausgabe: Heinrich Christian Rust, Geist Gottes – Quelle des Lebens: Grundlagen einer missionalen Pneumatologie, Neufeld Verlag, Schwarzenfeld, 2013.

 

1 Robert L. Alden, Ecstasy and the Prophets. In: Bulletin of the Evangelical Society, S.149-156.

 

2 Ebd., S.155.

 

3 Karl Heim, Das Wesen des evangelischen Christentums, Verlag Quelle & Meyer, Leipzig, 1925, S.68-69.

 

4 Rudi Holzhauer, Verführungsprinzipien, Verlag Johannis, Lahr, 1998, S.21.

 

5 Georg F. Vicedom, Missio Dei. Actio Dei, hrsg. v. K.W. Müller, edition afem:

 

mission classics 5, Nürnberg 2002, S.41. Zitiert in: Volker Gäckle, Die transformatorische Theologie im Licht des Neuen Testaments.

 

6 Bob DeWaay, The Emergent Church – Undefining Christianity, Bob DeWaay, Saint Louis Park, Minnesota, 2009. Kapitel 1 beschäftigt sich eingehend mit Moltmanns Einfluss auf Vertreter der Emerging Church.

 

7 Ebd., S.19.

 

8 Ebd.

 

9 Ebd.

 

10 Ebd., S.24.

 

11 Ebd., S.30.

 

12 Georg F. Vicedom, Missio Dei. Actio Dei, hrsg. v. K.W. Müller, edition afem:mission classics 5, Nürnberg 2002, S.49. Zitiert in: Volker Gäckle, Die transformatorische Theologie im Licht des Neuen Testaments.

 

13 Michael Roth wies in seinem Artikel Überlegungen zum eigenen Unbehagen mit dem Ruf nach Spiritualität auf die geistige innere Aushölung der evangelischen Kirche hin. Er zitiert den evangelischen Theologen und Professor für Systematische Theologie Friedrich Wilhelm Graf, der von „Tendenzen der Trivialisierung und Infantilisierung“ innerhalb der Kirche spricht und schreibt: „Der zeitgeistaffine Gegenwartsgott ist immer nur reine Liebe, Güte, Gnade und Herzenswärme, ein trostreicher Heizkissengott für jede kalte Lebenslage… Gott entbehrt  hier den Stachel der Negativität, kann also keine Irritationskraft mehr entfalten… Viel Distanzlosigkeit und Gefühlsduselei lassen sich in protestantischen Kanzelreden inzwischen beobachten. Emotionen, subjektive Befindlichkeiten, das Sich-Wohlfühlen rücken ins Zentrum. Das erste Gebot dieses neuen Kults von Einfühlsamkeit und Herzenswärme lautet: Fühle dich endlich wohl.“ In: Materialdienst der EZW, 2/13, S.49.

 

14 Charles Spurgeon, The Need of Decision for the Truth – A College Address. In: The Sword and the Trowel, März 1874.

 

15 Ludwig Eisenlöffel, Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland – Innenansichten 1945 – 1985, V & R Unipress, Göttingen, 2006, 241.

 

16 Ebd., 242.

 

17 Friedrich Wilhelm Graf, Kirchendämmerung – Wie die Kirchen unser Vertrauen verspielen, C. H. Beck, München, 2011, S.113.

 

18 Ebd., S.112.

 

19 Ebd., S.113.

 

20 Ebd., S.118.

 

21 Pierre Teilhard de Chardin, Christianity and Evolution, Harcourt Brace Jovanovich, New York, 1971, S.56.

 

22 Karl Eberlein, Christsein im Pluralismus – Ein Orientierungsversuch in der religiösen Gegenwart, LIT Verlag, Berlin, 2006, S.319-320.

 

23 Dr. John C. Whitcomb, Is Love Greater Than Truth? In: Sword & Trowel, 2013/Issue 1, S.12.

 

Eingestellt von G.W. um 13:16

 



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Wo liegt die Wahrheit? (Rudolf Ebertshäuser)

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(Quelle: www.das-wort-der-wahrheit.de Rudolf Ebertshäuser)

 

Sympathisanten der missionalen Gemeindegründungsbewegungen unter den „Freien Brüdern“ greifen das Buch „Zerstörerisches Wachstum“ an

Gegenwärtig wird eine Erklärung von führenden Befürwortern missionaler Gemeindegründungsbewegungen verbreitet, in der Gerd Goldmann, Lothar Jung und andere hauptamtliche Mitarbeiter aus dem Kreis der „Freien Brüdergemeinden“, die in meinem Buch Zerstörerisches Wachstum namentlich genannt wurden, mein Buch und mich selbst massiv angreifen. Das war nicht anders zu erwarten, wie ich in meinen Bemerkungen zu dem Buch vom November 2012 bereits vorausgesagt hatte. Die wenigen klar belegten und sachlich gehaltenen Aussagen, die ich in meinem Buch über sie machte, haben ihr Wirken für eine verführerische „Erneuerung“ der Brüdergemeinden offenkundig etwas schwieriger gemacht.

In der Erklärung werden zahlreiche Vorwürfe gegen mich und das Buch erhoben, die parteilich gefärbt und vielfach schlicht unwahr sind. Von ein, zwei untergeordneten Aussagen abgesehen, bei denen mir in meiner Recherche eventuell ein Irrtum unterlaufen sein könnte, enthalten diese Vorwürfe in erster Linie parteilich gefärbte Polemik, die dem durchsichtigen Zweck dient, die eigenen verkehrten Standpunkte in ein positives Licht zu rücken und die berechtigte Kritik in meinem Buch und nicht zuletzt meine Person unglaubwürdig zu machen. Die Mittel, die dabei angewandt werden, möge jeder selbst geistlich beurteilen. Jedenfalls haben führende Brüder aus dem Freien Brüderkreis mir vor Druck des Buches bestätigt, daß meine dort geschriebenen Aussagen über die „Freien Brüder“ sachlich wahr und zutreffend sind.

Die Stellungnahme zeigt eindrücklich, in welchem Ausmaß diese Brüder durch David Watson und andere missionale Lehrer bereits verführt sind. Sie nehmen keine klare Abgrenzung gegen die Irrlehren der Emerging Church und Johannes Reimer vor, sondern behaupten, von diesen vergifteten Quellen Positives gelernt zu haben. Die Ausführungen dieser Brüder beweisen, daß die geistlichen Bewertungen in meinem Buch, gegen die sie polemisieren, nicht nur zutreffend sind, sondern darüber hinaus, daß die missionale Irreführung in diesen Kreis bereits viel weiter fortgeschritten ist, als ich zunächst annahm.

Soviel einmal vorab zu dieser Erklärung; ich werde in den nächsten Wochen dazu auf dieser Webseite ausführlich Stellung nehmen. Jedem Leser dieser polemischen Angriffe sei nahegelegt, das Buch selbst unvoreingenommen zu lesen und unter Gebet zu prüfen, wo die Wahrheit liegt. Wir stehen in enormen geistlichen Auseinandersetzungen. „Habt acht, wacht, und betet!“ (Markus 13,33).

Ebe



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Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmachers Kritik an www.dominionismus.info / Kommentar (S.Schad)

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Kritik

Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmachers Kritik an www.dominionismus.info: Wie www.dominionismus.info dem (Internet-)Zeitgeist anheimfällt

Kommentar zur Kritik von Dr. Schirrmacher (S.Schad)

Vorweg: Dieser Blog wurde neben dem seit 2009 bestehenden Blog www.der-ruf.info von mir als separater Internetauftritt installiert um das Themenfeld des Dominionismus zu fokussieren. Als Blogger und Kommentator, der Schriften in erster Linie von den Publizisten Dr. Martin Erdmann, Rudolf Ebertshäuser, Georg Walter, Dr. Lothar Gassmann und anderen Autoren die hier im Mittelpunkt stehen, sehe ich das akademische theologische Niveau, das Dr. Schirrmacher beklagt, durch diese Autoren mehr als ausreichend gewahrt. Meine eigenen Beiträge sehe ich vom akademisch-theologischen Standpunkt her als untergeordnet zweitrangig, sie dienen häufig einer Vereinfachung hoch komplexer Sachverhalte und sollen den (häufig unbedarften) Leser über die Gefahren der falschen Reich-Gottes-Lehre, den Dominionismus und über die Absichten der Protagonisten eine Veränderung der Gesellschaft (Gesellschafts-transformation) im pseudo-christlichen Sinne herbeizuführen, bestmöglich aufklären.

An dieser Stelle erscheint es mir noch wichtig zu erwähnen, daß ich nicht das “Sprachrohr” oder der “Bauchredner” Dr. Martin Erdmann´s oder der anderen erwähnten Autoren bin, auch wenn ich überwiegend mit diesen im Kontakt stehe, somit mögen meine Unzulänglichkeiten nicht diesen angelastet werden. Auch wenn es zuweilen auf diesem oder meinen anderen beiden Blogs einen anderen Anschein erwecken mag, so möchte ich betonen, daß ich keinerlei Freude an der Kritik von Personen empfinde, da der Eifer und häufig auch der tiefe Kummer um SEIN Haus und die Wahrheit SEINES Wortes mich umtreiben.

Joh 2,17 Es dachten aber seine Jünger daran, daß geschrieben steht: «Der Eifer um dein Haus verzehrt mich.

Vorgeschichte: Wie Dr. Thomas Schirrmacher in seiner Kritik eingangs erwähnt gibt es eine Vorgeschichte, die nach dem Erscheinen von Dr. Martin Erdmann´s Buch “Der Griff zur Macht” und seiner Kritik “Der angedichtete Griff” zur Macht zu diesem Buch begann (siehe hier). Gottfried Meskemper veröffentlichte hierauf die überaus lesenswerte Kritik an der Kritik Dr. Thomas Schirrmacher´s “Der angedichtete Griff zur Macht” – Zum Kommentar von Thomas Schirrmacher.

Leider behauptet Dr. Schirrmacher wahrheitswidrig in dem Abschnitt seiner Kritik “Diesen Dominionismus gibt es nicht” daß Dr. Erdmann alleine mit seinen Thesen stünde (“nach seiner Kenntnis”, fügt er später noch einschränkend hinzu). Leider ist Dr. Schirrmachers Kenntnisstand an dieser Stelle eklatant unzureichend wie sich an zahlreichen  US-watch-Seiten aufklären läßt, die Sie mit den Suchbegriffen “dominionism” oder “kingdom theology” mühelos mit der Google-Suche finden können. Auch die jahrelange Arbeit der renommierten Discernment Research Group sei hier exemplarisch erwähnt. Es hat den Anschein, daß Dr. Schirrmacher ein relevantes Thema ignorieren und wegdiskutieren möchte, wie ich auch schon auf seinem Internetauftritt in einem Kommentar zum Ausdruck brachte, und rückt Dr. Erdmann sinngemäß in die Nähe eines Verschwörungstheoretikers.

Zur Kritik an www.dominionismus.info: Mir fällt zuerst einmal eine gewisse Larmoyanz im Ton der Kritik auf und recht grobe Ungenauigkeiten in der inhaltlichen Substanz.

Stichwort: “(Internet)Zeitgeist”: Dr. Thomas Schirrmacher nutzt ebenso wie seine unliebsamen Kritiker das Internet zur Verbreitung seiner Inhalte, sowie soziale Netzwerke wie z.B. facebook … einmal ganz zeitgeistlich nachgefragt: So what?

Dr. Schirrmacher schreibt: “Warum komme ich der Bitte nicht nach, die Diskussion weiterzuführen?”

Da, Dr. Schirrmacher www.dominionismus.info anspricht kann ich nachdrücklich sagen, daß eine solche Bitte eine Diskussion fortzuführen meinerseits nicht formuliert wurde … seine Standpunkte sind hinreichend bekannt, die aus meiner Sicht jede Diskussion erübrigen.

Dr. Schirrmacher schreibt: “Die Diskussion wird mehr und mehr von typischen Unarten des Internets bestimmt, das heißt, dass die Chat-Sitte des Zeitgeistes, bei Kommentaren das Gefühl für Anstand zu verlieren, zu sehr Einzug gehalten hat.”

Unarten? Chat? Wo ist dergleichen dessen sich Dr. Schirrmacher nicht ebenso bedient wenn es um die Verbreitung seiner Inhalte geht?

Dr. Schirrmacher schreibt: “Der Ton erreicht das Niveau vieler Internetplattformen, Chats und Kommentare unter Webveröffentlichungen, wo jeder einmal ‚Dampf ablassen‘ kann. Wie dort über Mitmenschen gesprochen wird (ich sage nicht „Mitchristen“, weil mir und vielen anderen dort ja gerade das Christsein abgesprochen wird), ist unchristlich und oft dazu faktisch falsch

Ich bin nicht überrascht, daß Dr. Schirrmacher substanziell geäußerte Kritik sofort mit dem “Totschlag”- Argument versieht, daß sie unchristlich wäre. Für das nicht-akademische Niveau als Autor meiner Artikel und Kommentare, gekennzeichnet mit “S.Schad” oder “Author_S”, zeichne ich mich verantwortlich … wer hier außer mir, neben Kent Johnson “Dampf” abläßt, das wüßte ich gerne – möge ein jeder beurteilen ob es sich um Dampf oder schlichte Wahrheiten handelt, die er am Wort Gottes als einziger Richtschnur prüfen möge.

Dr. Schirrmacher schreibt: “Wenn ich alle Erwähnungen meiner Person zusammen nehme, finde ich dort eine Fratze meiner selbst, bestenfalls belegt mit Medienberichten über mich (die selten korrekt wiedergeben, was ich wirklich gesagt und gemacht habe). Dagegen setzt sich keiner gediegen mit meinen vielen Veröffentlichungen auseinander.”

Es ist nicht das Anliegen dieses Blogs Dr. Schirrmacher oder eine andere Person herabzuwürdigen … eine Fratze aus gleich wem zu machen … sollte ich unbeabsichtigt in meiner Wortwahl diesen Anschein erweckt haben so bitte ich um Korrektur! Andererseits lehne ich es ab Dr. Schirrmachers gesamtes Lebenswerk studieren zu müssen, ehe ich seine Erlaubnis erhalte ausgewählte Publikationen zu kritisieren, oder ihn als Repräsentanten der WEA im Zusammenhang mit deren Ökumenebestrebungen oder z.B. der UNO-initiierten Micha-Initiative kritisieren zu dürfen. Es ist allerdings ein explizites Anliegen dieses Blogs verkehrte theologische Strömungen in besonderen Zusammenhängen aufzudecken und Gefahren aufzuzeigen – ohne Masken und ohne Fratzen.

Dr. Schirrmacher schreibt: “Allerdings brauchen sie das auch gar nicht, denn die Aussage, die sich durch den Blog und andere Veröffentlichungen (und natürlich schon durch das Buch von Martin Erdmann) zieht, ist, dass ich genauso wie viele andere Vertreter anderer theologischer Richtungen lüge, subversiv schreibe und alles verschleiere (z. B. hier), also das, was ich sage, sowieso eher das Gegenteil von dem ist, was ich wirklich denke.”

Der hier angesprochene Artikel von mir enthält einen weiteren Artikel und eine Aussage von Georg Walter (distomos.blogspot.de) in der dieser einer Aussage Dr. Schirrmacher´s widerspricht (AfeM-Jahrestagung 2013 – emergente Verschleierung) – ein Nachweis mehr, daß Unbequemes aus Dr. Schirrmacher´s Sicht wegdiskutiert werden muß. Mein Artikel bezieht sich in erster Linie auf Widersprüche in den Aussagen von Prof. Dr. Reimer.

Dr. Schirrmacher schreibt: “Wenn mich etwa – und andere noch stärker – „die emergente Geisteskrankheit“ (vgl. hier) befallen hat, dann hat sich da jemand im Ton vergriffen. Einmal davon abgesehen, dass dies auch fälschlich vermittelt, ich würde zur emergenten Bewegung gehören, …”

Niemand schreibt, daß Dr. Schirrmacher zur emergenten Bewegung gehören würde … wo liest er dies? … es ist viel mehr die Rede davon, daß es an Unterscheidung fehlen würde sich von dieser gefährlichen Bewegung ausreichend zu distanzieren … bitte, bleiben Sie doch bei den Fakten, Herr Dr. Schirrmacher und lesen Sie bitte was dort steht anstatt zu vernebeln und die Ambivalenz der Evangelischen Allianz-Vertreter im Bezug auf diese Bewegung zu verschleiern!

Dr. Schirrmacher schreibt: “Die Diskussion über die Sichtweisen und Forderungen der emergenten Bewegung müssen geführt werden, aber nicht emotional, polemisch und ad personam, sondern nach gutem Zuhören und Verständnis und mit der offenen Bibel und in ernstem Suchen.”

Das sehe ich und die zitierten Autoren dieser Seite anders: Die emergente Bewegung hat sich alles in allem als synkretistische, bibelferne und im engeren und weiteren Sinne als häretisch erwiesen – ein Dialog ist für bibeltreue Christen entbehrlich!

Tit 3,10 Einen sektiererischen Menschen weise ab, nach ein- und zweimaliger Zurechtweisung,

Dr. Schirrmacher schreibt: Toll ist auch, was die Seite so alles über mich zu berichten weiß, was ich noch gar nicht über mich wusste, um zu belegen, dass ich vom Glauben abgefallen bin. So heißt es zu einem Telefonanruf: Da „war Thomas in Zeitnot, er musste eilig zum Flugplatz, weil er nach Damaskus fliegen musste, um mit Assad zu konferieren“ (siehe hier).

Dieser Abschnitt bezieht sich auf Gottfried Meskemper´s geäußerter Kritik an der Kritik zu Dr. Erdmann´s Buch und kann als unbedingt glaubwürdig angesehen werden, auch wenn ich persönlich den Autoren nicht kenne und die geschilderten Einzelheiten des sehr gut beleumundeten älteren Bruders nicht überprüfen konnte.

Dr. Schirrmacher schreibt:Die Zehn Gebote bleiben auch bei biblisch-theologischen Auseinandersetzungen in Kraft! Brüder von www.dominionismus.info, bitte kehrt zu einer gediegenen Auseinandersetzung über das Verständnis biblischer Texte zurück, nehmt ernst, was andere sagen und schreiben und lasst Euch nicht so vom (Internet-)Zeitgeist in Wortwahl und Argumentationsweise mitreißen!”

Dr. Schirrmacher ist gewiß keine Projektionsfläche an der sich www.dominionismus.info im besonderen abarbeitet. Es gibt von 143 Beiträgen, die dieser Blog derzeit enthält, nur sehr wenige Artikel die seinen Namen mit etwas anderem als seiner Kritik an dem Buch Dr. Martin Erdmann´s in Zusammenhang bringen. Die Bereitschaft zu einem Dialog und einem Update seines Kenntnisstandes war bei Dr. Schirrmacher nach dem Erscheinen des Buches “Der Griff zur Macht” nicht erkennbar, andernfalls hätte er zuerst Dr. Martin Erdmann kontaktiert und nicht in dieser Weise vorab unsachlich kritisiert und bagatellisiert. Die Vorhaltung bleibt bestehen: Als Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz hätte sich Prof. Dr. phil. Dr. theol. Schirrmacher mit dem Thema intensiver befassen sollen ehe er dieses in die Nähe einer “Verschwörungstheorie” argumentiert – andernfalls bleibt der Verdacht bestehen daß eine gewisse Vernebelung dominionistischer Bestrebungen gewollt und beabsichtigt ist und Dr. Schirrmacher sich z.B. in der Nähe von Rick Warren´s Weltplänen orientiert, die zweifelsohne eine erhebliche Sprengkraft besitzen.

Es ist an Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Schirrmacher, der Diskussion und Ihrem Beitrag, mehr Substanz zu verleihen, als diesen Beitrag hier als “internet-zeigeistlichen-Chat”-Dampf abzuqualifizieren. Vielen Dank im voraus – somit besteht jetzt eine Anfrage nach Auskunft, die Sie verweigern bevor diese bestanden hat!

(S. Schad www.dominionismus.info 29.09.2013)

 

 



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Eine “neue” Kritik zur Kritik an Dr. Martin Erdmanns Buch “Der Griff zur Macht” (S.Schad)

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Es handelt sich nicht tatsächlich um eine neue Kritik zur Kritik von Prof. Dr. Schirrmacher an Dr. Martin Erdmann´s Buch “Der Griff zur Macht”, sondern um ein neues Fundstück von mir, heute im www gefunden: Kritik an der Kritik von Herrn Schirrmacher von Oliver Rau.

Ich möchte an dieser Stelle das hervorragend informative, sehr gut geschriebene Buch von Dr. Martin Erdmann hier wärmstens empfehlen (erhältlich hier + Leseprobe hier)

Der-GRiff-zur-Macht

(S.Schad www.dominionismus.info 11.02.2014)



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dominionismus.info: Diskrepanz zwischen Lesern und Theologen (S. Schad)

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Lieber Leser,

ich wünsche Ihnen ein gesegnetes neues Jahr! Mögen Sie den Frieden unseres HERRN JESUS bewahren trotz aller widriger Umstände und besorgniserregender Entwicklungen in unseren Kirchen – so schwer das manchmal fallen mag!

Es gibt eine seltsame Diskrepanz zwischen den Lesern bzw. Nicht-Lesern dieses Blogs und manchen Theologen, die sich mächtig an der Kritik (explizit) dieses Internetauf-trittes reiben und nicht immer namentlich genannt werden möchten (ich wahre diese Vertraulichkeit). Dieser Blog wird, wie mir Kritik und wohlmeinende Zuschriften verraten, von den Gegnern wesentlich ernster genommen als von der Zielgruppe an die ich diese Inhalte adressieren möchte  … dumm gelaufen? Gewissermaßen schon! Denn welchen Nutzen bringt es, daß sich Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher larmoyant darüber beklagt wie schlecht er sich von diesem “Zeitgeistinternetauftritt” (so seine Worte) verstanden fühlt? Viel Feind, (oder mächtige Feinde,) viel Ehr? Nein, gewiß wäre dieser Vorsatz nicht zielführend und steht auch keineswegs in meiner Absicht. Viel mehr umtreibt mich vorrangig im Bezug auf die evangelikalen Freikirchen, die Absicht aufzuklären, wohin die weitverbreitete Transformationstheologie, die verdeckt oder ganz offen in den meißten Kirchen propagiert wird, hinführen muß.

schirrheseSchirrmacher-Freund Michael Hesemann, ein christlicher (?) Ritter des Ritterordens der Madonna von Jasna Gora, Tschenstochau, beim Freimaurergruss mit Ratzinger – noch Fragen?

Trotz Weiterverbreitung der besten apologetisch tätigen Publizisten zu diesem Thema, Dr. Martin Erdmann, Rudolf Ebertshäuser und Georg Walter, sowie meinen eigenen bescheidenen Bemühungen Licht in das Dunkel dieser brisanten Entwicklungen zu bringen, ist es nicht gelungen, nennenswert über einen kleinen Kreis Interessierter einen Leserkreis zu etablieren, der eine gewisse Publizität, die ich mit den Blogs www.der-ruf.info und www.neue-weltordnung.info relativ mühelos erzielen konnte, erahnen läßt. Ich bin ratlos! Ich möchte die Leser dieses Blogs daher ganz herzlich bitten, auf jede Weise, ob in sozialen Netzwerken, via E-Mail, oder ausgesuchte Artikel auch ausgedruckt, an viele Geschwister und in den Gemeinden weiter zu verbreiten.

An dieser Stelle möchte ich gerne noch einmal auf Dr. Martin Erdmanns neugestalteten Internetauftritt www.veraxinstitut.ch hinweisen. Martin Erdmann ließ mich wissen, daß er sich in diesem Jahr verstärkt in die apologetische Arbeit, in deutscher Sprache, stürzen würde – ich bin daher voller Hoffnung, daß die Aufmerksamkeit für diese hochwichtigen Themen, die alle, sogar die robusten Brüderversammlungen, wie eine Infektionskrankheit heimsuchen (siehe hierzu die Ausführungen des Bruders Rudolf Ebertshäuser auf diesem Blog oder auf www.das-wort-der-wahrheit.de) mehr Beachtung finden werden.


S.Schad

www.dominionismus.info

01.01 2015

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